Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Klappstühle und einen kleinen Tisch aufgestellt und ein Kofferradio, den Wein und zwei Plastikbecher hochgeholt.
Und jetzt war sie da, stand wieder mit ihm auf dem Dach, die Skyline von New Orleans glitzerte hinter ihr, ihr schwarzes Haar flatterte im schwülen Sommerwind, ihre in Olivtönen schimmernde Haut war ein wenig feucht, und in ihrer schmalen Hand hielt sie ein Glas Rotwein.
Diese Frau raubte ihm die Worte. Er machte das Radio an und stellte WWOZ ein. Ein Jazz-Stück, das er nicht kannte, aber es war langsam und sinnlich. Einfach perfekt.
»Julia, es … es gibt da einiges, das ich …« Er suchte nach den richtigen Worten. »Ich möchte eine zweite Chance. Ich habe in den letzten vierzehn Jahren jeden Tag an dich gedacht und ich will dich zurück.«
Sie lächelte und nahm einen Schluck Wein. »Jeden Tag?«
»Nun, nicht immer den ganzen Tag, aber ja …« Er trank auch etwas Wein. »Jeden Tag. Das hört sich wohl ziemlich verzweifelt an.«
Irgendeine Antwort – selbst:
ja, das hört sich wirklich verzweifelt an
–, alles hätte ihm die Sache leichter gemacht als das Schweigen, das folgte. Sie nippte an ihrem Wein und schien in ihre eigenen Gedanken versunken. Daniel bemühte sich, seine Anspannung zu verbergen, die ihn fast umbrachte. Er merkte, wie seine Hand zitterte,als er sein Glas zum Mund führte, und hoffte, sie würde es nicht bemerken.
Er wartete … und sein Herzschlag markierte die Sekunden.
Er wartete … und musste sich bemühen, das Atmen nicht zu vergessen.
Er wartete … und jede Sekunde dauerte eine Ewigkeit.
Schließlich kam Julia mit undurchdringlicher Miene näher, legte ihm die Hand flach auf die Brust und sagte: »Nun gut, aber du kannst nicht einfach wieder in mein Leben treten und davon ausgehen, dass wir wieder zusammen sind. Lass es uns langsam angehen. Wir gehen zusammen aus. Und wenn es uns gefällt, gehen wir öfter aus. Und wer weiß, vielleicht wird daraus ja eine Beziehung. Vielleicht auf immer. Aber wir können nicht einfach da weitermachen, wo wir vor vierzehn Jahren aufgehört haben. Wir müssen wieder ganz von vorn anfangen.«
Daniel stieß mit seinem Plastikbecher an ihren. »Darauf trinke ich.«
Sie hoben die Becher und der Radiosprecher sagte: »Und das folgende Stück ist für alle in New Orleans, die an einem gebrochenen Herzen leiden: Leroy Jones mit
Mood Indigo
.«
Daniel drehte die Lautstärke hoch und stellte seinen Becher ab: »Tanz mit mir«, sagte er.
Sie tanzten, sie die Hand in seinem Nacken, er seine auf ihrer Hüfte. Und dann, beim Tanzen, küssten sie sich. Sanfte, forschende Küsse, die sagten:
Ich möchte dich kennenlernen
. Die Küsse wurden intensiver und sagten:
Ich erinnere mich.
Und schließlich leidenschaftliche Küsse, die forderten:
Ich will dich, hier und jetzt!
Julia schnappte nach Luft und sagte nur: »Wow!«
»Ja, wow, und wie!«, sagte Daniel.
Sie nahm etwas Wein in den Mund und teilte ihn mit ihm. »Darf ich dich etwas fragen?«
Er lächelte und verdrehte die Augen. »Ja, ich habe wirklich vierzehn Jahre zölibatär gelebt.«
»Oh Gott, da kommt ja was auf mich zu«, sagte sie lachend. Sie nahm noch einen Schluck Wein und sie küssten sich wieder. »Sagmal, steht unten im Büro immer noch die furchtbare, gelb karierte Ausziehcouch?«
Die Couch war noch da.
Daniel erwachte im Morgenlicht auf der Ausziehcouch im Büro, seine Glieder mit Julias verschränkt. Er küsste sie auf den Kopf und roch an ihrem Haar, und sie schnurrte an seiner Brust.
»Mmm, wie spät ist es?«
Er sah auf seine Uhr. »Halb neun.«
»Ach du meine Güte.« Nackt sprang sie auf, lief panisch herum, sammelte ihre Kleidung auf und zog sich an. »Ich muss los.« Sie kam kurz zur Couch und gab ihm einen Kuss. »Versteh es nicht falsch, es war wirklich wunderbar, aber ich komme zu spät zur Arbeit.«
Daniel stand auf und zog seine Hose an. »Nur eins möchte ich klarstellen: Wir fangen also ganz von vorn an und lassen es langsam angehen und gehen miteinander aus, und wenn es uns gefällt, gehen wir noch öfter aus …« Er zeigte aufs Bett. »Aber das machen wir doch trotzdem, oder?«
Julia sah ihn an, während sie ihren BH festmachte. »Aber hallo!«
Sie grinsten sich an. »Gut«, sagte er und zog sein Hemd an.
»Aber vielleicht machen wir’s nächstes Mal irgendwo, wo’s nicht nach Einreibemittel und verschwitzten Socken riecht«, sagte sie.
Sie zog sich weiter an, und er ging mit durch den Trainingsraum und hinunter zur
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