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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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entspannter, redseliger Stimmung, und er sah fantastisch erholt aus, nicht einen Tag älter als fünfundsiebzig. » Sagen wir so, Eddie hat uns bekannt gemacht, kurz bevor er abgetaucht ist.«
    Eine etwas wohlfeile Antwort, wie Gaddis fand, ein bisschen zu naheliegend, aber er hatte nicht vor, Neame der Flunkerei zu bezichtigen. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass die beiden Männer noch in Kontakt standen und Crane seinen Freund als bereitwilligen Mittelsmann nutzte, wann immer er Informationen unter die Leute bringen wollte. Oder Crane hatte Peter auf eigene Faust als zusätzlichen Schutz für seinen alten Freund angeheuert.
    » Apropos neumodischer Technologiekram«, sagte Gaddis, » hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ein Foto von Ihnen mache?«
    Neame zögerte. » Im Prinzip nein, aber es darf nur für das Buch sein. Vor der Veröffentlichung dürfen Sie es niemandem zeigen. Das ist absolut notwendig für meine Sicherheit.«
    » Ich verstehe«, erwiderte Gaddis mit einem Lächeln.
    Es war ein zynischer Schachzug, nicht zuletzt deshalb, weil er das Foto mit nichts Elaborierterem als der Kamera seines Mobiltelefons aufzunehmen beabsichtigte. Keine Beleuchtung, kein Make-up, nur ein Schnappschuss von Cranes bestem Freund hinter seinem Glas Ale in einem englischen Pub. Er fand es beinahe rührend, wie der alte Mann sich in Positur setzte, sein Jackett zurechtrückte und sich die Haare fester an den Kopf strich, um dann wacker in das Objektiv zu starren, während Gaddis ihn ins Bild rückte.
    » Ohne › Cheese‹ bitte.«
    Das Foto sah gut aus, doch Gaddis machte zur Sicherheit noch ein paar. Jede Begegnung mit Neame konnte die letzte sein, womöglich ergab sich eine solche Gelegenheit nie wieder.
    » Können wir noch ein bisschen über Oxford reden?«, fragte er, nachdem er sein Handy weggesteckt hatte. Er hatte sich von der Bar ein Glas Lager kommen lassen, und es galt noch einige Fragen von seiner Liste abzuarbeiten, bevor Neame müde wurde.
    » Gerne.«
    » Mich würde brennend interessieren, wer AGINCOURT war.«
    » Wen nicht?«
    » In Spycatcher deutet Peter Wright an, dass …«
    Neame ließ ihn den Satz nicht einmal zu Ende sprechen.
    » Um Himmels willen, Sam. Legen Sie bloß kein Wort von dem Kerl auf die Goldwaage. Wright ist nichts anderes als ein Schwätzer. Eddie konnte ihn nicht ausstehen. Der hat immer nur einen gegen den anderen ausgespielt. Verrückt nach Geld, verrückt nach kleinkarierter Vergeltung. Wäre die Regierung auch nur mit einem Funken Verstand an das Problem Peter herangegangen, hätte man dafür gesorgt, dass er irgendwo abtaucht.«
    » Sie haben Wright also persönlich gekannt?«
    Neame schaute verwirrt. » Ich hätte ihn gekannt?«
    » Sie haben ihn eben › Peter‹ genannt. Wie einen persönlichen Bekannten.«
    Neame runzelte die Stirn, tat die Theorie mit leisem Kopfschütteln ab. » Da täuschen Sie sich.«
    Tatsächlich? Bei Neame hatte man ständig das Gefühl, dass er mit etwas hinter dem Berg hielt, etwas verbarg, um Crane zu schützen. Hatten die beiden womöglich beim SIS zusammengearbeitet? » Und was heißt das jetzt für uns?«
    » Für uns?«
    » Ich meine, wie erfahre ich mehr über den Oxford-Ring?«
    » Tja, in Eddies Erinnerungen steht nicht mehr darüber drin. Was ich weiß, hab ich erzählt.«
    Die Schroffheit dieser Auskunft stellte Gaddis’ guten Willen auf eine harte Probe.
    » Was dagegen, wenn ich es überprüfe?«
    Neame lächelte. » Geduld«, sagte er, und Gaddis spürte den Ärger höhersteigen. Einem so alten Mann gegenüber konnte man eigentlich nur entgegenkommend und nachsichtig sein, aber Gaddis hatte nicht übel Lust, die Fesseln des Respekts gegenüber dem Alter abzuwerfen.
    » Warum Geduld?«
    » Ich weiß absolut nichts über AGINCOURT . Eddie hat behauptet, er habe in den sechziger und siebziger Jahren einen steilen Aufstieg in der Labour Party gemacht, doch das ist lange her.«
    » In der Labour Party?«
    Neame schaute hoch. Unter den Augen wies die Haut farblose Stellen auf, die Jahre hatten sich mit dunklen Flecken in sein Gesicht geschrieben. » Ja, Labour.«
    » Ich meine nur, dass Sie in der Kathedrale kein Wort davon gesagt haben.«
    » Und?«
    » Es ist interessant, weiter nichts.«
    » Na ja, dass er kein Tory war, versteht sich wohl von selbst, oder? Immerhin reden wir von einem Arbeitersohn aus Yorkshire, einem Kommunisten.«
    Ein großer Teil der Energie schien mit einem Mal aus Neame gewichen zu sein wie die Pracht aus der

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