Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)
Haustür gehört, wenn sie es gewesen wäre.
»Wir werden die Druckauflage bei dem neuen Buch verdoppeln.« Holly klang auf einmal viel zu laut. »Wenn es nach mir geht zumindest. Aber zuerst musst du abliefern.«
Ich schlich gerade rechtzeitig den Flur hinunter, um zu beobachten, wie jemand am Ende langsam die Kellertür hinter sich zuzog. Als das Schloss einrastete, klang dies als ob jemand eine Pistole nachlud. Ich schluckte einen dicken Schleimklumpen hinunter.
»Du bist beängstigend wortkarg. Einen Aufschub willst du doch hoffentlich nicht, oder? Der Veröffentlichungstermin steht!«
Irgendwie fand ich meine Stimme wieder. »Nein, das sind klasse Neuigkeiten.« Die Worte blieben mir regelrecht im Halse stecken. Die Stufen der Kellertreppe knirschten, als jemand hinunterging. Ich pirschte mich mit vehement klopfendem Herzen an die Tür.
»Was zum Teufel ist los mit dir?«, bellte Holly. »Du klingst, als stündest du komplett neben dir, Mann.«
»Ich muss aufhören. Ruf dich zurück.«
»Was ist denn?«
»Ich glaube, hier ist gerade jemand eingebrochen.«
»Travis? Du meinst, in euer Haus?«
»Ich muss jetzt.«
»Soll ich –«
»Ich melde mich wieder«, sagte ich und legte auf. Das Handy rutschte vor Schweiß in meiner Hand. Ich ließ es in die Hosentasche gleiten, dann öffnete ich die Kellertür. Unten brannte Licht, das ich definitiv nicht eingeschaltet hatte. Und Jodie war, soweit ich wusste, seit Längerem nicht nach unten gegangen. »Hey«, rief ich im verbissenen Versuch, bedrohlich zu klingen, und scheiterte kläglich. »Ich weiß, dass Sie da unten sind. Kommen Sie hoch, wir können über alles reden. Ich habe nicht vor, die Polizei zu rufen.«
Ich stand eine gefühlte Ewigkeit lang am Ende der Stufen und schwitzte wie verrückt. Gerade als sich mein Herzschlag weitgehend erholte, erklang ein dumpfer Knall gefolgt von wiederholtem Klicken, ebenfalls hohl und wie aus der Ferne, als fielen Bleistifte auf den Betonboden. Dabei schien der Schweiß augenblicklich auf meiner Haut zu gefrieren. Fast schaffte ich es, mir einzureden, ein Tier sei ins Haus gelangt, schnüffle im Keller herum und veranstalte ein heilloses Durcheinander. Dann sah ich, dass der Teppichläufer auf der Treppe triefte, eindeutig von nassen Fußabdrücken.
Unsichtbare Hände schlossen sich um meine Kehle. Mit einem Mal wurde das Atmen zu einer kaum bewältigbaren Aufgabe. Ich zückte das Handy, um die Notrufnummer zu wählen – trotz einer erdrückenden Ahnung am Grunde meiner Seele, dass dem, was dort unten lauerte, weder Kugeln noch Handschellen Einhalt gebieten konnten.
Nein , erhob sich eine Stimme in meinem Hinterkopf. Das ist dämlich. Hör auf, dich selbst in Panik zu versetzen.
Quälend langsam machte ich mich auf den Weg nach unten, wobei die Bohlen unter meinem Gewicht ächzten. Am Fuß der Treppe atmete ich tief ein und zählte im Kopf bis fünf, bis ich um die Ecke schnellte und mich darauf gefasst machte, wem oder was auch immer die Stirn zu bieten.
Der Keller war leer. Im Hauptraum standen weitere verwaiste Sachen – Dinge, von denen wir noch nicht wussten, wo wir sie verstauen sollten – und die einzelne Glühbirne an der Decke warf Schatten an alle Wände. Ich stand mit angehaltener Luft da und harrte eines weiteren Geräusches, um genau ausmachen zu können, wo sich der Eindringling versteckte – ein Waschbär oder Opossum sicherlich –, vernahm aber bis auf meinen eigenen Herzschlag kein weiteres Geräusch mehr. Dann stach mir etwas ins Auge: Eigentlich war es unmöglich, da ich es beim Umzug weggeworfen hatte, und die Erinnerung daran, wie es in den Müllcontainer hinter unserer Wohnung in London gewandert war, stand mir so deutlich vor Augen, dass ich die schwindende Wärme der Sonne im Nacken beinahe spürte und die angrenzenden Bäume roch.
Es ist nicht hier , redete ich mir ein. Ich habe es weggeworfen und es existiert nicht mehr.
Dennoch schritt ich hinüber, wobei ich einen verzerrt langen Schatten an die Wand gegenüber warf. Ich kniete mich nieder, immer noch mein Handy im Griff und starrte es an.
Wirf einen Anker aus und finde Halt, bevor du versuchst, eine konkrete Richtung einzuschlagen, riet einst mein Therapeut Was notierst du eigentlich ständig auf diesen Blöcken?
Was vor mir auf dem Kellerboden lag – wie eine Kugel, die jemand aus der Vergangenheit in die Gegenwart abgefeuert hatte –, war eines jener Notizbücher. Er war irgendwo in der Mitte aufgeschlagen und ich
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