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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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Gedanke, dass einige dieser Leute vielleicht gar keine richtigen Pilger waren … dass dem Reverend etwas zustoßen könnte.
    Als sein Pick-up sich mühsam in die Stadt vorschob, sah er an einer Brücke ein weißes Bettlaken hängen. Darauf stand geschrieben:
    DER MESSIAS IST ZURÜCKGEKEHRT

36
    Präsidentensuite, Westin Peachtree Plaza
    »Verdammt!«
    Tim Trinity knallte seinen Nassrasierer auf die Marmorablage. Blut sickerte aus einem senkrechten Schnitt an seinem Kinn und färbte die Rasiercreme rot. Elektrische Signale gellten durch Nervenbahnen von Kinn zu Hirn.
    Gottverdammt, tut das weh …
    Er spritzte kaltes Wasser auf die Wunde. Es ätzte wie Zitronensaft. Dann griff er nach seinem Kulturbeutel, um den blutstillenden Stift herauszuholen, stieß aber mit der Hand dagegen, und der Beutel fiel zu Boden. Tablettenfläschchen, Feuchtigkeitscreme, Nasenhaarschneider und Pinzette verstreuten sich auf dem Badezimmerboden.
    Das schrille Summen in seinem Kopf wurde lauter und seine Kopfschmerzen wuchsen sich zur Migräne aus, ein Zeichen, dass jeden Moment die Stimmen wiederkommen würden.
    Diesmal geht’s aber schnell …
    Trinity nahm ein kleines Handtuch von der Stange und presste es auf sein Kinn, während er sich bemühte, sein geräumiges Schlafzimmer zu erreichen. Seine fahrigen, zuckenden Bewegungen wurden immer verkrampfter.
    Er riss die Schublade seines Nachttischchens auf, kramte hinter der Gideon-Bibel herum und holte ein Plastiktütchen mit Kokain heraus. Dann schleppte er sich unter Krämpfen zurück ins Bad, wo es ihm gelang, das Tütchen zu öffnen. Er streute das weiße Pulver auf die glatte Marmorablage und beugte sich darüber.
    Halt! Hör sofort auf damit …
    Trinity richtete sich auf und sah in den Spiegel. Sein Spiegelbild starrte ihn an. Der Ausdruck in seinen blutunterlaufenen Augen war so intensiv, wie er es noch nie erlebt hatte, und er konnte seinen Blick nicht abwenden.
    Ein Gedanke bahnte sich den Weg in sein Bewusstsein, nahm Gestalt und Struktur an und gewann an Gewicht, während er immer klarer wurde wie eine lang verschüttete Erinnerung, die, einmal ins Gedächtnis zurückgerufen, nie mehr verloren geht.
    In Ordnung, Gott, du willst mich also benutzen? Ich gehöre ganz dir …
    Dieser Gedanke erfüllte ihn spontan mit Freude, als er jedoch ganz begriff, was dies für ihn bedeutete, wich die Freude schrecklicher Angst. Er wurde von Bedauern überwältigt. Er wollte das Gesagte zurücknehmen, es ungesagt machen, seine Nase in dem Haufen weißen Pulvers vergraben und das Entrinnen, das es bot, tief einsaugen, alles auf einmal schnupfen und Stimmen, Zuckungen und Zungenreden endlich Einhalt gebieten. All dem ein Ende machen.
    Jetzt und vielleicht für immer.
    Er musste all seine Willenskraft aufbringen, und bevor er es sich anders überlegen konnte, fegte er das Kokain ins Waschbecken und spülte es herunter, während seine Angst in blanke Panik überging und sein Herz wie wild pochte. Er sah sein Spiegelbild an.
    Ich akzeptiere diesen Fluch
 … 
diese Gabe
 … 
diese Pflicht. Ich werde weiterhin in Zungen reden. Ich werde der Welt deine Botschaft verkünden …
    Aber diese Worte steigerten seine Panik nur noch und sein Magen begann zu rebellieren.
    Er erbrach sich ins Waschbecken. Es befreite ihn ein wenig von seiner Angst, nicht vollkommen, aber vielleicht ausreichend. Erspülte sich den Mund mit Leitungswasser aus und betrachtete sich wieder im Spiegel.
    Du machst das schon, Tim. Du bist schon dein Leben lang im Showgeschäft und hast das Talent dazu. Setz einfach dein Lächeln auf und gib dein Ganzes.
    Aber diesmal erzählst du die Wahrheit
 …
    Dann kam der nächste Krampfanfall.
    Tim Trinity stütze sich mit beiden Händen auf der Ablage ab und wappnete sich für den aufkommenden Sturm.

    Las Vegas
    »Falls Sie gerade erst eingeschaltet haben:
So
sieht es heute in Atlanta aus«, sagte Wolf Blitzer, während Pilger den Bildschirm fluteten, im Centennial Park Zelte aufschlugen, in Five Points Transparente schwangen und sich vor dem Westin Peachtree Plaza Handgemenge mit der Polizei lieferten. »Sie nennen sich Trinitys Pilger und ihre Zahl wächst rasant an. Aber es gibt auch andere Stimmen, sowohl Religionskritiker als auch Kirchenführer, die sagen, Reverend Tim Trinity sei bestenfalls ein falscher Prophet und schlimmstenfalls ein Betrüger.« Dann wurde der Bildschirm geteilt: Blitzer auf der linken und das Riesenchaos in Atlanta auf der rechten Seite. »Heute

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