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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Man konnte zu jener Zeit mächtige Maueranschläge sehen, die in großen schwarzen Buchstaben die Überschrift trugen: »Allgemeine marokkanische Hafengesellschaft« und auf welchen der Name Toutin-Laroche unter Hinzufügung seines Titels als Munizipalrath an der Spitze des Verzeichnisses der Mitglieder des Verwaltungsrathes prangte, unter denen sich weiter aber auch kein bekannter Name mehr vorfand. Dieser Kniff, der seither arg mißbraucht worden, trug treffliche Früchte. Die Aktienkäufer strömten herbei, trotzdem die Frage der marokkanischen Hafenplätze eine sehr wenig geklärte war und die wackeren Leute, die ihr Geld herbeischleppten, hätten selbst nicht zu sagen vermocht, zu welchen Zwecken dasselbe verwendet werden sollte. In hochtrabenden Phrasen sprachen die Plakate von der Errichtung von Handelsstationen längs des Mittelländischen Meeres. Seit zwei Jahren vermochten gewisse Zeitungen diese großartige Operation nicht genügend zu rühmen und zu preisen. die sie jedes Quartal für blühender und erfolgverheißender denn je erklärten. Im Munizipalrathe galt Herr Toutin-Laroche für ein Verwaltungsgenie ersten Ranges; er war einer der starken Geister dieser Körperschaft, und der rücksichtslosen Tyrannei, welche er über seine Kollegen ausübte, kam nur seine hündische Ergebenheit vor dem Präfekten gleich. Schon arbeitete er an der Bildung einer großen Finanzgesellschaft, des Crédit Viticole, die den Besitzern von Weinbergen mit Darlehen unter die Arme greifen sollte, und sprach er über diesen Gegenstand mit einer gewissen Zurückhaltung und wichtigen Miene, die den Neid und die Eifersucht aller Einfaltspinsel erregten.
    Saccard gewann die Gunst dieser zwei Persönlichkeiten, indem er ihnen Dienste erwies, bei welchen er sich sehr gewandt den Anschein gab, als wäre ihm die Bedeutung derselben unbekannt. Er führte seine Schwester mit dem Baron zusammen, der damals gerade in eine seiner schmutzigsten Geschichten verwickelt war. Er führte sie zu ihm unter dem Vorwande, seinen Beistand zu Gunsten der geliebten Schwester zu erbitten, die sich schon seit langer Zeit darum bewarb, mit einer Lieferung von Fenster-Vorhängen für die Tuilerien betraut zu werden. Es fügte sich aber, daß sich der Wegekommissär zurückzog und sie mit einander allein ließ, worauf Frau Sidonie dem Baron ihre Bereitwilligkeit kundgab, mit gewissen Leuten zu unterhandeln, die so wenig auf den eigenen Vortheil bedacht waren, daß sie sich nicht geschmeichelt fühlten durch die Freundschaft, deren ein Senator ihre Tochter, ein kleines Mädchen von etwa zehn Jahren, gewürdigt hatte. Bei Herrn Toutin-Laroche operirte Saccard persönlich, indem er in einem Korridor eine Unterredung über den Crédit Viticole mit ihm anknüpfte. Fünf Minuten später nahm ihn das große Verwaltungsgenie, ganz erschrocken und bestürzt über die erstaunlichen Dinge, die er da vernahm, ohne Weiteres unter den Arm und unterhielt sich länger als eine Stunde mit ihm. Saccard gab ihm geradezu bewunderungswürdige Verhaltungsmaßregeln in Bezug auf zukünftige finanzielle Operationen und als Herr Toutin-Laroche von ihm ging, drückte er ihm mit sehr bezeichnender Miene die Hand, wozu er noch verständnißinnig mit den Augen zwinkerte.
    »Sie sollen mit dabei sein, murmelte er; Sie müssen mit dabei sein.«
    Aristide übertraf sich selbst in dieser Angelegenheit. Er trieb die Vorsicht so weit, daß er den Baron Gouraud und Herrn Toutin-Laroche in Unkenntniß darüber ließ, daß Beide in die Sache eingeweiht seien. Er besuchte Jeden besonders und legte bei ihnen ein Wort zu Gunsten eines seiner Freunde ein, dessen Haus in der Rue de la Pepinière expropriirt werden sollte; er sagte jedem der beiden Biedermänner, daß er über diese Angelegenheit mit keinem anderen Mitgliede der Kommission sprechen werde, daß die Sache unanfechtbar sei, daß er aber bei derselben auf sein ganzes Wohlwollen rechne.
    Die Befürchtungen des Wegekommissärs waren gerechtfertigte gewesen und er hatte wohl gethan, seine Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Als die auf sein Haus bezüglichen Schriftstücke vor die Kommission gelangten, traf es sich, daß ein Mitglied derselben in der Rue d'Astorg wohnte und das betreffende Haus kannte. Dieses Mitglied war entsetzt über den Betrag von 500 000 Francs, welcher seiner Ansicht nach auf weniger als die Hälfte herabgesetzt werden müßte. Aristide selbst hatte die Schamlosigkeit gehabt, 700 000 Francs verlangen zu lassen. Herr

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