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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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vor Executive Council durchs Ziel. Dritter wird Sweet Revenge …«
    Für dieses Rennen hatte Trinity eine Voraussage gemacht – und das Ergebnis war genau wie prophezeit.
    Daniels Herz pochte wie verrückt, ihm wurde ganz schummrig, und kalter Schweiß rann von seiner Oberlippe.
    Dass Trinity richtig lag, war keine Überraschung nach allem, was Daniel in der letzten Woche erlebt hatte. Aber dass sie in die Lounge gegangen waren, ohne sich etwas dabei zu denken, dann wahllos durch die Sender schalteten und ausgerechnet bei dieser Geschichte landeten, das setzte ihm wirklich zu.
    War
das
etwa Gottes Wille?
    Wenn Gott aus dem brutalen Christenverfolger Saulus den Apostel Paulus gemacht hatte – den
Heiligen Paulus
 –, den eigentlichen Begründer des Christentums, konnte er dann nicht auch heute jemanden, der sich an Christus versündigte, als seinen Botschafter auserwählen? Trinity war meilenweit davon entfernt, einMann Gottes zu sein, aber seine Vergehen verblassten im Vergleich zu Saulus’ Sünden.
    Wir sollen glauben, dass keine Sünde so groß ist, kein Sünder so frevelhaft … dass
jeder
durch die Gnade Gottes erlöst werden kann.
    Vielleicht ging es ja gerade darum.
    Nick weigerte sich, auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Aber Nick hatte es nicht miterlebt.
    Ohne George zu beachten, packte Daniel seine Tasche und marschierte Richtung Herrentoilette. Er stürmte durch die Tür zu den Waschbecken, ließ die Tasche auf den weißen Fliesenboden fallen, stützte sich mit den Händen auf den Waschtisch und atmete langsam tief durch.
    George kam hinter ihm rein, blieb stehen und fragte: »Was zum Teufel ist los mit dir?«
    »Panikattacke«, brachte Daniel zwischen den Atemzügen heraus.
    George schnaubte verächtlich. »Panik, ach ja? Na, wir sind aber empfindlich.« Er ging zum Pissoir, machte seinen Hosenstall auf, pinkelte, zog den Reißverschluss wieder hoch, stellte sich an das Waschbecken neben Daniel und hielt seine Hände unter den Sensor-Wasserhahn.
    Daniel richtete sich langsam auf, streckte die Hände über den Kopf, holte Luft und sagte: »Ich glaube, mir geht’s schon besser.« Dann schlug er mit beiden Händen mit voller Wucht auf Georges Kopf ein, der mit der Stirn auf den Wasserhahn knallte.
    »Fuck!« George richtete sich ruckartig auf, aber Daniel traktierte ihn mit einer Salve von Fausthieben gegen den Solarplexus, bis ihm die Luft wegblieb.
    George brach keuchend zusammen, und Daniel zerrte ihn in die große Behindertentoilette, zog dann seine Tasche hinein und schloss ab. Er setzte George auf die Toilette, holte das Sport-Tape aus der Tasche, klebte es über seinen Mund und wickelte es um seine Hand- und Fußgelenke. Die Verletzung war nicht sehr schlimm, aber Stirnwunden bluten heftig, deshalb klebte er etwas Band darüber. Später müsste es mit ein paar Stichen genäht werden.
    »Ich würde ja sagen, es tut mir leid, George, aber, nun ja, das wäre gelogen.«
    George versuchte gar nicht erst zu antworten, aber in seinem Blick waren Mordgelüste zu sehen.
    Daniel kroch unter der Tür hindurch, wusch sich schnell das Blut von den Händen und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann trocknete er sich das Gesicht mit einem Papierhandtuch ab, steckte einen Finger in seinen Priesterkragen …
    Und nahm den Kragen ab.
    Tut mir leid, Nick, aber diese Sache kann ich nicht aussitzen.

35
    Atlanta
    Gegen Sonnenaufgang waren die Zufahrtsstraßen nach Atlanta schon hoffnungslos verstopft. Arme Leute in alten Rostlauben mit überladenen Anhängern, Senioren, die nur knapp hinter den Lenkrädern riesiger Wohnmobile hervorragten, Hippies mit psychedelischen Peace-Zeichen und Greatful-Dead-Bären an den Fenstern ihrer Kombis … und Tausende anderer auf dem Seitenstreifen, per Fahrrad oder zu Fuß, mit kleinen Kindern auf dem Arm und riesigen Rucksäcken … Jeder hatte sich mit den Mitteln, die er hatte, auf Pilgerreise begeben.
    Manche hielten sich an den Händen und verkündeten singend ihren Glauben.
    His Eye Is on the Sparrow …
    People Get Ready …
    I Shall Be Released …
    Walk in Jerusalem …
    Andrew Thibodeaux war ganz begeistert von diesem Gesang. Und von dem ganzen Pilgerzug. Und er fand es toll, Teil einer großen Sache zu sein, Mitglied eines Stamms, im Mittelpunkt einer sich rasch ändernden Welt.
    Und sein Geheimwissen, das fand er auch ganz toll.
    Denn er wusste, was Gott vorhatte.
    Er kroch die Interstate 85 entlang und hoffte nur, dass sein alter

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