Die Treue Des Highlanders
Kleidung, die er momentan trug, nach Inverness begleiten. Kurz entschlossen parkte Anna vor dem Laden und erstand eine dunkelblaue Latzhose, ein groß kariertes Hemd und eine grüne Öljacke – alles in Größe XXL. Sie hatte keine Ahnung, welche Kleidergröße Duncan hatte, aber das Geschäft führte keine größeren Sachen als in XXL. Erneut zückte sie ihre Kreditkarte und murmelte beim Hinausgehen: »Warum, zum Teufel, tue ich das eigentlich alles? Ich werde von dem Geld keinen Penny wiedersehen.«
Wütend über sich selbst und ihre Gutmütigkeit warf sie die Plastiktüte mit den Kleidern auf den Rücksitz und fuhr mit quietschenden Reifen los.
Anna erschrak, als sie Duncan nicht mehr in der Küche vorfand, dann aber hörte sie ein Rumpeln aus dem oberen Stockwerk und rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf. Duncan stand im Bad und drehte an den Wasserhähnen der Badewanne. Erst auf, dann zu, dann wieder auf und schließlich wieder zu. Dabei gluckste er vergnügt wie ein kleines Kind, wenn das Wasser in die Wanne schoss.
»Duncan ...«, stotterte Anna und fühlte sich unendlich erleichtert, dass er noch da war.
»Habt Ihr das gesehen, Mistress Anna?«, fragte Duncan, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Da kommt ein kleiner Wasserfall direkt aus der Wand. Und links ist der Wasserfall heiß, der rechte ist kalt.«
»Das ist ein Wasserhahn«, murmelte Anna automatisch. Sie drängte sich an ihm vorbei und steckte den Stöpsel in den Ablauf der Badewanne. Dann mischte sie auf beiden Hähnen eine angenehme Temperatur und schüttete Badeschaum in die Wanne. Sofort durchzog ein köstlicher Geruch nach Flieder den Raum. Anna wartete, bis die Wanne fast voll war, dann drehte sie die Hähne wieder zu. Die ganze Zeit über hatte Duncan kein Wort gesprochen, sondern jeden ihrer Handgriffe nur ganz genau beobachtet.
»Sie können nun baden, wenn Sie möchten«, sagte Anna und ging zur Tür. »Handtücher sind in dem kleinen Schrank dort drüben, und ich lege Ihnen frische Kleidung vor die Tür.«
»Baden? Ja, es wäre schön ... Aber vorher muss ich noch in den Garten.«
»In den Garten? Es ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um Blumen zu pflücken.«
Duncan senkte verlegen den Blick. »Das hatte ich auch nicht vor, sondern ... ich muss einem menschlichen ... äh ... Bedürfnis ... Ihr versteht?«
Zuerst war Anna verblüfft, dann empfand sie Bewunderung für die perfekte Verstellung Duncans. Er ließ wirklich nicht das kleinste Detail aus. Übertrieben hilfsbereit klappte Anna die Toilettenbrille nach oben.
»
Dazu
brauchen Sie nicht in den Garten zu gehen,
das
können Sie hier erledigen. Danach drücken Sie dann auf diesen Hebel und klappen den Deckel wieder zu. Haben Sie verstanden? Das Letztere ist nämlich ganz besonders wichtig.«
Anna beachtete Duncan nicht weiter und verließ schmunzelnd das Bad. Wenig später hörte sie die Wasserspülung rauschen, einen erfreuten Ausruf Duncans und dann, wie er, offenbar vergnügt, im Wasser plantschte.
»Fehlt nur noch, dass er singt«, sagte sie zu sich. Dann nahm sie das Branchentelefonbuch und suchte nach der öffentlichen Bücherei in Inverness. Da auch die Öffnungszeiten abgedruckt waren, stellte Anna fest, dass sie heute bis sechs Uhr am Abend geöffnet hatte. Also würde sie, sobald Duncan mit dem Baden fertig war, mit ihm nach Inverness fahren, in die Bibliothek gehen und sehen, wie er auf die Informationen aus den Büchern reagierte. Wenn er dann nicht wieder zu sich kam und immer noch kein Verhalten an den Tag legte, wie es einem Menschen aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert anstand, würde sie ihn einfach stehen lassen und nach Glenmalloch zurückfahren. Sollte sich doch jemand anderer um den Verrückten kümmern! Sie hatte wahrlich wichtigere Sorgen, denn schließlich stand ihre Karriere auf der Kippe, und sie brauchte ihre ganze Konzentration, um die Sache mit Bruce wieder einzurenken. Wenn sie und Bruce auch nie wieder ein Liebespaar werden würden – dazu hatte sein Betrug Anna zu sehr verletzt –, ging es hier schließlich um ein lukratives Geschäft, bei dem verletzte Gefühle keine Rolle spielen durften.
Anna konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als sie Duncan wenig später in der Latzhose und dem karierten Hemd die Küche betreten sah. Tatsächlich waren die Sachen ein oder zwei Nummern zu klein, und Duncan blickte unglücklich an sich herunter. »Ich frage mich, warum in Eurer Zeit niemand mehr ein Plaid trägt. Das ist bequem und lässt
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