Die Trinity-Anomalie (German Edition)
spähte er um die Ecke. Der Wagen war nur noch zwei Häuser weiter und fuhr im Kriechtempo. Dann blinkte er plötzlich, bog in die nächste Einfahrt ein und war nicht mehr zu sehen.
Daniel kauerte sich wieder hinter den Container und lauschte. Der Motor verstummte, zwei Türen gingen auf, zwei Personen stiegen aus und schlugen die Türen zu.
Eine wütende Männerstimme sagte: »Nun, vielleicht hätten wir ja länger bleiben können, wenn du nicht so viel getrunken hättest.«
Darauf erwiderte die Frau lallend: »Ja, und vielleicht hätte ich nicht so viel getrunken, wenn du nicht jede Schnepfe dort angebaggert hättest.«
»Und wenn du nicht immer so viel trinken würdest, würde ich’s ja vielleicht mal bei dir versuchen. Hast du darüber schon mal nachgedacht?«
»Mein Gott, was bist du doch für ein Scheißkerl.«
»Das sind bloß die Andersens«, flüsterte Trinity. »Seit zehn Jahren streiten die sich immer über das Gleiche.«
Daniel steckte die Waffe weg, während die Andersens keifend die Treppe hochgingen und im Haus verschwanden. Als die Haustür krachend zufiel, nickte er Trinity zu. Sie gingen zurück zum Wagen und stiegen ein.
Als Daniel den Motor anließ, bemerkte er, dass Trinity mit einem gequälten Gesichtsausdruck zurück zu seinem alten Haus sah. »Stimmt was nicht?«
»Ich denke nur an früher«, sagte Trinity. »An den, der ich damals war. Und weißt du was? Ich schäme mich.«
71
Conrad Winter hielt vor einer nicht weiter bemerkenswerten katholischen Kirche in einem ebenso wenig bemerkenswerten Vorort im Westen von New Orleans. Er war allein. Pater Doug hatte er in der Sazerac Bar des Roosevelt Hotels zurückgelassen.
Der örtliche Gemeindepriester Pater Peter hatte sich bei der Regionalstelle der Weltmission mit einer Spur gemeldet. Ein junger Mann war in einem Zustand extremer psychischer und seelischer Not bei ihm aufgetaucht, hatte irgendetwas von Reverend Tim Trinity gestammelt und um Hilfe gebeten.
Als Spur wahrscheinlich nicht viel wert, trotzdem bot sich dadurch vielleicht eine Chance. Der junge Mann schien ein verirrtes Schaf zu sein, und verirrte Schafe konnten in der richtigen Situation ganz nützlich sein. Im Lauf der Geschichte hatten die Männer, die darum wetteiferten, die Zukunft zu gestalten, immer wieder verirrte Schafe um sich geschart, um sie als Spielfiguren zu benutzen. Als Kanonenfutter in ihren Kriegen. Conrad wusste, auch er war so ein Mann. Er machte bei dem Spiel mit, war ein Zukunftsgestalter, und dieses verirrte Schaf war vielleicht genau das, was er jetzt brauchte.
Als er den Wagen verriegelte und den Weg zur Kirche entlanglief, gratulierte er sich selbst, da er sein Blatt so geschickt gespielt hatte. Als er erfahren hatte, dass Trinity und Daniel den Bombenanschlag auf das Fernsehstudio überlebt hatten, hatte er vermutet, dass sie wie Lachse, die zum Laichen stromaufwärts schwimmen, nach Hause zurückkehren würden. Wer auch immer hinter demAnschlag steckte, er hatte Conrad einen Riesengefallen getan. Und der wusste sofort, welchen Zug er als Nächstes machen musste.
Er hatte Kardinal Allodi angerufen, der still und heimlich nach New Orleans gereist war, während er Nick zur Kommandozentrale in Atlanta geschickt hatte, um die offizielle Operation zu leiten, ohne zu bemerken, dass er in Wirklichkeit außen vor war.
Einfach perfekt.
Conrad betrat die Kirche, bekreuzigte sich und ging den Mittelgang entlang. Am Altar ging er in die Knie und bekreuzigte sich erneut. Dann sah er sich zu dem ungepflegten jungen Mann um, der in der ersten Bank saß und die Bibel las.
Pater Peter kam nervös auf ihn zu und stellte sich vor. Er nahm Conrad zur Seite und sprach leise: »Es tut mir sehr leid, dass Sie extra die weite Anreise auf sich genommen haben, Pater. Aber ich habe jetzt eine ganze Weile mit ihm zugebracht und glaube, er hat keine Ahnung, wo Trinity steckt. Im Grunde habe ich den Eindruck, er ist verrückt.«
Ganz sicher ein verirrtes Schaf.
Conrad lächelte. »Das ist schon in Ordnung. Ich bin froh, dass Sie angerufen haben. Und ich kümmere mich gern um den jungen Mann.«
»Aber Hochwürden, anscheinend hat mein Anruf beim Rat für den Weltfrieden Alarm ausgelöst.«
Conrad legte einen Finger an die Lippen. »Kein Wort über den Rat.«
»Nein, natürlich nicht, Hochwürden. Nu … nur ich habe noch nicht so viel Erfahrung mit so was und …«, er flüsterte plötzlich, »… da ist ein
Kardinal
in meinem Büro.«
»Ja, ich weiß.« Conrad
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