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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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Stich der Eifersucht durchfuhr Anna, als sie sah, wie Duncan bei einem Gespräch mit einer jungen, hübschen Frau laut lachte und sich zwei Grübchen auf seinen Wangen bildeten. Warum schien er jedem weiblichen Wesen in seiner Gegenwart zugetan zu sein, während er sie meistens herablassend und kühl behandelte? Ihre Beziehung hatte etwas Geschäftsmäßiges, und sie waren höflich und freundlich zueinander. Auch wenn sich Anna sagte, dass es besser wäre, ihr Herz nicht an Duncan zu verlieren, wusste sie tief im Inneren, dass es schon längst geschehen war. Und das war keine Erkenntnis, die Anna sonderlich glücklich stimmte.
Man feierte bis in die frühen Morgenstunden, aber Henry Darnley, König von Schottland, hatte sich kein einziges Mal blicken lassen.
    Zurück in Craigmillar Castle begannen für Anna langweilige Tage. Schneestürme zwangen die Menschen, hinter den schützenden Mauern auszuharren, und Maria Stuart gab kaum noch Abendgesellschaften. Meistens speiste sie im kleinen Kreis, und Annas Dienste als Unterhalterin waren nur noch selten gefragt. Selbst wenn sie vor der Königin ein Lied oder eine Geschichte zum Besten gab, war Maria oft geistesabwesend und verfolgte das Geschehen nur am Rande. Wenn Maria sich unbeobachtet glaubte, bildeten sich sorgenvolle Falten auf ihrer hohen Stirn, und ein Schatten legte sich über ihre Augen. Nach Weihnachten, das ruhig und mit wenig Pomp gefeiert wurde, hatte Maria Gewissheit: Sie erwartete ein Kind! Nach dem Eklat bei der Taufe hatte sie es nicht fertig gebracht, Darnley die Hand zur Versöhnung zu reichen und sein Bett zu teilen. Auch Darnley zeigte offen seine Abneigung und reiste Anfang Januar unter dem Vorwand, seine Familie zu besuchen, nach Glasgow ab. Es wurde jedoch vermutet, dass ihm die Situation zu heikel wurde. Maria fühlte sich erleichtert, aber sie wusste, es musste etwas geschehen, und zwar bald, bevor es für sie zu spät war.
    Eines Nachts fand Anna keinen Schlaf. Trotz des Feuers war es in der Kammer, die sie wie üblich mit drei anderen Frauen teilte, bitterkalt. Anna stand auf, hüllte sich in einen fellverbrämten Wollumhang und huschte leise auf den Gang hinaus. Die Untätigkeit der letzten Wochen hatte sie immer häufiger an ihr Zuhause denken lassen. Seit vier Monaten weilte sie nun schon im sechzehnten Jahrhundert. War es anfangs noch ein aufregendes Spiel gewesen, so verspürte Anna nun von Tag zu Tag mehr Heimweh und die Sehnsucht nach den Einrichtungen ihrer Zeit. Wie gerne würde sie mal wieder ein ausgiebiges Schaumbad nehmen! Obwohl es am Hof relativ sauber zuging, badete man im Winter nur selten. Die meisten wuschen sich regelmäßig nur das Gesicht und die Hände, dementsprechend strömten selbst die Hofdamen einen Geruch aus, an den sich Anna nicht gewöhnen konnte. Die Erkenntnis, dass sie selbst genauso roch, trug nicht dazu bei, ihre Stimmung zu heben. Wenn sie wenigstens Duncan öfters sehen und sprechen könnte, aber dieser hielt sich in Edinburgh auf, und das Wetter erlaubte derzeit nicht, dass Anna in die Stadt ritt.
»Das Telefon ist wahrlich eine gute Erfindung«, murmelte Anna und lehnte sich an die Wand einer dunklen Nische. Hier war es zwar noch kälter als in ihrer Kammer, aber Anna verspürte eine große innere Unruhe, die sie rastlos umtrieb. Plötzlich hörte sie leichte, trippelnde Schritte auf der Treppe und drückte sich weiter in die Dunkelheit, denn sie wollte nicht entdeckt werden. Der Schein einer flackernden Kerze erschien, dann der Schatten einer Frau, in dem Anna die Königin erkannte. Offenbar konnte auch sie nicht schlafen. Vielleicht schlich sie sogar zu den Räumen des Earl von Bothwell? Vorsichtig und leise folgte Anna der Königin über die Wendeltreppe ins obere Stockwerk. Ohne Anna zu bemerken, öffnete Maria eine Holztür und huschte in den hell erleuchteten Raum. Das waren nicht die Gemächer Bothwells, dachte Anna und hielt sich in der Dunkelheit verborgen. Zu ihrer Überraschung schlichen dann in rascher Folge die Lords Moray, Maitland, Huntly, Argyll, Morton und – ganz zum Schluss – auch Bothwell die Treppe hinauf und verschwanden in dem geheimnisvollen Raum. Annas Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie zehn Minuten wartete und sich dann, als niemand mehr kam, an die Tür drückte. Sie wusste, würde man sie hier entdecken, würde man sie auf der Stelle aus der Burg werfen. Anna hörte murmelnde Stimmen. Zuerst verstand sie nur Wortfetzen, aber dann schienen sich die Gemüter zu

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