Die Trinity Verschwörung
Kursk operierten. Als er krank wurde, oblag es mir, diese Informationen an seinen Verbindungsmann weiterzugeben. Ich glaube, dass daraufhin fünfzehn Flugplätze der Nazis bombadiert und 500 Flugzeuge zerstört werden konnten. Ein wunderbarer Schlag, für den John und ich den Rotbannerorden verliehen bekamen.
» Lieber Himmel, stimmt das? Cairncross und Crane sind ausgezeichnet worden?«
Neame nickte. » Wenn es dort steht.«
Gaddis blätterte zurück zur ersten Seite. Er deutete auf die Notiz: » Panzerbrechende Granaten + Tiger Panzer« und bat Neame um Einzelheiten.
» Einzelheiten?« Der alte Mann tippte mit dem Zeigefinger auf einen Flecken schorfiger Haut gleich unterhalb des Haaransatzes. » Ich glaube › der Karelier‹ war einer der Namen, unter denen die Russen Cairncross kannten, oder?«
Gaddis nickte.
» Na ja, und Eddie erinnert sich, dass die Russen in der Lage waren, Granaten zu entwickeln, mit denen man die Panzer der Nazis zerstören konnte in der Schlacht von …« Das Aussprechen des Namens » Kurskaja Duga« fiel ihm schwer, und Gaddis nahm es ihm ab. » Genau. Und wieder zollte er ULTRA die Anerkennung für diese Informationen.«
» Ich verstehe.«
Gaddis blätterte weiter zur letzten Seite, auf die Neame weitere Notizen geschrieben hatte.
1939. Zum sowjetischen Doppelagenten beim MI 5 ernannt. Gibt MANN eine Liste mit den Namen potentieller sowjetischer Überläufer. Daraufhin werden Diplomaten nach Moskau zurückgerufen.
Volle Kenntnis über Aktivitäten der Spionageabwehr in London und darüber hinaus. Ebenso über das Ausmaß der Unterwanderung der Kommunistischen Partei durch den MI 5.
Gespräch mit Dr. SG über diplomatische Zellen.
1943. Guy und E zu Geheimgesprächen zwischen Churchill und Roosevelt nach Casablanca geflogen.
Pläne für Landung der Alliierten auf Sizilien und die Invasion der italienischen Halbinsel an MANN weitergegeben.
» Hier steht, dass Sie mir etwas über diplomatische Zellen erzählen wollen.«
Neame nippte an seinem Glas. Ein paar Männer waren in das Pub gekommen. Einer von ihnen schien die Wirtin zu kennen. Den Begrüßungslärm übertönend sagte Neame: » Wie bitte?«
Gaddis beugte sich vor, tippte auf die Rückseite des Manuskripts.
» Was sind diplomatische Zellen, Tom?«
» Was weiß ich?«
Warum musste gerade jetzt, wo Gaddis so nötig einen wachen Thomas Neame brauchte, jegliche Energie aus dem alten Mann weichen? Spielte er ihm etwas vor, oder forderte tatsächlich das Alter seinen Tribut?
» Soll ich uns etwas zu essen bestellen?«
» Das wäre sehr freundlich.«
Vielleicht vermochte ein Süppchen mit etwas Brot seine Lebensgeister wieder zu wecken. Die zehn Minuten, bis das Essen serviert war, überbrückte Neame mit Bemerkungen über das Personal in seinem Pflegeheim. Er verriet Gaddis, dass er sich » zu Tode« langweilte. Das erklärt seine Stimmungsumschwünge, dachte Gaddis, und bestellte sich noch ein Glas Lager. Als die Suppe kam, schlürfte Neame zwei Löffel und schob dann den Teller beiseite.
» Hab ich Ihnen schon erzählt, was nach dem Krieg mit Eddie geschah?«
Es geschah übergangslos. Er war aufgewacht. Innerhalb weniger Sekunden schien Neame seine geistige Schärfe und Frische wiedererlangt zu haben. Gaddis fühlte sich an einen Schauspieler erinnert, der zurück in seine Rolle schlüpfte; es war nervtötend. Anscheinend hatte er das Manuskript und die diplomatischen Zellen vergessen und wollte lieber über Cranes Erlebnisse nach dem Krieg reden. Gaddis ließ ihn gewähren. Sollte der alte Mann ruhig die Geschichte auf seine Weise und in seinem Tempo erzählen. Solange er sie erzählte.
» Nein, darüber haben Sie noch nicht gesprochen.«
» Wissen Sie was, Sam?«
» Was?«
Neame beugte sich vor, um ein Haar wäre er auf den Ellbogenflicken seines Tweedjacketts weggerutscht. » Ich glaube, Eddie hatte damals etwas, was man heutzutage einen Nervenzusammenbruch nennen würde.«
» Tatsächlich?«
Jetzt war es an Gaddis, sich aus seinem Stuhl nach vorn zu beugen. Er kam sich vor wie in einem Theaterstück. Ein- oder zweimal hatte er in tiefer Nacht mit dem Gedanken gespielt, Thomas Neame sei vielleicht nicht mehr als ein Schwindler, ein boshafter alter Schelm, der sich Geschichten über einen Mann namens Eddie Crane ausdachte, der nie existiert hatte. Solchen Gedanken war er jetzt wieder sehr nah.
» Tatsache ist, dass wir uns aus den Augen verloren haben.« Neame machte ein trauriges Gesicht. » Eddie war
Weitere Kostenlose Bücher