Die Trinity-Anomalie (German Edition)
ein wenig aufhalten. Damit hatte der Rat genügend Zeit, seine Möchtegernsoldaten und Waffen dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wurden, und das nigerianische Öl würde weiterfließen. Fürs Erste.
Außerdem konnte Conrad sich nicht leisten, sich Gedanken darüber zu machen. Er hatte dringendere Probleme. Seit die Öffentlichkeit von der Trinity-Anomalie erfahren hatte, rechnete er jederzeit damit, dass die Fleur-de-Lis-Stiftung ihre heuchlerische Fratze zeigen würde, und am Vorabend hatte er von einem New Yorker Agenten des Rats die Bestätigung bekommen, eine E-Mail, in der nur stand:
Carter Ames in Stiftungsjet nach Atlanta unterwegs.
Die Worte des Direktors klangen in seinen Ohren nach:
Carter Ames ist der gefährlichste Mann, dem Sie je begegnen werden.
Der Direktor war kein Mann, der zu Übertreibungen neigte, deshalb würde Conrad sich vor Ames in Acht nehmen und ihn auf keinen Fall unterschätzen. Aber trotzdem jagte ihm der Gedanke an den Widersacher Angst ein.
Conrads Handy summte, und diesmal war es die erwartete SMS:
ZUGANGSCODE AUFZUG – 018992
Er zahlte und ging Richtung Lobby.
44
Als Daniel ins Westin zurückkam, wartete an der Rezeption ein Umschlag auf ihn. Zwar ohne Wachssiegel, aber das Papier war ebenso edel wie das des Vatikans. Cremefarben, hundert Prozent Baumwolle, schwere Qualität, und die smaragdgrüne Tinte, mit einer breiten, weichen Feder aufgetragen, war kein bisschen ausgefranst. Die Schrift sah nach einer Männerhand aus, die Schönschreiben gelernt hatte. Wahrscheinlich im Internat. In der Nachricht stand:
Daniel
,
die Reaktion des Vatikans war zwar bedauerlich, aber zu erwarten. Wir sind erfreut, dass du dich der Wahrheit verpflichtet fühlst. Deine Entscheidung war richtig, Trinity ist der Weg.
Beschreite den Weg und finde die Wahrheit.
Aber hüte dich: Es gibt Diebe im Tempel, und ganz in der Nähe lauert tödliche Gefahr.
Überlege dir genau, wem du traust.
PapaLegba
Wer PapaLegba auch sein mochte, Stil hatte er jedenfalls. Daniel steckte die Nachricht weg und ging zu Trinitys Suite. Diesmal nahm er den Bourbon seines Onkels an.
»Zuerst ein paar Grundregeln«, sagte er und zählte sie an den Fingern ab. »Erstens: Ich arbeite nicht für dich, also behandle michnicht wie einen Angestellten, und ich bin auch keiner deiner Anhänger, also behandle mich auch nicht wie einen von denen.«
»Einverstanden.«
»Zweitens: Lüg mich nie an.«
Trinity hob die Hand zum Eid. »Das schwöre ich. Du sollst mir doch helfen. Lügen würde nichts …«
»Drittens: Morgen, wenn die Kameras der Welt auf dich gerichtet sind, wirst du zuallererst erklären, dass du nicht der Messias bist.«
»Mit Vergnügen. Um den Job wollte ich mich gar nicht bewerben.«
»Okay, aber was ich gesagt habe, gilt immer noch. Wenn sich das Ganze als Riesenschwindel herausstellen sollte, werde ich es mir zur Lebensaufgabe machen, dich zu vernichten. Ich werde dich vor der ganzen Welt bloßstellen.«
Trinity beugte sich vor, um mit Daniel anzustoßen. »Ich nehme dich beim Wort.« Er kippte den Bourbon in einem Schluck hinunter und füllt sein Glas wieder auf. »Ich verstehe ja, dass du immer noch misstrauisch bist …« Er zuckte mit den Schultern. »Wie könnte es auch anders sein? Aber als die Ölraffinerie in die Luft geflogen ist, da ist etwas in mir gestorben … Ich lüge nicht. Ich glaube an Gott, das ist kein Schwindel.«
»Dann sag mir bitte, was ihr vorhabt, du und Gott.«
»Nun, genau das ist das Problem.« Trinitys Hand zitterte ein wenig, als er an seinem Bourbon nippte. »Ich habe keine Ahnung, was Gott vorhat. Er sagt mir einfach nichts.«
»Aber er hat dir doch gesagt, dass Er mich an deiner Seite sehen will.«
»Danny, ich habe keine Ahnung, wie ich mit dieser Gabe umgehen soll. Ich tappe vollkommen im Dunkeln. Du musst mir helfen.«
Daniel erschrak, denn plötzlich wurde war ihm klar, dass hier kein Schwindel im Spiel war. Es war alles echt. Er war von der Verantwortung, die er übernehmen sollte, und der ungeheuren Ungewissheit einfach überwältigt.
Er ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken und trank seinen Bourbon.
Trinity lächelte freudlos. »Jetzt kapierst du langsam, was ich durchmache. Willkommen in meiner Hölle.«
Na gut, alles klar, nur keine Panik. Gott hat dir Verstand gegeben, also benutze ihn auch …
Daniel holte tief Luft. »Gut, fangen wir mit dem an, was wir wissen. Du hast also plötzlich die Gabe der Prophetie …«
»So würde ich das
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