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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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Nachdem wir alles, was auf unserer Wunschliste stand, aufgetrieben hatten, hielten wir am Strand unten ein Picknick im Sonnenschein – einen breiten Strei fen Kiesel hinter uns, den keine Triffid ungehört überschreiten konnte.
    »Wir müssen das öfter machen, solange es noch geht«, sagte Josella. »Jetzt, da Susan erwachsen wird, bin ich nicht mehr so ans Haus gebunden.«
    »Du hast dir ein bisschen Ausspannen redlich verdient«, bekräftigte ich.
    Ich sagte das, weil ich noch gern mit ihr zusammen einige Abschiedsbesuche gemacht hätte, solange es möglich war. Denn mit jedem Jahr rückte die Gefangenschaft nun näher. Um von Shirning nach Norden zu gelangen, musste man schon jetzt die versumpfte Niederung auf einem meilenweiten Umweg umfahren. Erosion durch Regen und Wasserläufe verschlechterte die Straßen, das eindringende Wurzelwerk machte die Oberfläche rissig. Schon war die Zeit absehbar, da es nicht mehr möglich sein würde, einen Tankwagen bis zum Haus zu fahren. Eines Tages würde einer die letzte Strecke nicht mehr schaffen und die Straße blockieren. Auf trockenem Boden würde das Raupenfahrzeug noch fortkommen, aber mit der Zeit würde sich auch dafür keine Fahrbahn mehr finden.
    »Und einmal müssen wir noch ein letztes Mal richtig feiern«, sagte ich. »Du musst dich in Gala werfen, und dann gehen wir …«
    »Pst, pst!«, unterbrach mich Josella mit erhobenem Finger und wandte ihr Ohr in die Richtung, aus der der Wind kam.
    Ich hielt den Atem an und horchte gespannt. Ein Surren, eher zu spüren als zu hören, war in der Luft. Es war schwach, schwoll aber allmählich an.
    »Das ist – das ist ein Flugzeug!«, rief Josella.
    Die Augen mit der Hand beschattend, spähten wir westwärts. Noch immer war das Geräusch nicht viel lauter als das Summen eines Insekts. Es schwoll so langsam an, dass es nur von einem Hubschrauber herrühren konnte; ein Flugzeug hätte uns in der Zeit überflogen oder wäre längst außer Hörweite gewesen.
    Josella sah es zuerst. Ein Punkt schien sich, etwas vor der Küste dem Meeresufer folgend, uns zu nähern. Wir sprangen auf und begannen zu winken. Als der Punkt größer wurde, winkten wir heftiger und, nicht sehr klug von uns, schrien aus Leibeskräften. Hier, auf dem offenen Strand, hätte uns der Pilot nicht übersehen können, wenn er gekommen wäre, doch er kam nicht. Einige Meilen vorher drehte er plötzlich nach Norden ab und flog landeinwärts. Wir winkten weiter wie die Wilden in der Hoffnung, er könne uns doch noch entdecken. Aber die Maschine hielt unverrückbar ihren Kurs, und das Motorengeräusch blieb unverändert. Stetig und unbeirrbar brummte sie davon, den Bergen zu.
    Wir ließen die Arme sinken und blickten einander an.
    »Kann er einmal kommen, kann er auch wiederkommen«, sagte Josella standhaft, doch nicht sehr überzeugend.
    Aber der Anblick der Maschine hatte den Tag für uns verändert. Viel von der Resignation, die wir so sorgsam aufgebaut hatten, fiel von uns ab. Wir hatten uns immer gesagt, es müsse noch andere Gruppen geben, doch würden sie sich kaum in einer besseren Lage befinden als wir, eher in einer schlechteren. Wenn aber ein Hubschrauber dahergeflogen kam wie ein Bild und ein Klang aus der Vergangenheit, weckte er mehr als nur Erinnerungen: Er war ein Zeichen, dass man anderswo besser daran war als hier bei uns. Regte sich da etwas wie Neid? Und wir spürten auch, dass wir bei all unserm Glück gesellige Wesen geblieben waren.
    Die Unruhe, die die Maschine hinterlassen hatte, zerstörte unsere Stimmung und unseren Gedankengang. In schweigendem Einverständnis packten wir unsere Sachen ein, gingen, jeder in die eigenen Gedanken vertieft, zurück zu dem Raupenwagen und machten uns auf die Heimfahrt.

16 Ein Wiedersehen
    16
    Ein Wiedersehen
    Wir hatten ungefähr den halben Weg nach Shirning zurückgelegt, als Josella den Rauch bemerkte. Auf den ersten Blick hätte es auch eine Wolke sein können, aber als wir uns der Höhe näherten, sahen wir die graue Säule unterhalb der lockereren Wolkenschicht. Josella zeigte hinüber und schaute mich wortlos an. Seit Jahren hatten wir keine anderen Brände gesehen als die wenigen, die durch Selbstentzündung im Spätsommer ausbrachen. Wir wussten beide sogleich, dass die Schwaden vor uns in der Nachbarschaft von Shirning aufstiegen.
    Ich holte aus dem Raupenwagen die höchste Geschwindigkeit heraus, die ich bisher auf den schlechten Straßen gefahren war. Wir wurden durchgerüttelt und

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