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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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jetzt noch die«, bemerkte er.
    Ich zögerte. Der Mann lehnte nicht mehr an der Tür, er hatte sein Messer etwas gehoben. Für den Kerl war das offensichtlich der interessanteste Moment. Ich entschied, dass die Zeit, etwas zu unternehmen, noch nicht gekommen war, und hielt meine Hände hin. Alf betastete sie und ließ die Handschellen zuschnappen. Dann ging er und brachte mir das Frühstück.
    Zwei Stunden später kam der Kerl mit dem Messer wieder. Er zeigte damit nach der Tür.
    »Los«, sagte er. Es war das einzige Wort, das ich von ihm hörte.
    Das Messer hinter meinem Rücken verursachte ein unbehagliches Gefühl, während wir mehrere Treppen hinunterstiegen und dann eine Halle durchquerten. Auf der Straße warteten zwei beladene Lastkraftwagen. An der Rückwand des einen stand Coker mit zwei Begleitern. Er winkte mich heran. Ohne ein Wort zu sagen, zog er eine Kette zwischen meinen Armen hindurch. An beiden Enden waren Riemen, einer war bereits um das linke Handgelenk eines stämmigen Blinden an seiner Seite gewunden; den anderen machte er am rechten Gelenk eines kaum weniger athletisch gebauten Burschen fest, sodass ich zwischen beiden stand. Man wollte anscheinend auf Nummer sicher gehen.
    »An Ihrer Stelle würde ich jede Dummheit sein lassen«, empfahl mir Coker. »Gehen Sie anständig vor, wird man auch Ihnen gegenüber anständig sein.«
    Unbeholfen kletterten wir drei hinten auf das Fahrzeug, und die beiden Lkw fuhren los.
    Wir hielten in der Nähe von Swiss Cottage und stiegen aus. Etwa zwanzig Leute befanden sich in Sichtweite, anscheinend ziellos wanderten sie die Rinnsteine entlang. Beim Geräusch der Motoren hatten sie sich alle uns zugewandt, mit einem ungläubigen Ausdruck in den Gesichtern; und wie von einem einzigen Mechanismus getrieben, begannen sie hoffnungsvoll und mit lauten Rufen herbeizutappen. Die Fahrer schrien uns zu, die Fahrbahn frei zu machen. Sie fuhren rückwärts, wendeten und rasselten den Weg zurück, den wir gekommen waren. Die herantappenden Blinden stockten. Einige riefen den Wagen nach; die meisten nahmen schweigend und hoffnungslos ihre Wanderung wieder auf. Knapp fünfzig Meter von uns entfernt wurde eine Frau hysterisch und begann, mit dem Kopf gegen eine Wand zu schlagen. Ich fühlte mich elend.
    Dann wandte ich mich meiner Gruppe zu.
    »Nun, was soll zuerst geschehen?«, fragte ich.
    »Wir brauchen ein Quartier«, sagte einer. »Einen Platz, wo wir schlafen können.«
    Das zumindest musste ich für sie auftreiben. Ich konnte sie hier nicht einfach im Stich lassen. Es galt, eine Art Hauptquartier, eine Zentrale einzurichten, wo sie alle unterkommen und verpflegt werden konnten. Ich zählte sie. Es waren zweiundfünfzig Personen; vierzehn davon Frauen. Ein Hotel würde wohl das Beste sein. Es würde uns das Heranschaffen von Betten und Bettzeug ersparen.
    Die Wahl fiel auf eine aus drei Häusern zusammengelegte Pension, die mehr Raum bot, als wir bedurften. Wir fanden ein halbes Dutzend Leute in dem Gebäude. Was mit den Übrigen geschehen war, weiß der Himmel allein. Die Zurückgebliebenen saßen verängstigt in einem der Salons: ein alter Herr, eine ältere Dame – die Leiterin der Pen sion, wie sich herausstellte –, ein Mann mittleren Alters und drei Mädchen. Die Leiterin hatte noch so viel Energie, um uns mit einigen scharfen Drohungen zu empfangen, aber hinter der Fassade spürte man die Panik. Der alte Herr versuchte, ihr durch ein bisschen Aufbegehren zu Hilfe zu kommen. Die anderen wandten uns nur ihre nervös gespannten Gesichter zu und sagten gar nichts.
    Ich erklärte, dass wir hier einziehen würden. Wenn ihnen das nicht passe, könnten sie gehen; falls sie es aber vorzögen, zu bleiben und mit uns zu teilen, was da war, stünde ihnen auch das frei. Sie schienen nicht erfreut. Ich vermutete nach ihrem Verhalten, dass sie irgendwo in dem Gebäude Vorräte versteckt hatten, die sie mit niemandem teilen wollten. Als sie erkannten, dass es unsere Absicht war, noch weitere Vorräte zu sammeln, änderte sich ihre Haltung merklich, und sie schienen sich in das Unvermeidliche zu fügen.
    Ich beschloss, ein, zwei Tage zu bleiben, bis sich die Leute etwas eingerichtet hätten. Ich nahm an, Josella würde für ihre Schar das Gleiche tun. Ein findiger Kopf, dieser Coker; hatte uns schön drangekriegt, wie man so sagt. Aber nachher wollte ich abhauen und Josella suchen.
    Die folgenden zwei Tage arbeiteten wir systematisch und durchkämmten die größeren Läden der

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