Die Treue Des Highlanders
glückliche Ehe mit einem Mann gehofft, bei dem sie nicht Königin, sondern ganz Frau sein konnte. Einem Mann, an dessen Schulter sie sich anlehnen und mit dem sie alle Sorgen und Ängste, aber auch Freude teilen konnte. Obwohl sie stark war – das Leben hatte ihr dazu keine andere Wahl gelassen –, war sie auch leidenschaftlich und romantisch und glaubte an das Wunder der Liebe. Bei Darnley jedoch hatte sie Liebe mit Schwärmerei verwechselt und den fatalen Fehler gemacht, in ihm etwas zu sehen, das nur in ihrer Phantasie bestanden hatte. Doch nun war sie mit ihm ehelich verbunden, und in ihrem katholischen Glauben hieß das für den Rest ihres Lebens.
Es klopfte an der Tür, und Lady Argyll, eine ihrer Hofdamen und vertraute Freundin, trat vorsichtig ein.
»Majestät?« Zögernd blickte die Gräfin auf die weinende Königin, und es zerriss ihr beinahe das Herz, Maria Stuart in einer derartigen Verfassung zu sehen.
»Lasst mich allein«, flüsterte Maria und wandte ihr geschwollenes Gesicht ab.
Die Gräfin gehorchte und zog sich leise zurück. Sie war mit der Königin auf das Landgut am Nordufer des Firth of Forth der Familie Erskine gekommen, damit sich Maria von den Strapazen der Geburt erholen konnte. Die letzten Tage waren erfüllt von Ruhe und Besinnung gewesen. Sie hatten gemeinsam Sonette gelesen, musiziert oder in der Sonne gesessen, um zu sticken. Seit der Hochzeit mit Darnley hatte Lady Argyll die Königin nicht mehr so entspannt und glücklich gesehen, doch dann war heute Darnley gekommen, der sich von seiner Frau schändlich im Stich gelassen gefühlt hatte.
»Wenn dieser Mann doch bis ans Ende der Welt verschwinden würde!«, flüsterte sie Lady Huntly zu, die mit sorgenvollem Gesicht auf dem Flur wartete.
In Marias Magen rebellierte es, und sie schaffte es gerade noch, sich in ihr Nachtgeschirr zu erbrechen. Sie hustete und würgte, bis nur noch bittere Galle aufstieg. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, und ihre Hand, die ein Taschentuch zum Mund führte, zitterte heftig. Plötzlich wurde ihr das Tuch fortgenommen, und eine sanfte Hand trocknete ihr die Tränen und führte sie zu einem Schemel in der Ecke, auf den sich Maria zusammengekrümmt sinken ließ.
»Meine Königin ...«
Maria sah auf und direkt in zwei weit auseinander stehende schwarze Augen. »Lord Bothwell ...« Sie hatte ihn nicht eintreten hören, trotzdem war es ihr nicht peinlich, in dieser Situation von ihm überrascht worden zu sein. James Hepburn, der Graf von Bothwell, war in den letzten Tagen zu einem guten Freund geworden. Maria war mit ihm über Felder und Wiesen galoppiert, hatte mit ihm gescherzt, gelacht und für wenige Tage die Sorgen wie einen Mantel abgelegt. Dann war Darnley aufgetaucht und hatte ihr vor den Augen und Ohren der gesamten Dienerschaft vorgeworfen, herumzuhuren und ihn, ihren eigenen Mann, mit Missachtung zu strafen. Bei der Erinnerung an Darnleys Beleidigungen und Drohungen versagten Marias Nerven erneut. Sie zitterte, und plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um ihren zarten Körper und pressten sie fest an eine breite, starke Brust.
»Majestät ... Maria ... Weine nur. Ich bin bei dir.«
Wie Nektar klang ihr Name aus seinem Mund. Zum ersten Mal hatte er sie beim Vornamen genannt, was gleichbedeutend mit Hochverrat war, denn niemand außer Darnley durfte die Königin von Schottland so ansprechen. Aber Maria war weit davon entfernt, Bothwell einen Vorwurf zu machen. Zu süß war es, in seinen starken Armen zu liegen und sich beschützt und sicher zu fühlen.
»Es muss etwas geschehen«, fuhr Bothwell fort. »Du kannst diese Ehe nicht aufrechterhalten.«
»Scheidung?« Maria schüttelte den Kopf. »Mag eine Scheidung nach den Gesetzen der protestantischen Kirche auch möglich sein, Darnley und ich sind katholisch getraut worden.«
»Wir werden den Papst um einen Dispens bitten. Schließlich ist Darnley mit dir verwandt«, schlug Bothwell vor.
»Das würde eine Annullierung unserer Ehe bedeuten, und damit wäre die Legitimität meines Sohnes in Frage gestellt.« Maria drückte ihr Gesicht in sein Wams, das nach Pferd, Torf und Moor roch. »Niemals werde ich etwas tun, was den Anspruch meines Sohnes auf Schottlands Thron gefährden könnte.«
»Aber es muss etwas geschehen«, drängte Bothwell und begann, ihr die Tränen von den Wangen zu küssen. Für einen Moment versteifte sich Maria. Es war Unrecht, was sie hier taten, denn nicht nur sie, sondern auch Bothwell war verheiratet. Als seine Lippen
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