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Die Tricks der Trickser

Die Tricks der Trickser

Titel: Die Tricks der Trickser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Grieger-Langer
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sein eigenes ,Ding durchzieht‘, um gut auszusehen. Genau genommen ist der Retter damit auch ein Trickser – nur mit dem Deckmäntelchen der Liebe bekleidet, sodass es den wenigsten auffällt.
    Ein Retter kann aber leider erst in Aktion treten, wenn er ein Opfer gefunden hat oder jemanden, den er zum Opfer machen kann. Dieser vermeintlich ,Gute‘ bezieht die Legitimität seines Handelns aus der (oft gar nicht vorhandenen) Situation: „Da muss doch jemand mal was tun!“ und reißt nicht nur die Gelegenheit, sondern auch die Verantwortung an sich, indem er wortwörtlich eingreift.
    Damit stellt sich der Retter über das Opfer, seine Kompetenz über die des Opfers, seine Lösungen über die des Opfers – in Wahrheit ist das nicht nett, sondern nervig-großkotzig. Es verwundert also nicht, dass die so entmündigten Drama-Opfer die Lösungswege des Retters (offen oder heimlich) ablehnen. Doch der Retter ist mehr mit seinem Triumph („Wenn du mich nicht hättest!“) beschäftigt und damit, sich über seine (oft überflüssigen) Rettungsaktionen unentbehrlich zu machen.
Was haben Retter denn davon?
    Es ist einfach immer wieder schön, wenn man bestätigt bekommt, dass man gebraucht wird. Besonders wenn man es für sich braucht, dass ohne einen nichts geht. So kann man sich wertvoller fühlen als die anderen (und als man vielleicht im tiefsten Herzen glaubt, dass man ist).
    Damit dieser Effekt möglichst lange erhalten bleibt, sind Drama-Retter nicht wahrlich an Hilfe interessiert. Denn ohne Opfer gibt es keine Rettung. Die ,Hilfe‘ des Retters soll den anderen eher unselbstständig und abhängig machen. Sie soll verhindern, dass die anderen ,erwachsen‘ werden und selbst denken und entscheiden können. So übernimmt ein Retter all das, was das Opfer eigentlich selbst könnte. Er ,schützt‘ das Opfer damit vor eben seinen eigenen Fähigkeiten und dem Erwachsenwerden.
    Bezüglich der Retter-Rolle sind zwei Mythen (ach, seien wir ehrlich – zwei Lügen) im Umlauf:

Die Retter-Rolle ist keine Schwächung und Verletzung des Opfers, sondern wird als Selbstlosigkeit, Großzügigkeit und Partnerschaft verstanden.
Die Retter-Rolle aufzugeben ist keine Hilfe für das Opfer, sondern ein Akt der Treulosigkeit.
    Achtung Die Retter-Rolle ist aus einem besonderen Grund so beliebt: Solange der Retter an den Problemen des Opfers rummurkst, kann er sich gut, wenn nicht sogar triumphal fühlen, ohne die eigenen (internen) Probleme lösen zu müssen – es gibt ja Wichtigeres, nämlich die Probleme des Opfers. Ein Retter wird so lange seine eigenen Probleme meiden, solange er Opfer und gute Argumente finden kann, sich auf das Außen (Themen des Opfers) statt das Innen (eigene Probleme und Herausforderungen) zu konzentrieren.
    Innerhalb dieses Drama-Retter-Systems wendet der Retter folgenden Trick für sich selbst an: Wann immer es für ihn selbst irgendwie nicht so richtig gut läuft, weil er mit sich, seinem Leben, seinem Partner oder der Welt an sich nicht im Reinen ist, muss ihn das nicht bange machen, denn es gibt ja eine einfache Lösung: die Ablenkung! Er kann sich mit Gutmenschtaten

ablenken,
berechtigt gut fühlen und
ein paar Pluspunkte auf dem kosmischen Konto sammeln.
    Der Retter sammelt Gutmenschmarken, um seine Fehlerchen, Schwächen und unegalen Punkte zu kaschieren – es ist Make-up. Und wie beim Make-up muss es jeden Tag erneuert werden, denn darunter ist ja alles so geblieben, wie es ist. Schlimm, wenn der Drama-Retter meint, dass er sich mit seinem Echtsein niemandem (auch sich selbst nicht) zumuten kann, weil er vor sich selbst in seinem überkritischen Spiegel nicht besteht. Dann kommt zum täglichen Aufpimpen mit Gutmenschmarken über die Jahre die Schwerkraft der Depression dazu, und wie bei so manch alterndem Juppi, der selbst mit 60 die 29 nicht überschreiten will, steigt der tägliche Aufmotz-Aufwand überproportional mit dem Alter. Irgendwann ist die dicke Schminkschicht selbst aus der Entfernung nicht mehr ansehnlich. Doch das bewerten ja nicht die Außenstehenden, sondern der Betroffene selbst, und dessen Spieglein zeigt ein anderes Bild.
    Ist Ihnen nun deutlich, warum sich bestimmte Staaten gern berufen fühlen, die Welthilfspolizei zu spielen? Sie wissen ja, gemeinsamer Feind eint.
    Und so mancher Retter scheint mehr Angst davor zu haben, sich den eigenen Problemen zu stellen, als ausgenutzt zu werden.
    Damit wir uns richtig verstehen: Anderen zu helfen ist ein wichtiges und kostbares Gut unserer

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