Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Abend analysiert John King die Lage in einer Gesprächsrunde. Anschließend präsentiert Soledad O’Brien ein einstündiges Porträt: Wer ist Tim Trinity? Das wollen Sie sich sicher nicht entgehen lassen …«
William Lamech blickte in die Runde von Männern in Maßanzügen, die um den langen Glastisch des Kasino-Vorstandszimmers saßen, und schaltete den Ton des Fernsehers aus. Aber das Gerät ließ er an. Die Männer sollten die Bilder im Kopf behalten. Die Bilder sollten während der Sitzung immer präsent sein.
Lamech wandte sich an seinen Leibwächter, der in der Tür stand.
»Keiner kommt rein und keine Anrufe.«
»In Ordnung, Mr Lamech.«
Der Leibwächter verließ den Raum und schloss leise die Tür hinter sich.
Jared Case sah den Stapel von Tabellen, Kontoauszügen und Steuererklärungen durch und schob ihn weiter zu seinem Nebenmann. »Mein forensischer Buchprüfer hat gesagt, hier sei einiges faul. Damit könnten wir ihn unter Druck setzen. Aber es wird schwierig sein, an Trinity ranzukommen, jetzt, wo die ganze Welt zuschaut.«
Pete DeFazio schnaubte nur. »Warum geben wir die Unterlagen nicht sofort an die Medien weiter? Dann kriegt sein Heiligenschein ein paar gehörige Dellen, die Presse stürzt sich erst richtig auf ihn, schnüffelt in seinen Finanzen rum … und nächste Woche ist Trinity nur noch ein bibelschwingender Gauner.«
»Ein bibelschwingender Gauner, der die Zukunft voraussagt«, wandte Case ein.
Lamech sah Darwyn Jones mit festem Blick an.
Darwyn nickte fast unmerklich und drehte seinen Stuhl zum Fernseher um. Auf die Mattscheibe starrend, sagte er: »Seht euch das an, Leute.« Er ließ seinen Blick noch kurz auf dem Bildschirm ruhen, dann drehte er sich wieder zum Tisch. »Millionen Amerikaner glauben an ihn. Seine Predigt morgen wird live übertragen und alle wichtigen Sender zeigen sie, sogar in Großbritannien, Kanada und Mexiko.«
»Meine Informanten zufolge fliegen Reporter aus Frankreich, Deutschland, Australien, Spanien und Brasilien ein … aus jedem verdammten Winkel der Erde«, fügte Lamech hinzu. »Die Geschichte hat sich in wenigen Tagen um die ganze Welt verbreitet.«
DeFazio zündete sich eine Zigarette an und sagte: »Was ist, wenn er morgen wieder rückwärts spricht? Vielleicht sagt er das Kentucky Derby voraus.«
»Wer weiß«, sagte Jared Case, »vielleicht verkündet er ja, Glückspiel sei eine Todsünde. Oder er sagt, Las Vegas sei ein Hort des Teufels.« Case deutete auf das Fenster, wo der Las Vegas Strip imblass rötlichen Licht des Sonnenaufgangs schimmerte. »Er könnte verlangen, dass am Strip die Lichter ausgehen. Und die Leute würden auf ihn hören. Ein Wort von ihm könnte uns vernichten.«
»Genau meine Rede«, sagte Darwyn Jones mit einem grausamen Lächeln.
Michael Passarelli räusperte sich. »Ich weise nur ungern darauf hin, aber wir reden davon, einen Mann umzubringen, der … na ja, ich will nicht behaupten, er sei Jesus, aber die Geschichte ist schon sehr seltsam. Und wenn wirklich Gott seine Hände im Spiel hat? Tut mir leid, aber ich glaube nun mal an Gott. Vielleicht sollten wir erst einmal mit seinen Finanzen anfangen. Da riskieren wir nicht so viel.«
William Lamech nahm einen Schluck Perrier. »Michael, wenn dieser Prediger wirklich irgendwas mit Gott zu tun hat, dann können wir alle hier uns darauf einstellen, dass wir in der Ewigkeit keinen Wintermantel brauchen. Aber Trinity kann jederzeit irgendwas sagen, das uns schadet. Das Risiko ist einfach zu groß.«
»Und wir wissen auch nicht, wie lange die Presse braucht, um ihn bloßzustellen, selbst wenn wir denen Informationen über seine Finanzen zuspielen«, fügte Darwyn Jones hinzu. »Sieht so aus, als hätten die ihren Spaß an dieser Messiasgeschichte. Vielleicht haben sie’s ja gar nicht so eilig, ihn als Schwindler zu entlarven.«
Lamech stand auf und wandte sich an alle Anwesenden. »Darwyn und ich sind also zu dem Schluss gekommen, dass Trinity aus dem Weg geräumt werden muss, und zwar so schnell wie möglich. Und ich schätze, Jared ist auch dafür.«
Jared Case nickte. »Einverstanden. Legen wir den Dreckskerl um.«
»Lasst uns abstimmen«, fuhr Lamech fort. »Wenn wir die Geschworenen im Fall Trinity sind, dann sollte das Urteil einstimmig ausfallen. Es geht immerhin um ein Todesurteil. Ansonsten müssen wir die Sache weiter diskutieren.« Er hob die rechte Hand. »Alle, die dafür sind, sofort etwas zu unternehmen.«
Darwyn Jones und Jared Case hoben
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