Die Trinity-Anomalie (German Edition)
nicht ausdrücken«, sagte Trinity. »Es sprudelt einfach so aus mir heraus und ich weiß ja gar nicht, was ich sage.«
»Vielleicht traut dir Gott noch nicht so richtig, aber es ist trotzdem Prophetie. Was wissen wir sonst noch?«
»Wir wissen, es bringt Macht und Geld«, sagte Trinity.
Daniel verzog das Gesicht. »Kannst du eigentlich an nichts anderes denken?«
»Du verstehst mich nicht. Es geht nicht darum, was
ich
will. Ich habe schon jede Menge Zaster, aber jetzt verdiene ich das Geld quasi im Schlaf. Vielleicht gehört das ja zu Gottes Plan, keine Ahnung, aber darüber darf man nicht hinwegsehen. Es war ja wohl klar, dass wir mit Geld überschüttet werden, wenn das an die Öffentlichkeit kommt. Und dann die Predigt morgen … Voraussichtlich eine halbe
Milliarde
Menschen wird zuhören oder den Abdruck in der Zeitung lesen. Das ist echte Macht. Und davor habe ich eine Heidenangst.«
»Ja … aber wir dürfen uns nicht von der Angst lähmen lassen. Was wissen wir sonst noch? Wir wissen …«
»Heilige Scheiße!«, stieß Trinity hervor.
»Was ist denn?«
»Ich hab’s! Ich hab’s!!« Er wippte auf seinen Fußballen wie ein aufgeregtes Kind. »Die Antwort findest du in der Heiligen Schrift, Sohn:
… sorgt euch nicht vorher, was ihr reden sollt; sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid’s nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist.
«
»Du willst also einfach improvisieren? Ist das dein Plan?«
»Oh, du Kleingläubiger«, sagte Trinity, »ich werde da oben auf der Bühne stehen, in die Kamera schauen, den Mund weit aufreißen und Gott bitten, durch mich zu sprechen.«
»Vor eine Minute hattest du noch eine Heidenangst.«
Trinity leerte sein Glas. »Habe ich immer noch, aber ich habe beschlossen, dem alten Mann da oben zu vertrauen. Warum sollte ich sonst überhaupt auf die Bühne gehen?«
Daniel dachte lange darüber nach, ohne etwas zu sagen, und versuchte erfolglos, das Gefühl zu verdrängen, dass Tim Trinitys Glaube stärker war als sein eigener. Er nickte und stellte sein Glas ab.
»Okay, Tim. Überlassen wir’s Gott. Schlaf ein bisschen, morgen ist ein wichtiger Tag.«
Als Daniel die Karte ins Schloss steckte, machten sich die Anstrengungen der letzten vierundzwanzig Stunden bemerkbar. Gott, war er müde. Sobald er sich hinlegte, würde er wahrscheinlich sofort einschlafen.
Er öffnete die Tür, ging hinein und schaltete das Licht an.
Seine Reisetasche lag offen auf der Kommode, dabei hatte er sie geschlossen auf dem Stuhl liegen lassen.
Als er hineinschaute, war die Fallakte verschwunden. Er riss die oberste Schublade der Kommode auf. Sein Laptop war auch weg. Er ging zum Schrank und nahm das zusätzliche Kissen aus dem Fach. Seine Digitalkamera hatte man auch gestohlen.
Stattdessen fand er im Schrank eine kleine Karte, auf der stand:
Dies ist kein Diebstahl.
Die Kirche holt sich nur ihr Eigentum zurück.
C.
Daniel zerknüllte die Karte, warf das Kissen an die Wand und fluchte. Dann atmete er ein paarmal tief durch und begann, das ganze Zimmer akribisch abzusuchen.
Sonst fehlte nichts, aber es gab auch nicht viel anderes zu stehlen. Matt ließ er sich aufs Bett fallen. Die Fallakte und sein Laptop enthielten die Beweise, dass der Vatikan versuchte, die Richtigkeit von Trinitys Prophezeiungen zu vertuschen.
Außerdem hatte Conrad die Kamera mit den Fotos von Trinity, wie er Kokain nahm.
Verdammt …
Als Daniel sich auf dem Bett ausstreckte, berührte er mit dem Kopf das kleine Stück Schokolade auf dem Kissen. Er fragte sich, ob PapaLegba mit seinen »Dieben im Tempel« Conrad gemeint hatte. Aber außerdem war in der Nachricht von »tödlicher Gefahr« die Rede gewesen, die in der Nähe lauern sollte. Damit war aber sicher nicht Conrads Einbruch gemeint. Es gab da noch eine ganz andere Bedrohung.
Alle seine Bemühungen, nicht paranoid zu werden, waren vergebens. Er hatte keine Ahnung, wer PapaLegba war, wer die Diebe im Tempel waren oder wo in seiner Nähe eine tödliche Gefahr lauerte, aber ihm war jetzt klar, dass er diesen PapaLegba ernst nehmen musste.
Mit einem Satz sprang er vom Bett auf. Dann nahm er die Schlüsselkarte von der Kommode und ging raus in den verlassenen Flur. Auf der Nordtreppe fand er Chris, der dort Wache hielt.
»Irgendjemand war in meinem Zimmer und hat einiges mitgehen lassen«, sagte er.
Chris drückte auf einen Knopf hinter seinem Revers und sagte: »Robert, Statuskontrolle.« Er legte den Finger ans
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