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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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aufbrechen, oder möchtest du mich nicht mehr begleiten?«
Anna schluckte und beeilte sich zu versichern: »Selbstverständlich begleite ich dich. Glaubst du, dass ich den Ansprüchen einer schottischen Lady nun gerecht werde?«
»Mehr als das, Anna.« Duncan schlug sich lachend auf die Schenkel. »Einer Frau, die es mit Alice Skelton aufnimmt, die wird jedem gerecht, auch der Königin von Schottland! Also, wir reiten in zwei Tagen bei Sonnenaufgang.«
In Anna breitete sich freudige Erwartung aus. Edinburgh! Stirling! Der Hof von Maria Stuart! Sie sollte all das, was sie nur aus Geschichtsbüchern kannte, tatsächlich mit eigenen Augen sehen. Nie hätte sie am Morgen gedacht, dass der Tag, den sie mit Traurigkeit begonnen hatte, ein so gutes Ende nehmen würde. Anna sah sich um und erblickte June, die benutzte Teller abräumte. Sie bedauerte, sich nun nicht weiter um das Mädchen kümmern zu können, aber sie würde ja nicht auf ewig fort sein.
Der Gedanke an eine Rückkehr ins einundzwanzigste Jahrhundert war in diesem Moment ganz weit weg.

6. KAPITEL
    Der Streit war furchtbar und im ganzen Haus zu hören. Das Personal drückte sich auf den Fluren an die Wände und lauschte erschrocken den derben Worten. Als Darnley, betrunken und außer sich vor Wut, die Tür hinter sich zuknallte, brüllte er ein letztes Mal: »Du benimmst dich wie eine läufige Hündin, du Hure! Ich werde nach England reiten und Elisabeth um Hilfe bitten, dich vom Thron zu stoßen!« Dann schwang er sich auf sein Pferd und preschte davon.
Zitternd sank Maria Stuart auf den Fußboden. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und wiegte sich wie ein kleines Kind hin und her. Es war nicht die erste Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann. Kaum ein Jahr nach der Hochzeit lag ihre Ehe wie ein Scherbenhaufen vor ihr, und Maria hatte keine Kraft mehr, die Scherben zu kitten. Seit Monaten beleidigte und brüskierte sie Darnley, wo immer er konnte, trieb sich in Wirtshäusern und Bordellen herum, und seine Gemeinheiten gipfelten in der Ermordung Rizzios. Obwohl er Maria gegenüber seine Beteiligung an dem hinterhältigen Mord nie zugegeben hatte, bestand für die Königin kein Zweifel, dass ihr eigener Ehemann der Drahtzieher des Verbrechens an ihrem Sekretär gewesen war. Danach hatte Darnley wie so oft sein Fähnlein in den Wind gehängt und Maria seiner tiefen Liebe und Treue versichert. Gemeinsam hatten sie die Mordstätte Holyrood verlassen, um in der Ruhe und Abgeschiedenheit von Dunbar Castle einen Neuanfang zu versuchen.
Maria lachte bitter auf, Tränen quollen aus ihren bernsteinfarbenen Augen. Sie weinte, aber nicht um eine verlorene Liebe, denn richtige, tiefe Liebe war es niemals allein gewesen, was sie dazu getrieben hatte, Henry Stuart, Lord Darnley, zu ehelichen und ihn offiziell zum König von Schottland zu ernennen. Es hatte viele Bewerber um ihre Hand gegeben, sie aber war auf ein hübsches Gesicht mit blonden Locken und unschuldigem Blick hereingefallen. Darnley verstand sich auf das höfische Leben, tanzte wie ein junger Gott, und von seinen sinnlichen Lippen hatten die Komplimente über die Schönheit und Anmut der jungen Königin wie dickflüssiger Honig getropft. Maria hatte Liebe mit Verliebtheit verwechselt, sich geschmeichelt gefühlt, von dem jungen Mann umworben zu werden, und allzu naiv seinen Worten Glauben geschenkt. Dann allerdings hatte es nicht lange gedauert, bis Maria erkannte, dass Darnley kostbare Kleider mit Edelsteinen und die Macht, ein Land zu regieren, mehr liebte als sie.
Maria krümmte sich keuchend, als ein scharfer Schmerz durch ihren Leib fuhr. Sie, die immer vor Gesundheit gestrotzt, nie auch nur unter einer Erkältung gelitten hatte, quälten seit Monaten Magenbeschwerden, deren Ursache eindeutig der dauernde Streit mit ihrem Ehemann war. Maria hatte gehofft, dass die Krone Darnley zum Mann reifen lassen würde, aber er nutzte die ihm verliehene Macht nur dazu, andere Menschen zu drangsalieren und zu unterdrücken. Sein Reitpferd behandelte er besser als seinen Mundschenk, der so manchen Hieb und Tritt einstecken musste, wenn er Darnleys Becher nicht schnell genug auffüllte. Einmal hatte Maria beobachtet, wie er seinen Kammerdiener bis aufs Blut peitschte, weil dieser an Darnleys Wams aus Versehen einen Edelstein abgerissen hatte. Darnley benutzte seine Krone zum Spielen und nicht, um die Untertanen glücklich zu machen und für bessere Lebensbedingungen im rauen Schottland zu sorgen. Maria hatte auf eine

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