Die Treue Des Highlanders
keineswegs, Mylady«, rief Anna. »Aber Ihr könnt es nicht zulassen, dass Euer Sohn in eine Ehe gezwungen wird, die auf einer Lüge basiert.«
Alice Skelton kreischte und klammerte sich an den Arm ihres Vaters. »Werft diese Person hinaus und lasst uns endlich fortfahren.«
Deutlich war dem Priester sein innerer Zwiespalt anzusehen, er räusperte sich mehrmals, bis er sagte: »Was hast du vorzubringen, Weib?«
Entschlossen warf Anna den Kopf in den Nacken. »Lady Alice Skelton behauptet, von Duncan Cruachan ein Kind zu erwarten. Darum muss diese Ehe geschlossen werden.«
Ein Raunen und Tuscheln ging durch die Gäste, manche kicherten, andere keuchten entsetzt auf. Lady Flamina schoss, ebenso wie den Skeltons, die Röte ins Gesicht. Wie konnte Anna es wagen, sie derartig vor allen bloßzustellen? Auch der Priester zögerte.
»Gute Frau, es mag zwar gegen die Gesetze Gottes sein, dass ein Weib einem Mann angehört, bevor der kirchliche Segen über sie gesprochen worden ist, aber das Fleisch ist schwach, und ich traue nicht selten Paare, die der Sünde erlegen sind.«
»Das mag wohl sein, aber könnt Ihr guten Gewissens auch eine Frau trauen, die schon vor der Ehe ihren Mann belügt und betrügt?«
»Was willst du damit sagen?« Zum ersten Mal sprach Duncan in dieser Situation.
Triumphierend wickelte Anna das Laken aus der Decke. Alice zog scharf die Luft ein, als sie sah, was Anna nun auf den Stufen des Altars ausbreitete.
»Alice Skelton erwartet kein Kind. Sie ist nicht schwanger und war es niemals. Das Laken hier ist der Beweis – letzte Nacht müssen ihre Tage oder Periode oder wie immer ihr es hier nennt eingesetzt haben. Lady Flamina und Lady Skelton, untersucht Alice, dann werdet Ihr feststellen, dass ich die Wahrheit spreche!«
Betretenes Schweigen machte sich breit, nur vereinzelt war das Scharren von Füßen zu hören. Alices Wangenmuskeln zuckten, um ihren Mund bildeten sich zwei scharfe Falten. Plötzlich sah sie gar nicht mehr schön und attraktiv aus. Wütend stürmte sie auf Anna zu und verpasste ihr eine Ohrfeige. »Warum habe ich das Laken nur diesem verrückten, dummen Mädchen gegeben, anstatt es selbst zu verbrennen? Du hast es ihr weggenommen!«
Erleichtert schloss Anna die Augen und atmete tief durch. Obwohl ihre Wange brannte, beachtete sie den Schmerz nicht. Eben hatte sich Alice selbst verraten, denn bei Annas Plan hatte es einen Schwachpunkt gegeben: Alice hätte behaupten können, nichts von dem Laken und dem Blut zu wissen, und wer würde wohl June, einem Mädchen, das allgemein für geistig zurückgeblieben galt, Glauben schenken?
»Dann ist es also wahr?«, flüsterte Duncans Mutter und sank auf die Kirchenbank. »Du bekommst kein Kind?«
»Das ist völlig gleichgültig«, mischte sich Lord Skelton ein und stellte sich schützend vor seine Tochter. »Euer Sohn hat meine Tochter vor der Ehe entehrt, dafür wird er hier und jetzt geradestehen.«
»Wie kann man eine Frau entehren, die selbst keine Ehre hat und sich jedem Mann anbietet, der über ein einigermaßen gutes Aussehen und Vermögen verfügt?«
Alle Köpfte ruckten herum, und Anna starrte auf Douglas, der sich langsam erhob und neben seinen Bruder stellte. Nach den Ereignissen der letzten Nacht hätte Anna von ihm niemals solche Worte erwartet. Sie schenkte ihm einen bewundernden Blick, während in Duncans Augen Hoffnung aufflackerte.
»Halt deinen dreckigen Mund!«, zischte Alice Skelton wenig damenhaft. Sie benahm sich wie ein Tiger auf dem Sprung, und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie Douglas wohl die Augen ausgekratzt.
Douglas zuckte die Schultern. »Es wird jetzt wohl deinen Stolz verletzen, Bruderherz, zu erfahren, dass ich die Gesellschaft von Alice auch schon genossen habe. Immer, wenn du am Hof und sie monatelang allein war, dachte sie wohl, ein Cruachan ist so gut wie ein anderer.«
Zum Entsetzen aller Anwesenden lachte Duncan schallend auf. Er klopfte seinem Bruder auf die Schultern und sagte: »Gut gemacht, Kleiner. Damit können wir wohl die Farce beenden. Liebe Gäste, es tut mir Leid, dass Ihr die weite Reise gemacht habt, aber ich darf Euch trotzdem zum Festschmaus einladen? Es wäre doch schade, wenn all die guten Dinge verderben würden, und schlussendlich habe ich jeden Grund zum Feiern.«
Hier und da ertönte ein Lachen, das allerdings weder von Lord und Lady Skelton noch von Lady Flamina geteilt wurde. Ernst und würdevoll trat Lord Skelton einen Schritt nach vorne und hob die Hände. Sofort verstummten
Weitere Kostenlose Bücher