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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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streichelten seine Fünfhundert-Dollar-Slipper das feuchte Gras.
    » Also, was wollten Sie wissen?«, fragte Somers, der die Fleecejacke jetzt in der Hand trug, weil das Unterhemd unter seiner Tracht schweißgetränkt war.
    Grek blieb stehen. Sie waren noch auf dem Weg, auf allen Seiten waren sie von hängenden Zweigen und hohem Sommergras eingerahmt. Auch Somers musste stehen bleiben und sich umdrehen, bleiches Sonnenlicht schimmerte durch die Zweige.
    » Ich habe eine Frage zu Waldemar.«
    Somers verstand nicht gleich, worauf Grek hinauswollte, weil der Name des polnischen Hausmeisters im St. Mary’s durch die slawische Aussprache, die der Russe beherrschte, seiner wiedererkennbaren Konsonanten beraubt worden war. Dann zählte er eins und eins zusammen und versuchte, Zeit zu schinden.
    » Waldemar? Das Faktotum? Was ist mit dem?«
    » Wir wissen nicht, wo er ist.« Er sagte das mit einer Gelassenheit, als ginge es um eine verlegte Armbanduhr. » Wir haben Probleme, den Mann ausfindig zu machen.«
    Somers lachte. » Ich dachte, ihr seid der russische Geheimdienst? Das spricht nicht gerade für eure Fähigkeiten, oder? Spricht nicht gerade für eure, ähm, Intelligenz.« Es war natürlich ein Fehler, einen Mann wie Grek mit solchen Sprüchen zu provozieren, aber Somers konnte nicht anders. So reagierte er nun mal, wenn er ein schlechtes Blatt in den Händen hielt: großspurig und sarkastisch, Öl ins Feuer gießend.
    » Vielleicht«, antwortete Grek, und Somers verstand nicht gleich, was er damit sagen wollte. Vielleicht was? Er verspürte wieder den Drang, den schmalen Weg hinter sich zu lassen, weil er befürchtete, dass Grek ihm jeden Moment die Faust ins Gesicht schlagen konnte. Calvin Somers hatte eine tief sitzende Furcht vor körperlicher Gewalt und wusste, dass er nicht in der Lage wäre, sich zu verteidigen, sollte der Russe ihn angreifen. Er drehte sich um und sah den Rand des Feldes keine fünfzig Meter entfernt. Warum gingen sie nicht endlich weiter?
    » Sie wissen also nicht, wo wir diesen Waldemar finden können?«, fuhr Grek fort. » Sie hatten in der Zwischenzeit keinen Kontakt zu ihm? Keinerlei gesellschaftlichen Umgang?«
    » Keinerlei was?« Somers lachte wieder, machte sich wieder über Greks Ausdrucksweise lustig.
    » Sie haben mich verstanden, Calvin.«
    Greks ernster Ton schlug ihm auf den Magen. Um seiner Angst Herr zu werden, drehte Somers sich um und ging in der Hoffnung, dass der Russe ihm folgen würde, ein Stück weiter Richtung Feld. Grek dachte nicht daran.
    » Was ist mit Benedict Meisner?«, rief er ihm nach, und Somers musste wieder stehen bleiben, sich umdrehen und ein paar Schritte zurückgehen. Ein Gefühl, als würde er sich einem Spinnennetz nähern.
    » Was soll mit ihm sein?« Und mit hastiger Stimme fügte er hinzu: » Können wir nicht weitergehen beim Reden? Ich will nach Hause. Können wir nicht in Richtung meiner …«
    » Bleiben Sie bitte hier, solange wir reden.« Grek deutete nach hinten zum Parkplatz. » Ich möchte mich nicht zu weit von meinem Fahrzeug entfernen. Also bitte, wo ist Meisner?«
    Somers gluckste den nächsten Lacher heraus. Warum fragte der Russe ständig nach Kollegen, die er seit über zehn Jahren nicht gesehen hatte? Was sollte er antworten? Er war kein Freund von Meisner, auch nicht von Waldemar, nie gewesen. Außer dem Schwindel mit Crane verband sie nichts miteinander.
    » Verfluchte Scheiße, ich habe nicht die leiseste Ahnung«, sagte er und bedauerte den Kraftausdruck, denn Greks Blick wurde schlagartig eisig.
    » Verstehe.« Es waren blassbraune, inzwischen sehr schmale Augen, an denen Somers die Schwere seines Betrugs ablesen konnte. » Das ist interessant. Auch Mr. Crane selbst haben wir bis jetzt nicht ausfindig machen können.«
    Somers fühlte sich wie von einem Punkt zum nächsten geschaukelt, als hätte der Russe gar kein Interesse an Antworten auf seine Fragen, als wollte er nur ein allgemeines Unbehagen hervorrufen. Gehörte das zum Handwerkszeug von Spionen? Wie kam Grek überhaupt auf die Idee, dass Crane noch am Leben sein könnte?
    » Warum erzählen Sie mir die ganze Zeit, wie unzulänglich Sie Ihre Arbeit machen?«, sagte er. » Das verstehe, wer will. Ich würde nicht herumlaufen und jedem auf die Nase binden, dass ich auf der Station einen Fehler gemacht habe. Seit zehn Minuten tun Sie nicht anderes, als mir zu erzählen, wie viele Böcke Sie bei Ihren Ermittlungen geschossen haben.«
    Jetzt tat der Russe etwas Unerwartetes

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