Die Treue Des Highlanders
darüber nachdenken, dass eine baldige körperliche Vereinigung mit Darnley unausweichlich war.
Am 17. Dezember 1566 waren die Türen der Hauskapelle auf Stirling Castle weit geöffnet, um all die Gäste, die der Taufe folgen wollten, hereinzulassen. Alle katholischen Bischöfe, die es in Schottland noch gab, waren geladen, all die Angehörigen des Hofes, die der Kirk unterstanden und denen es per Gesetz verboten war, an einer Messe teilzunehmen, drängten sich vor der Kapelle im eisigen Burghof. Anna und die anderen niedrigen Hofdamen nahmen ihre Plätze auf den letzten Bänken ein, während Duncan, prachtvoll gekleidet in den Farben seiner Familie, zu den vorderen Rängen schritt. Dann brauste Orgelmusik auf, und der Comte de Brienne, Vertreter des Königs von Frankreich, trug den Täufling auf seinen Armen feierlich zum Altar. Dahinter schritt die Königin, die mit ihrem silbergerüschten Kleid, den schottischen Kronjuwelen und der Krone auf dem Haupt einen ehrfurchtsvollen Anblick bot. Dem Anlass entsprechend ernst, aber dennoch mit stolz erhobenem Kopf und mit Augen, aus denen Liebreiz und Anmut perlte, trat sie vor den Altar.
»Wo ist Darnley?«, flüsterte Claire Anna ins Ohr.
Unter den Gästen begann sich Unruhe breit zu machen, hier und da wurde getuschelt und heimliche Blicke getauscht. Der Bischof beugte sich zu Maria vor und fragte leise, ob sie auf den König warten sollten.
Für einen kurzen Moment schien Maria verunsichert und wandte sich an den Earl of Moray: »Bitte geht und schaut, wo der König bleibt.«
Marias Halbbruder verneigte sich und eilte davon. Es folgte eine peinliche Zeit des Wartens, die flüsternden Gespräche wurden von der Orgelmusik und dem Greinen des Säuglings übertönt. Endlich kam Moray zurück, aber sein Gesichtsausdruck versprach nichts Gutes. Er flüsterte der Königin etwas zu, und Anna sah, wie ihr Blick beinahe panisch aufflackerte, dann aber hatte sie sich unter Kontrolle und sagte mit fester Stimme zum Bischof: »Beginnt mit der heiligen Taufe meines Sohnes!«
Auch beim anschließenden Fest und Tanz in der großen Halle glänzte Darnley durch Abwesenheit. Geistesgegenwärtig verbeugte sich der Earl von Moray vor Maria und forderte sie zum Eröffnungstanz auf, der eigentlich von beiden Eltern des Täuflings hätte absolviert werden müssen. Ohne eine Miene zu verziehen, schritten sie auf die Tanzfläche, aber innerlich kochte Maria vor Zorn.
Duncan trat zu Anna. »Man sagt, Darnley hätte sich in seinem Zimmer eingeschlossen und weigere sich, die Tür zu öffnen. Er soll gerufen haben, dass er nicht an der Taufe eines Balges teilnehmen würde, das nicht seinen Lenden entsprungen sei.«
»Ja, er denkt, Rizzio sei der Vater von James. Duncan, ich habe Angst! Ich glaube, sein Verhalten heute ist der Anstoß für all das, was nun unweigerlich geschehen wird.«
Duncan nickte und ergriff ihre Hand. »Ich werde versuchen, ob ich mit ihm sprechen kann.«
»Er wird nicht auf dich hören«, gab Anna zu bedenken, aber Duncan verließ die Halle mit großen Schritten.
Es dauerte nicht lange, bis er mit sorgenvollem Gesicht zurückkehrte und den Kopf schüttelte. »Du hast Recht gehabt, Anna. Ich klopfte und beschwor ihn, mich einzulassen und anzuhören, aber Darnley schrie nur, ich solle mich zum Teufel scheren. Offenbar ist er betrunken und deswegen ohnehin keinem vernünftigen Argument zugänglich.«
»Und jetzt?«
Duncan lächelte etwas verkrampft, griff Annas Hand und zog sie zur Tanzfläche. »Lass uns ein wenig tanzen und die Sorgen vergessen, da wir heute nichts mehr ausrichten können. Ich werde versuchen, mit Bothwell zu sprechen. Du hast mir erzählt, dass die Lords unter Bothwells Führung nun die Ermordung Darnleys planen werden, auch wenn ich das immer noch nicht glauben mag. Vielleicht gelingt es mir, sein Vertrauen zu erlangen, und er weiht mich in seine Pläne mit ein.«
Obwohl Anna die Schritte des langsamen Tanzes unbekannt waren – es war natürlich unmöglich, in einer solch elitären Gesellschaft einen Walzer zu tanzen! –, genoss Anna den Abend, denn Duncan tanzte noch mehrmals mit ihr. Auch an der Aufmerksamkeit anderer Herren mangelte es ihr nicht, wobei ihr Blick immer wieder Duncan suchte und sie feststellte, dass es ihr missfiel, wenn er länger mit einer anderen Dame plauderte. Er sah mit seinen grau-grünen Beinkleidern und dem elfenbeinfarbenen Wams sehr attraktiv aus, zumal er sich seit seinem Aufenthalt in der Zukunft nun regelmäßig rasierte. Ein
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