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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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und es ging meistens derb zu, Knüffe und Schläge waren an der Tagesordnung, aber nie hatte Anna gesehen, dass jemand derart geschlagen worden war.
»Es ist nichts, Mistress«, wich June aus. »Muss jetzt meine Arbeit tun.« Sie wand sich unter Annas Griff, aber diese zog sie zum Fenster, nahm ein sauberes Taschentuch und tupfte vorsichtig das Blut von der Wunde. June zuckte zusammen, aber es kam kein Schmerzenslaut über ihre Lippen.
»Ich weiß, es tut weh, aber wir müssen die Wunde säubern«, versuchte Anna sie zu beruhigen. »Am besten gehst du gleich in den Hof und wäscht sie dir vorsichtig aus. Zu dumm, dass wir kein Jod oder ein Pflaster haben.«
June riss sich so heftig von Anna los und rannte zur Tür, dass sie über den Eimer mit den Fäkalien stolperte und beinahe gefallen wäre. In ihren Augen las Anna neben Schmerz eine Angst, die fast schon an Panik grenzte.
»Was habe ich getan?«, flüsterte sie. »Komm her, Mädchen, du kannst mir vertrauen, ich will dir nichts Böses.«
June tat Anna von Herzen Leid. Wegen ihrer stillen Art war sie oft dem Gespött der anderen ausgesetzt, obwohl sie fleißig und sauber war. Was hatte man dem Kind bloß angetan? Nach der Begegnung in der Küche hatte Anna gehofft, dass June Vertrauen zu ihr fassen würde, aber June wich an die Wand zurück und hob abwehrend die Hände.
»Muss meine Arbeit machen«, wiederholte sie. »Die böse Frau schlägt mich sonst wieder.«
Es bestand für Anna kein Zweifel, wen June mit ‚böse Frau‘ meinte, hatte sie doch selbst Alices Hand auch schon zu spüren bekommen. »Es war Lady Alice, nicht wahr?«
June zögerte, dann nickte sie langsam. Anna breitete die Arme aus, und zu ihrer Freude presste sich June an ihre Brust. »Ist ja gut, meine Kleine. Du brauchst keine Angst zu haben. Es tut mir Leid, wenn dich meine Worte erschreckt haben, aber du hast bestimmt mitbekommen, dass man mich auch als etwas seltsam ansieht. Ich komme aus einem Land, wo vieles anders ist, als ihr es hier gewöhnt seid. Somit haben wir etwas gemeinsam, du und ich.«
»Du bist ... normal ... die anderen sind ... komisch ...«
Beruhigend strich Anna über Junes Haar. Es war weich wie das einer jungen Katze. Heute würde sie nicht weiter in das Mädchen dringen, nahm sich aber vor, mit Duncan ein ernstes Wort zu reden. Es konnte nicht angehen, dass Dienstboten Schlägen ausgesetzt waren, die sicher nur aus einem minimalen Grund erfolgt waren.
»Komm, ich helfe dir, dann bist du schneller mit deiner Arbeit fertig«, bot Anna an und ging zur Tür. Erst jetzt sah sie, dass June auf dem Flur einen Berg Bettwäsche hatte liegen lassen. Anna runzelte die Stirn. Die Betten wurden nur alle vier Wochen neu bezogen, immer dann, wenn der allgemeine Badetag war, und dieser war erst nächste Woche. An dem Ritual änderte auch eine Hochzeit nichts. »Wessen Wäsche ist das?«, fragte sie June. »Von Lady Alice?«
June nickte und machte sich daran, die Wäsche aufzunehmen.
»Muss sie verbrennen. Sofort«, murmelte sie in ihrer abgehackten Art.
»Verbrennen?« Entsetzt starrte Anna auf die feine, weiße Seide mit den handgestickten Säumen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Lady Flamina damit einverstanden war, wenn Alice ihre beste Bettwäsche verbrannte. »Ich glaube, wir sollten das der Herrin zeigen«, fuhr sie bestimmt fort und nahm June das Laken aus der Hand.
Das Mädchen hielt erschrocken die Luft an, ihre Augen weiteten sich vor Furcht. »Darf es niemand zeigen!«
Aber Anna hatte schon gesehen, was Alice Skelton offenbar zu verbergen suchte: Auf dem Laken prangten Flecken von frischem Blut! Es war noch feucht, stammte also eindeutig von der letzten Nacht. Anna kannte solche Flecken, auch ihr war schon ab und zu ein solches Malheur passiert, wenn ihre Tage früher als erwartet eingesetzt und sie keine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte.
»Deswegen also«, murmelte Anna und drehte das Laken in den Händen. Da Alice keine Jungfrau mehr war und Anna nicht vermutete, jemand anderer hätte die letzte Nacht in Alices Bett verbracht, ließ das Blut nur einen Schluss zu. Und diese Erkenntnis raubte Anna beinahe den Atem. Sie musste sofort Lady Flamina davon in Kenntnis setzen ...
Anna zögerte. Nein, Duncans Mutter wollte diese Hochzeit unter allen Umständen. Sie würde die Tatsachen verschleiern und das Beweismaterial vielleicht vernichten, so wie es Alice selbst vorgehabt hatte. Ihr Pech, dass sie es nicht selbst verbrannt, sondern June damit beauftragt hatte.
»Na

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