Die Trinity-Anomalie (German Edition)
bekommen. Aber es musste wie ein Routinefall aussehen. Es wäre zu auffällig gewesen, wenn Kardinal Allodi interveniert hätte.«
»Die Aufständischen agieren immer geschickter und nehmen die Infrastruktur ins Visier. Wenn wir die Stadt verlieren, wo dieses Mädchen wohnt, gibt es kein Öl mehr. Vollkommen inakzeptabel.«
»Wir werden die Stadt halten. Ich hatte immer einen Plan B und der wird jetzt umgesetzt. Dauert höchstens ein paar Tage.« Conrad klang so überzeugend, dass der Direktor einigermaßen besänftigt schien. »Aber, Sir, wir haben ein viel größeres Problem. Es ist wieder eine Anomalie aufgetreten – ebenso ausgeprägt wie die letztes Jahr in Bangalore – und diesmal weiß die Kirche Bescheid.«
Der Direktor stieß einen langen Seufzer aus. »Und wo?«
»In den Vereinigten Staaten. In Atlanta. Ein Fernsehprediger namens Tim Trinity.«
»Er ist im
Fernsehen
?«
»Ja, Sir, es sieht nicht gut aus. Und Nick hat wieder denselben Priester drauf angesetzt.«
»Tatsächlich? Arbeitet dieser Daniel Byrne möglicherweise für die Stiftung?«
»Nein, Sir, ich habe ständig ein Auge auf ihn. Er weiß nicht einmal, dass es die Stiftung überhaupt gibt. Und vom Rat weiß er auch nichts. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er noch nicht mal von der Existenz des Spiels weiß.«
»In Ordnung, bringen Sie die Sache in Nigeria so schnell wie möglich zu Ende und machen Sie Trinity zur obersten Priorität.«
»Alles klar.«
»Oberste Priorität«, wiederholte der Direktor. »Wenn Sie Verstärkung brauchen, sagen Sie Bescheid. Falls es irgendeinen Hinweis gibt, dass die Stiftung etwas damit zu tun hat, schlagen Sie Alarm. Wenden Sie sich direkt an mein Büro.«
Angeblich hatte die Fleur-de-Lis-Stiftung fast ebenso viele Agenten in der Kirche wie der Rat für den Weltfrieden, und Conrad verdächtigte auch ein paar Pater, hatte aber keine eindeutigen Beweise. »Sir, ich glaube nicht, dass sie …«
»Unterschätzen Sie bloß nicht unseren Gegenspieler, Conrad. Die Stiftung ist für uns eine existenzielle Bedrohung. Und bei all seinem vornehmen Getue … Carter Ames ist der gefährlichste Mann, dem Sie je begegnen werden.«
8
Atlanta
Jahrelang hatte Daniel Hotels wie das, in dem er jetzt wohnte, gemieden. Für jemanden, der ein Armutsgelübde abgelegt hatte, hatte er all den Luxus einfach unpassend gefunden.
Aber durch das Feuer in dem Crystal-Meth-Labor in Chicago hatte sich seine Einstellung geändert.
Daniel war nach Chicago geflogen, um eine spontane Krebsheilung zu untersuchen, die sich aber als Fehldiagnose herausstellte. Am Flughafen hatte er einen Toyota Corolla gemietet. Er war in einem der typischen Kettenmotels nahe am Freeway abgestiegen. Spätnachts hatte er in seinem Zimmer gesessen und seine E-Mails gelesen, als er plötzlich ein gedämpftes
Wumm
hörte und im Fenster einen Lichtblitz sehen konnte.
Das Zimmer direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Parkplatzes, stand in Flammen, und aus der offenen Tür waberte schwarzer Rauch. Ein Mann taumelte aus dem brennenden Raum und hielt den Deckel einer WC-Zisterne in seinen Armen, als wäre es ein Baby. Daniel rannte ihm zu Hilfe. Als der Mann ihn kommen sah, hob er den Deckel an und warf ihn auf Daniels Kopf zu. Daniel duckte sich und der Deckel zerschmetterte auf dem Asphalt. Da erst bemerkte er den wilden Blick des Mannes.
Feuer … mieses Motel … brennendes Drogenlabor … irrer Junkie …
All das schoss ihm durch den Kopf, während der Mann immer näher kam, ein Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel zog und damit gefährlich dicht vor ihm herumfuchtelte. Daniel brach ihm die Nase, streckte ihn mit einem Nierenschlag nieder und nahm ihm das Messer ab.
Nachdem die Polizei seine Aussage aufgenommen hatte und die Feuerwehr gekommen und wieder abgezogen war, lag Daniel auf seiner klumpigen Motelmatratze und roch noch immer die verbrannten Chemikalien in der Luft.
Er dachte nur:
Ach, scheiß drauf.
So nahm Daniels rebellische Askese ihr Ende.
In den drei Jahren seither hatte er seinen Frieden mit dem Luxus gemacht. Schließlich kam das Geld, das er sparte, nicht irgendwelchen Waisenhäusern zugute, sagte er sich. Außerdem musste er sich eingestehen, dass seine frühere Enthaltsamkeit ihn nur in seinem sündigen Hochmut bestärkt hatte.
Hochmut war eine der sieben Todsünden. Eine der drei, für die Daniel noch immer anfällig war. Die anderen waren Wollust und Zorn.
Daniel saß am Schreibtisch seiner
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