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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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sollte. › Wie heißt sie? ‹ , wollte Mama noch wissen, da fiel mir auf, dass ich ihren Namen nicht kannte. Genauer gesagt hatten wir kaum Worte gewechselt, sondern uns nur hinter den schmalen Stämmen oder breiteren Palmenblättern versteckt, wobei zwar reichlich Gelächter aufkam, nicht aber die Frage nach ihrem oder meinem Namen. Damit hatte Mama mir einen Floh ins Ohr gesetzt. An jenem Nachmittag, als das Mädchen wieder in den Wald gelaufen kam, entdeckte sie mich hinter einem moosbewachsenen Klotz. Ich stellte mich förmlich vor: › Hallo, ich heiße Allie Coulter. Und wer bist du? ‹ So in etwa sollte ich mich auf Mutters Geheiß hin stets bei den Leuten, für die sie arbeitete, kenntlich zeigen. Obwohl sie nichts mit den Eltern des Mädchens zu tun hatte, waren diese doch immerhin die Nachbarn der Mayhews, also hielt ich diese Formel für relativ angemessen.
    Das Mädchen antwortete mir nicht. Ihr Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht und dann rannte sie einfach auf gleichem Weg davon. Ich schaute ihr hinterher, und gut möglich, dass ich noch etwas gerufen habe – so lebhaft ich mich auch daran erinnere, gehen mir die Details ab –, aber sie verschwand einfach. Am Abend erzählte ich Mama, was passiert war, und sie meinte, das Mädchen habe vielleicht Angst vor mir bekommen, weil ich ihr anders vorkam. Dies war, wie ich später begreifen sollte, Mutters Art, den Rassenunterschied zu umschreiben, den das weiße Kind verzögert bemerkt hatte. In dem Alter wusste ich nichts von solchen Dingen.
    In der folgenden Woche spielte ich wieder zwischen den Palmen. Das Mädchen mit dem Kopftuch näherte sich durch den Hain und betrachtete mich mit ihren großen, traurigen Augen. Ich winkte ihr wieder, da machte sie kehrt und rannte, diesmal allerdings nicht, weil sie mich meiden wollte, sondern wie am Anfang zum Spaß und mit einem heiteren Grinsen in ihrem schmalen Gesichtchen. Ihre knochigen Knie kamen mir wie Robotergelenke vor, aber wir vertrieben uns den Nachmittag lang gemeinsam die Zeit, und ich fragte sie nicht mehr nach ihrem Namen.«
    Etwas zog hinter Altheas Pupillen auf, wie wenn man Tinte in ein Glas klares Wasser tropfte. »Abends, auf dem Weg von den Mayhews nach Hause, weihte mich meine Mutter ein, sie habe wegen des Mädchens nachgeforscht: › Mr. Mayhew sagte, die Familie, die hinter seinem Grundstück wohnt, hatte einmal eine Tochter, die jedoch vor einigen Jahren an Leukämie gestorben ist. ‹ Dies alles ist so lange her – viele Jahrzehnte, eine Ewigkeit –, aber wenn ich mich recht entsinne, war Mama während der Fahrt furchtbar aufgeregt. Ihre Fingerknochen zeichneten sich weiß wie Perlen am Lenkrad ab, und dabei war ihre Haut noch dunkler als meine. › Von nun an bleibst du im Haus, während ich dort arbeite ‹ , wies sie mich an. › Wenn deine Freundin spielen will, soll sie dich suchen und einfach anklopfen. ‹ In jener Nacht weinte ich deswegen, aber nicht weil ich begriffen hatte, was Mutter meinte, sondern schlicht vor Kummer, weil ich den Wald nicht mehr mit dem Mädchen unsicher machen durfte. Als wir in der Woche darauf zurückkehrten, hockte ich mich drinnen ans Fenster und schaute hinaus ins Grüne. Ich wartete in der Hoffnung, die Kleine werde wirklich anklopfen und mir damit die Freiheit schenken, aber sie kam nicht, und ich sah sie nie wieder.«
    Unbehagen, das einer Seekrankheit nicht unähnlich war, durchdrang mich in kaum merklichen Wellen.
    »Wie gesagt«, hob Althea wieder an. Sie war vom vielen Reden heiser geworden. »Mein Gedächtnis lässt zu wünschen übrig, wenn ich weit zurückblicken muss, aber was ich bestimmt weiß, ist, dass das Mädchen immer dieselben Kleider trug. Zudem geschah es manchmal, während wir spielten, dass ich sie nicht finden konnte, wenn sie mit dem Verstecken an der Reihe war. Einmal, als ich aufgab und zur Terrasse zurückkehrte, war ich besonders niedergeschlagen und fühlte mich ganz klein. Plötzlich – ich weiß es genau! – fiel mir kurz ihr blumiger Kopfschal ins Auge, also eilte ich zurück zu den Palmen. Leider war das Mädchen, als ich die Stelle erreichte, an der ich sie vermutete, wieder verschwunden.«
    »Ist es nicht möglich, dass Sie mit einem anderen Mädchen spielten? Die mit der Leukämie könnte doch schlicht irgendjemand anders gewesen sein.«
    »Natürlich.« Althea röchelte. Ich schenkte ihr neues Wasser ein, das sie jedoch nicht sofort trank. »Alles wäre möglich, aber das ist es nicht, was ich

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