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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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sehr liebenswürdig von Ihnen, bester Maxime, wenn Sie sie befragen und ihr sagen wollten, wie sehr ich unter dieser Kälte leide.«
    »Das werde ich hübsch bleiben lassen!« erwiderte Maxime lachend. »Renée hat heute ihre Nervenzufälle und ich bin gar nicht begierig, den Ansturm derselben auszuhalten. Bitte, besorgen Sie derlei Dinge gefälligst selbst.«
    Und nachdem er an seiner Havanna langsam einen Zug gethan, fügte er hinzu:
    »Sie wollen mich da eine nette Rolle spielen lassen!«
    Herr von Mussy aber sprach ihm von seiner lebhaften Freundschaft und erklärte dem jungen Manne, daß er blos auf eine Gelegenheit warte, um ihm zu beweisen, wie sehr er ihm ergeben sei. Er sei sehr unglücklich, er liebe Renée unbeschreiblich! »Nun gut!« sagte Maxime endlich; »ich werde es ihr sagen. Aber versprechen kann ich nichts; ich zweifle gar nicht daran, daß sie mich mit einer langen Nase fortschicken wird.«
    Damit kehrten sie in das Nebenzimmer zurück und ließen sich in den bequemen Fauteuils nieder. Hier erzählte Herr von Mussy während einer geschlagenen halben Stunde seinem jungen Freunde alles Leid, welches ihn bewegte; zum zehnten Mal schilderte er ihm, wie er sich in seine Stiefmutter verliebt, wie ihn diese ausgezeichnet habe und während Maxime seine Zigarre zu Ende rauchte, ertheilte er ihm Rathschläge, erklärte er ihm, wie launisch Renée sei und unterwies ihn, wie er sich benehmen müsse, um sie zu beherrschen.
    Saccard hatte sich in einiger Entfernung von den jungen Leuten niedergelassen, was Herrn von Mussy veranlaßte, in seinen Ergüssen innezuhalten, während Maxime seinen Vortrag mit den Worten beschloß:
    »Ich an Ihrer Stelle würde nach Hußaren-Art zu Werke gehen; sie hat das gerne.«
    Am Ende des Salons gelegen, nahm das Rauchzimmer einen jener runden Räume ein, welche die kleinen Thürme bildeten. Dasselbe war in reichem Styl gehalten. An den Wänden eine Tapete, die eine Nachahmung des Korduanleders war, Vorhänge und Portièren in algierischem Styl und an Stelle des Teppichs ein Mokade-Stoff mit persischem Muster. Die mit holzfarbenem Chagrinleder überzogene Einrichtung bestand aus kleinen Tabourets, Fauteuils und einem sich längs der runden Wand hinziehenden Divan. Der kleine Kronleuchter, der von der Decke herabhing, die Verzierungen der Rauchschränke, sowie die Kamingarnitur waren aus blaßgrüner florentiner Bronze.
    Bei den Damen waren nur einige junge Leute und mehrere alte Herren mit weichen, blassen Gesichtern, die einen Abscheu vor Tabak hatten, zurückgeblieben. Im Rauchzimmer wurde gelacht und in sehr freier Weise gescherzt. Herr Hupel de la Noue trug ganz ungemein zur Erheiterung der Herren bei, indem er die Geschichte, die er schon bei Tische zum Besten gegeben, von Neuem vortrug, diesmal aber mit Details vermehrt und gewürzt, deren er sich zum ersten Mal enthalten. Dies war seine Spezialität; er verstand eine Anekdote stets auf zweierlei Weise vorzutragen, – einmal wie sie Damen, dann wie sie Herren aufgetischt werden durfte. Als Aristide Saccard eintrat, wurde er umringt und beglückwünscht und als er nicht zu verstehen schien, theilte ihm Herr von Saffré in sehr beifällig aufgenommenen Worten mit, daß er sich ganz ungemein um das Vaterland verdient gemacht habe, als er verhinderte, daß die schöne Laura d'Auriguy zu den Engländern übergehe.
    »Nein, wahrhaftig, meine Herren, Sie befinden sich im Irrthum,« erklärte Saccard mit falscher Bescheidenheit.
    »Ach, sträube Dich doch nicht!« rief ihm Maxime scherzhaft zu. »In Deinem Alter ist Das sehr schön gehandelt.«
    Der junge Mann warf seine Zigarre weg und kehrte in den Salon zurück. Es waren noch viele Gäste gekommen. In dem weiten Räume wimmelte es von Herren in schwarzen Fräcken, die herumstanden und mit halblauter Stimme plauderten und von Damen, die in ihren Gesellschaftsroben breit auf den Causeusen saßen. Schon begannen die Lakeien Eis und Punsch auf silbernen Tassen herumzureichen.
    Maxime, der mit Renée sprechen wollte, durchschritt den großen Salon der Länge nach, wohl wissend, wo er den Damenzirkel finden würde. Am anderen Ende des Saales, gleichsam als Gegenstück zu dem Rauchzimmer befand sich ein runder Raum, aus welchem man einen allerliebsten kleinen Salon zurechtgemacht hatte. Mit seinen Tapeten, seinen Vorhängen und Portièren aus golddurchwirkter Seide bot er einen Anblick, der ebenso wollüstig, als originell und einladend wirkte. Das zart vertheilte Licht des

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