Die Treue Des Highlanders
werde sofort gehen und nachsehen, Majestät. Es muss sich um einen schrecklichen Unfall handeln. Bleibt Ihr im Palast, hier seid Ihr in Sicherheit.«
Die wenigen Worte ihres Liebhabers beruhigten Maria, und sie ließ sich von Mary Seton in ihr Schlafzimmer zurückführen. Für die anderen, unter ihnen Anna, begann eine bange Zeit des Wartens. Ein Junge mit rußgeschwärztem Gesicht kam angerannt und verkündete, dass tatsächlich das Haus Kirk o’Field explodiert und ein Raub der Flammen geworden war.
»Es lohnt sich nicht, zu löschen«, stieß er hastig hervor. »Jeder, der in dem Haus war, ist unweigerlich tot, aber es besteht keine Gefahr für die angrenzenden Häuser.«
Tot! Ein Aufschrei ging durch den Palast. War Darnley nicht in dem Haus? Beinahe jeder wusste, dass sein Schlafzimmer im ersten Stock gewesen war. War er ein Opfer geworden? Und was hatte das Unglück überhaupt verursacht? Wie konnte in einer kalten Februarnacht ein Haus, das nur als Wohnstätte genutzt wurde, so einfach in die Luft fliegen?
Fragen über Fragen, die in dieser Nacht keinen im Palast an Schlaf denken ließen. Anna mischte sich nicht in die wilden Spekulationen ein, ihre Gedanken kreisten um Duncan. Wo war er? Warum hatte er sich noch nicht gemeldet? Und was war mit Darnley?
Der Morgen graute bereits, als Bothwell und ein paar Knechte in den Palast zurückkehrten. Sie schienen erschöpft, und Bothwell bat, sofort zur Königin vorgelassen zu werden. Die Ereignisse dieser Nacht hatten sämtliche höfische Konventionen außer Kraft gesetzt. So drängten sich Dutzende von Menschen im Schlafzimmer Maria Stuarts, als Bothwell sein Knie beugte und mit schleppender Stimme sagte: »Wir haben Mylord Darnley, den König, gefunden, Majestät.«
Maria umklammerte so fest die Stuhllehnen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Wo ist er? War er in dem Haus?«
Bothwell zögerte, dann fuhr er fort: »Der König ist tot, Majestät. Man fand ihn im Garten hinter dem Haus, nur mit einem Nachthemd bekleidet. Er ist ... sein Körper gibt keinen Hinweis, dass er durch die Explosion zu Schaden kam. Euer Leibarzt wird sich des Königs annehmen und feststellen, wodurch er ums Leben gekommen ist.«
Maria Stuart saß wie erstarrt. Kein Muskel zuckte in ihrem Gesicht, in dem man sonst wie in einem offenen Buch lesen konnte. Minuten des bangen Schweigens vergingen, dann erhob sich Maria langsam und winkte ihrer Kammerzofe. »Man möge mich jetzt allein lassen, damit ich um meinen Gatten trauern kann.« Ihre Stimme war genauso beherrscht wie ihr Gesicht. »Sobald Näheres über die Todesursache bekannt ist, wünsche ich unverzüglich informiert zu werden.«
Die Leute zogen sich schweigend zurück, und Anna verließ den Palast. Noch immer gab es keine Spur von Duncan. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Ihr Plan war also misslungen, die Geschichte hatte sich nicht verändert. Anna wusste, wie Darnley ums Leben gekommen war – man hatte ihn erdrosselt. Aber wo war Duncan? War es ihm überhaupt gelungen, zu Darnley zu gelangen, und hatte er ihn aus dem Haus gebracht? Anna lenkte ihre Schritte zum Tor des Palastes, dann nach rechts in Richtung von Kirk o’Field. Es herrschte ein solches Durcheinander, dass niemand auf sie achtete. Wo einst das Haus gestanden hatte, befand sich nur noch ein rauchendes Trümmerfeld. Steine und Dachziegel waren Hunderte von Metern weit geschleudert worden und bedeckten den gesamten Garten. Anna hörte ihren Namen, drehte sich um und erkannte Master Geddes, der aufgeregt auf sie zueilte.
»Lady Wheeler, Duncan ... er ist verletzt und fragt nach Euch.«
»Wo ist er? Wie schlimm sind seine Verletzungen?« Anna presste beide Hände auf ihre Brust. O mein Gott, lass ihn nicht sterben! Bitte nicht, betete sie still. Auch wenn er mich nicht will – es darf ihm kein Leid geschehen sein!
»Er ist in meinem Haus, bitte kommt mit mir!«
Zu Annas grenzenloser Freude waren Duncans Verletzungen nicht ernsthaft. An seinem Hinterkopf klaffte eine Platzwunde, die aber schon zu bluten aufgehört hatte, es bildete sich eine große Beule, und Duncan brummte mächtig der Schädel.
»Ich habe versagt, es tut mir Leid«, begrüßte er Anna mit einem schiefen Lächeln. »Ich hatte Darnley schon fast aus dem Garten geschafft, als wir plötzlich überfallen wurden. Danach weiß ich nichts mehr und erwachte erst beim Morgengrauen in den verlassenen Ruinen der ehemaligen Abtei von Holyrood. Man hat mich offenbar für tot gehalten und in der Hoffnung, in dem
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