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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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glaube.«
    »Falls sie ein Geist war«, erwiderte ich. »Wie kann es sein, dass Sie sie sahen?«
    »Vielleicht ist dies das größere Mysterium.« Sie legte ihre beiden mageren Hände um den Plastikbecher, setzte an und schlürfte laut; dann stellte sie ihn auf dem Nachtschrank ab. »Ich würde gern glauben, dass sie mit mir fühlte, weil ich in jenem Sommer so allein war und mich nach Freundschaft sehnte.« Sie lächelte müde. Ihr Kopf kam mir dabei vor wie ein Kürbis, den man nach Halloween zum Faulen stehen gelassen hatte. »Geister sind nicht weniger real als alles andere in diesem großen, weiten Universum. Weshalb sollten sie nicht existieren? Glauben Sie nicht an die Seele, die den Menschen erst ausmacht? Folglich muss die auch weiterleben, losgelöst vom Körper, wenn er längst gestorben ist. Jedem Grundschüler bringt man jene alte Weisheit bei: Materie kann weder erschaffen noch zerstört werden, korrekt?«
    »Okay, klar.« Das hatte man mir in der sechsten Klasse gelehrt, und ich sah das Bild meines stocksteifen Physiklehrers vor mir, der mit Isolierband geflickte Hausschuhe sowie ein urkomisches Toupet getragen hatte und gerade Wasser in einem Kolben über einem Bunsenbrenner zum Sieden brachte.
    »Es ist wahr. Materie kann weder erschaffen noch zerstört werden. Warum sollte die Seele von solchen Universalgesetzen ausgenommen sein?« Was Althea dann sagte, sollte mir nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Es klang so schlicht und ergreifend, dass es wegen seines Wahrheitsgehaltes in mir widerhallte wie eine Mahnglocke: »Die Natur kennt kein Aussterben. Sie kennt nur Veränderung. Metamorphose. Sie weiß, dass die Seele, wenn sie einen Körper verlässt, dessen Licht ausgegangen ist, allein schon aus Definitionswegen irgendwo unterkommen muss. Glaubt man aber weder an Gott oder ein anderes höheres Wesen noch an Himmel und Hölle – wohin zieht die Seele dann?«
    »Hierher«, antwortete ich, und es war, als hätte sie mir das Wort entrungen. Ich hatte nicht einmal nachgedacht. »Sie bleiben einfach bei uns.«
    »Als Geister«, ergänzte sie.
    »Als Geister«, wiederholte ich lächelnd, obwohl ich es gar nicht wollte.
    Sie schloss die Augen und ließ den Kopf tief in die Kissen sacken. Dass ihre Pein zugenommen hatte, war offensichtlich, doch gleichzeitig erkannte ich, dass sie versuchte, ihr Unwohlsein vor mir zu verbergen. Gerade als ich glaubte, sie sei endlich eingeschlafen, schlug sie die Augen wieder auf und sah sich nach mir um, als hätte sie vergessen, wo ich saß.
    »Ich gehe jetzt«, ließ ich sie im Aufstehen wissen und griff nach meinem Parka. »Sie sind erschöpft.«
    Sie blinzelte, ehe sie die wässrigen Augen wieder schloss.
    »Haben Sie Schmerzen?«, wisperte ich.
    »Immer …«
    »Soll ich die Schwester rufen?«
    »Wozu? Damit sie mir sagt, dass ich sterbe? Das weiß ich schon.« Während ich das Oberteil anzog, ging ich zur Tür. »Ich danke Ihnen, Althea, dass Sie sich Zeit genommen haben. Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen getroffen.«
    »Versprechen Sie mir etwas«, bat sie. Mit einigem Abstand zum Bett klang ihre Stimme kaum lauter als das Rascheln eines Papiertaschentuchs.
    »Was Sie wollen«, entgegnete ich und wartete darauf, dass sie weitersprach, doch was ich als Nächstes hörte, war gehauchter Atem, während sie in die Bewusstlosigkeit abglitt.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kapitel 24
     
    Mehrere Meilen, nachdem ich Frostburg hinter mir gelassen hatte, warf die Sonne tief über der Landschaft goldene Streifen auf die zugefrorenen Berghänge. Wie Satzzeichen kauerten winzig kleine Vögel auf den Stromleitungen. Da die Erinnerungen an die Begegnung mit Althea bereits verblassten, kehrten meine Gedanken an die Geschehnisse der letzten zwei Monate in der Waterview Court 111 zurück – ich hatte mit der Lösung des Rätsels begonnen, das mit dem verhärteten Verdacht, David Dentman habe seinen Neffen ermordet, sowie weiteren unerklärlichen Vorgängen, die aufgekommen waren. Diese umspannten die Zeit seit meiner ersten Nacht im neuen Haus, als ich jemanden barfuß über den Flur huschen gehört hatte.
    Altheas Geschichte von dem Geistermädchen machte mir weniger Angst, sondern sorgte dafür, dass ich mich mit Unverständnis plagte, das meine Eingeweide wie ein hitziger Parasit rumoren ließ. Deutete

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