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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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in einem Pub.«
    Gaddis öffnete die Schachtel und fand ein kleines, locker in Luftkissenfolie gewickeltes TomTom. Die schriftlichen Instruktionen trugen ihm auf, die in das Navi programmierte Strecke zu nehmen, die ihn in ein Dorf außerhalb von Winchester führen würde. Peter würde Gaddis’ Auto in diskretem Abstand folgen, damit sie sicher sein konnten, dass niemand sie beschattete. Sollte Peter an irgendeiner Stelle den Verdacht haben, dass ihnen jemand folgte, würde er Gaddis eine SMS mit dem Betreff LONDON schicken. Damit wäre das Treffen abgesagt.
    Der Plan klang vernünftig, und Gaddis war inzwischen so weit mit den exzentrischen Gepflogenheiten der Geheimdienstwelt vertraut, dass sie ihn weder wunderten noch ängstigten. Er stieg in sein Auto, legte das TomTom auf den Beifahrersitz, schaltete den Motor ein und drückte auf die grüne Starttaste.
    » Am Ende der Straße links abbiegen.«
    Verwundert vernahm er die Stimme Sean Connerys, die in die Software eingebaut worden war. Noch so einer von Peters privaten Gags; der Junge begann Gaddis ans Herz zu wachsen. Kaum hatte er sich in den spärlichen Vormittagsverkehr eingereiht, als Commander James Bond ihn auch schon im besten Bühnenschottisch durch die schmalen Wege und Nebenstraßen des südlichen Hampshire lotste. Peter hatte eine Reihe von Kehren und Schleifen in die Strecke programmiert, die Gaddis mehrmals zu Kreisverkehren oder Kreuzungen führten, an denen er Minuten vorher schon gewesen war. Der Zweck der Übung war klar: Wenn ein Fahrzeug ihm auf diesen verschlungenen Wegen folgte, war es schnell ausgemacht. Gaddis wusste, dass Peter in einem roten Toyota saß, und behielt den Innenspiegel im Auge. Auf doppelspurigen Straßen und an Verkehrsampeln hielt Peter sich sechs oder sieben Fahrzeuge hinter Gaddis, der in regelmäßigen Abständen sein Tempo verlangsamte, um ihn nicht zu weit zurückfallen zu lassen. So waren sie seit fast einer halben Stunde unterwegs, als eine Textnachricht Gaddis’ Handy erreichte. Zu seiner Enttäuschung wurde die Nummer auf dem Display nicht angezeigt, aber die Nachricht kam von Peter und enthielt die Anweisung, sein Telefon auszuschalten, damit er in dem Pub nicht zu orten war. Fünf Minuten später entließ ihn Sean Connery auf dem Parkplatz eines Wirtshauses mit falscher Tudor-Fassade in der Ortschaft Easton, ein paar Meilen nördlich von Winchester.
    Neame saß bereits in einer Ecke des Speiseraums. Der Abstand zu den Nachbartischen war groß genug, um sicherzustellen, dass niemand ihr Gespräch mithörte. Der alte Mann trug denselben Tweedanzug, dieselbe wollene Krawatte und dieselben blankpolierten braunen Halbschuhe wie bei ihrem ersten Treffen. Man konnte meinen, er sei von Winchester direkt hierherspaziert und habe seitdem in dem Pub gewartet. Das Glas, das vor ihm auf dem Tisch stand, schien echtes Ale zu enthalten, und er selber war ausgesprochen aufgeräumter Stimmung.
    » Aha, der gute Doktor.«
    Neame erhob sich.
    » Ist das Ihr Stammlokal, Tom?«
    Der Handschlag des alten Mannes war weich und feucht. Sein Gehstock lehnte in einer Wandnische hinter seinem Stuhl, und Neame umwehte derselbe Lavendelduft, der schon über den Bankreihen in der Kathedrale von Winchester geschwebt hatte.
    » Vom Pflegeheim führt ein Tunnel herüber. Für manche Insassen bedeutet er die Große Freiheit. Wie geht’s Peter?«
    Gaddis lag eine Bemerkung zum Rooney-Trikot auf der Zunge, aber er hielt sich zurück.
    » Ich wusste nicht, dass er so viel Humor hat«, antwortete er stattdessen. » James Bond höchstpersönlich hat mich zu Ihnen gelotst.«
    » Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    Gaddis musste sich eingestehen, dass er nicht die ideale Gesprächseröffnung gefunden hatte, und verbrachte die nächsten drei Minuten damit, dem alten Mann zu erklären, dass man sich aus dem Internet Stimmen von Schauspielern auf das Navigationsgerät laden konnte. Neame wirkte nachhaltig konsterniert. Ebenso gut hätte der » gute Doktor« ihm auf Kisuaheli die Relativitätstheorie erklären können.
    » Dieser neumodische Technologiekram ist mir ein Buch mit sieben Siegeln«, sagte er. » Darum kümmert sich Peter. Ich bin sehr froh, dass ich ihn habe.«
    » Wo haben Sie ihn aufgetan?«, fragte Gaddis, denn es kam nicht gerade oft vor, dass ein einundneunzigjähriger Bewohner eines Altenpflegeheims einen Überwachungsexperten zur Hand hatte.
    » Staatsgeheimnis«, antwortete Neame und tippte sich an die Nase. Er war

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