Die Treue Des Highlanders
stehen müssen.«
»Ach, ich wusste nicht, was für ein Moralapostel du bist, Anna. Vielleicht solltest du dich mit dem puritanischen John Knox verbünden, der über die Sünde der körperlichen Vereinigung predigt und überhaupt alles verdammt, was einem Menschen Freude beschert.«
Anna war über den Themenwechsel dankbar, denn sie fürchtete, ihre Zuneigung für Duncan nicht länger verbergen zu können, also hakte sie ein: »Was ist mit deinen Plänen bezüglich Maria Stuart? Wird Alice erlauben, dass du nach der Trauung an den Hof gehst? Und was wird aus mir?«
Duncan erhob sich langsam. »Ich werde mir von keinem Weib vorschreiben lassen, was ich tue und wohin ich gehe. Gut, ich werde Alice heiraten, das bin ich meiner Familie und unserem Ruf schuldig. Das Kind wird meinen Namen tragen und, wenn es ein Junge ist, einst das Erbe von Glenmalloch antreten, aber Alice wird mich nicht daran hindern, meiner Königin treu zur Seite zu stehen.«
»Und ich?«, fragte Anna zaghaft. »Alice möchte, dass ich die Burg verlasse, und ich glaube, deine Mutter sieht mich auch am liebsten von hinten.«
Heftig riss Duncan Anna von der Bank hoch und legte seine Arme um ihren Körper. »Verdammt, du weißt ganz genau, warum ich Alice nicht zur Frau nehmen will. Aber es kann und darf nicht sein, Anna! Es hat keine Zukunft, für keinen von uns.«
Er ließ sie so ruckartig los, dass Anna taumelte. Bevor sich Duncan umwandte und mit großen Schritten zum Haus eilte, hatte sie noch den Ausdruck tiefster Verzweiflung, aber auch Zuneigung und Zärtlichkeit in seinen Augen gelesen. Ihr Herz tat einen Sprung, aber Duncan hatte Recht – sie hatten keine Chance. Das Schicksal würde so oder so gegen sie entscheiden. Früher oder später würde Anna dorthin zurückkehren, wo sie hingehörte. In ein Leben ohne Duncan.
Alices Eltern waren schon im fortgeschrittenen Alter. Lady Skelton hatte sich jahrelang vergeblich bemüht, ein Kind zu bekommen, und sie war schon über dreißig Jahre alt gewesen, als endlich Alice geboren wurde. Das war für eine Frau im sechzehnten Jahrhundert sehr spät, und Lady Skelton hatte die Geburt auch nur um Haaresbreite überlebt. Umso mehr wurde Alice von ihr vergöttert, die Eltern lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Im Gegensatz zu Duncan war Alice Vater ein richtiger Lord.
Helen klärte Anna über den Unterschied der Bezeichnungen Lord und Laird auf: »Der Titel Laird ist in Schottland von jeher mit dem Erwerb von Land verbunden oder, wie im Falle unserer Familie, der Schenkung von Land für besondere Verdienste. Unser Ahn erhielt den Besitz vom König für seine Verdienste bei der Schlacht von Flodden, allerdings wurde er nicht in den Adelsstand erhoben. Ein Lord hingegen ist ein Adelstitel, der nur von der Krone verliehen werden kann und in der Familie immer auf den ältesten Sohn übergeht. Die Vorfahren der Skeltons kämpften schon an der Seite von William Wallace gegen die Engländer, dementsprechend alt ist ihr Geschlecht. Darum ist es für Mutter so wichtig, dass sich Duncan mit Alice verbindet, denn es ist eine einmalige Gelegenheit, in eine alte schottische Familie einzuheiraten.«
»Warum geben die Skeltons ihr einziges Kind nur einem Laird? Man sollte doch meinen, für Alice ließe sich eine bessere Partie finden?«, fragte Anna.
»Nun, ein Adelstitel bedeutet nicht unbedingt Vermögen.« Helen lächelte spöttisch. »Im ganzen Hochland ist bekannt, wie gut es um Glenmalloch steht, im Gegenzug dazu geht es mit den Skeltons immer mehr bergab. Außerdem scheint sich die schöne Alice Duncan in den Kopf gesetzt zu haben, und ihre Eltern tun alles, ihre Wünsche zu erfüllen.«
»Das fürchte ich auch«, seufzte Anna. »Hat Lord Skelton einen eigenen Clan, oder ist er auch, so wie Duncan, jemandem Untertan?«
Helen schmunzelte angesichts Annas Ausdrucksweise. »Das ist lustig, wie du es sagst. Kein Schotte
hat
einen eigenen Clan, aber ich verstehe, was du meinst. Nein, die Skeltons gehören zum Clan der Huntlys, einer der mächtigsten Familien im ganzen Hochland, die wiederum sind dem Clan der Farquharson Untertan, die dann ...«
»Genug!«, unterbrach Anna und griff sich stöhnend an den Kopf. »Ich werde euer Clansystem niemals kapieren, dazu muss man wahrscheinlich studiert haben, um die Zusammenhänge zu begreifen.«
»Ganz so kompliziert ist es nicht«, lachte Helen. »Und eigentlich sind wir alle, egal, welchen Namen wir tragen und zu welchem Clan wir gehören, nur einer Person verpflichtet
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