Die Trinity-Anomalie (German Edition)
ihre Hände, dann DeFazio, Babcock und Reaves … alle, sogar Passarelli.
Einstimmig …
37
Rom
Pater Nick bekam nicht jeden Tag Besuch von einem Kardinal, aber heute – und aus keinem sehr angenehmen Grund.
»Wie schwer sind die Verletzungen Ihres Sekretärs denn eigentlich?«, fragte Kardinal Allodi.
»Leichte Gehirnerschütterung, kleine Platzwunde und ein angeschlagenes Ego«, sagte Pater Nick.
»Sie finden die Angelegenheit wohl komisch?«
Nick fühlte sich wie ein kleiner Junge, der zum Direktor gerufen wurde. »Nein, Eminenz, ich habe nur Georges Verletzungen aufgezählt, da Sie sich danach erkundigt haben.«
»Und Ihr Golden Boy, Pater Byrne?«
»Hat eine Linienmaschine nach Atlanta genommen. Ich nehme an, er will zu seinem Onkel.«
»Sie haben mir versichert, er sei der richtige Mann für diesen Auftrag. ›Der Einzige‹, haben Sie gesagt.« Kardinal Allodis Stimme war kalt wie Eis. »Wie konnten Sie sich nur so irren?«
»Daniel war sehr verbittert über seinen Onkel. Deshalb wollte er ihn unbedingt ein für alle Mal entlarven. In der Fallakte, die wir ihm gegeben haben, wurden Trinitys Vorhersagen als fehlerhaft dargestellt, und außerdem wusste er ja bereits, dass der Mann einSchwindler ist. Wir hatten keinen Grund anzunehmen, dass er die Niederschriften überprüfen würde.« Nick schüttelte den Kopf. »Er ist ein erstklassiger Ermittler. Und als er begriffen hatte, dass die Vorhersagen zutrafen …«
»Sie hätten ihn früher von dem Fall abziehen sollen.«
»Ja, Sir.«
»Die ganze Angelegenheit wächst sich zu einem ziemlichen Debakel aus.«
»Ja, Eminenz.«
»Seine Heiligkeit muss informiert werden.«
Der Pater nickte. »Ich werde auf Ihre Anweisung hin seinem Büro Bericht erstatten.«
»Nein«, sagte Kardinal Allodi. »Sie können mir berichten und ich gebe die Sache an Seine Heiligkeit weiter. Wir sollten Seine Heiligkeit nicht mit überflüssigen Details behelligen.«
»Natürlich nicht, Eminenz.«
»Und bringen Sie die Sache in Ordnung.«
»Ja, Eminenz.«
38
Atlanta
Überall auf dem Hartsfield-Jackson-Flughafen herrschte aufgeregtes Geplapper, und einziges Gesprächsthema war anscheinend Tim Trinity. Während Daniel sich seinen Weg durch die Menge zur Bahnstation Richtung Hauptgebäude bahnte, schnappte er ein paar Gesprächsfetzen auf.
»Ich kriege kaum Luft vor lauter Aufregung.«
»Er soll die ganze oberste Etage des Westin gemietet haben und sich da verstecken, genau wie Howard Hughes. Das Hotel ist total abgeschottet.«
»Als ich die Nachrichten gesehen habe, habe ich einfach eine Tasche gepackt und einen Flug gebucht. Habe mich nicht mal von meiner Frau verabschiedet.«
»Haben Sie schon gehört? Er hat die Lottozahlen für nächsten Sonntag vorausgesagt! Ist das nicht irre?«
»Gefährlich, würde ich sagen. Früher oder später verpasst ihm Big Brother eine Kugel in den Kopf.«
»Ich glaube, wir haben die Endzeit erreicht.«
»Das will ich hoffen. Wenn die Welt doch nicht untergeht, muss ich wieder nach Hause fliegen und mich rechtfertigen.«
Daniel kaufte an einem Zeitungskiosk eine Ausgabe des
Atlanta Journal-Constitution
. Die fette Schlagzeile lautete:
TRINITY-ANHÄNGER BRINGEN STADT ZUM STILLSTAND – SPANNUNGEN NEHMEN ZU
In der Bahn zum Hauptgebäude überflog er den Artikel. Die Stadt löste sich anscheinend in Chaos auf. Er war immer noch in die Zeitung vertieft, als er den Zug verließ, und bemerkte die beiden nicht, bis sie ihn mit militärischer Präzision in ihre Mitte nahmen.
Zwei extrem kräftige Männer in dunkelblauen Anzügen und mit Sonnenbrillen. Der eine schwarz, der andere weiß, beide kahlköpfig und glatt rasiert. Ihre Jacken von Pistolen ausgebeult.
Scheiße.
Daniel ließ seinen Blick über die Menge schweifen und hoffte, dass sich irgendwo zwischen den vielen Menschen eine Lücke auftat. Aber er wusste, es war hoffnungslos. Selbst wenn er ein paar gute Schläge landen konnte und sich durch die Menge kämpfte, würde er nicht weit kommen. Sie konnten zwar in dem Gewühl nicht schießen, aber sie würden ihn auf jeden Fall einholen, bevor er den Ausgang erreichte.
Der Schwarze sagte: »Pater Byrne, wir sollen Sie abholen.«
»Nick hat keine Zeit verschwendet.«
»Wer? Nein, Reverend Trinity hat uns geschickt. Er meinte, Sie brauchen vielleicht jemanden, der Sie in die Stadt bringt.«
»Woher wusste er denn überhaupt, dass ich nach Atlanta komme?«
»Keine Ahnung, das müssen Sie ihn fragen. Er hat nur gesagt,
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