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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Körpers und legte ihr die Hand auf den Bauch. Er wusste, dass sie nicht um sein Mitleid buhlte, ihm keine Szene vorspielte. Das mochte er an ihr: Sie war eine Schauspielerin ohne jegliches Talent für Melodramatik.
    » Komm ins Bett«, sagte sie und begann, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Ihre nach Körperlotion duftende Haut wirkte wie Balsam. Jetzt lächelte sie. » Etwas noch.«
    » Ja?«
    » Dreh bitte endlich dem Scheiß-Dylan die Luft ab.«
    Drei Stunden später lag Gaddis noch wach. Hollys Gegenwart hatte ihn nicht ruhiger machen können. Friedlich zusammengerollt schlief sie neben ihm, und er war aufgewühlt wie seit den schlimmsten Zeiten seiner Scheidung nicht mehr. Seit Berlin hatte er kaum noch geschlafen, kaum schloss er die Augen, spielte seine Fantasie verrückt. Dann wurde er gequält von Bildern des toten Benedict Meisner, von der Wut über das zu den Akten gelegte Buchprojekt, dem wilden Verlangen, Charlottes Mörder zur Rechenschaft zu ziehen.
    Gegen Viertel nach zwei ging er, ohne Hoffnung auf Schlaf, nach unten, schenkte sich ein Glas Wein ein und begann – weil er nichts Besseres zu tun hatte –, in den Papieren zu blättern, die sie aus Hollys Auto geholt hatten.
    Es war wieder das Gleiche: In den Kartons fand sich nichts, was von Belang gewesen wäre. Nachdem er zwei Paracetamol geschluckt hatte, wandte er sich dem ursprünglichen Material zu, das er vor zwei Monaten nicht sehr gründlich durchgesehen hatte, und entdeckte tatsächlich das eine oder andere interessante Dokument, das er bei der ersten Durchsicht übersehen hatte: Anthony Blunts Sterbeurkunde zum Beispiel und eine Abschrift von seinem Testament. Er fand das Transkript eines Interviews mit Sir Dick White, 1982 von einem nicht namentlich genannten Journalisten geführt. Er war kurz fasziniert, aber natürlich konnte er keinen Hinweis auf ATTILA , keine Erwähnung Edward Cranes finden. In einem anderen Karton fand er eine Fotokopie des Nachrufs auf Jack Hewit, einen früheren MI 5-Agenten, der Guy Burgess’ Liebhaber gewesen war, außerdem eine Zeitungsrezension der Memoiren von Michael Straight. Ein ganzer Ordner enthielt Ausschnitte von Artikeln über Goronwy Rees und Vladimir Petrow. Offensichtlich hatte Katya ein Buch über die Beziehungen zwischen britischem Geheimdienst und dem KGB in der Nachkriegszeit schreiben wollen, aber es war – soweit er das beurteilen konnte – nichts dabei, was der Öffentlichkeit nicht schon bekannt gewesen wäre.
    Kurz nach vier schenkte er sich ein drittes Glas Wein ein und rauchte auf dem Sofa eine Zigarette. Auf dem Boden zu seinen Füßen lag Hollys Handtasche, offen und halb umgekippt, Teile des Inhalts waren auf den Teppichboden gerutscht, vielleicht als sie nach ihrer Zahnbürste gesucht hatte. Er war sicher, dass sie schlief, und sollte sie aufwachen und nach ihm sehen, würde er rechtzeitig ihre Schritte auf der Treppe hören. Er wollte sich einfach nur vergewissern, dass sie war, wer zu sein sie vorgab. Zur Beruhigung seiner Nerven.
    Er langte nach der Handtasche. Im größten Fach fand er ein Exemplar von Ibsens Nora oder ein Puppenheim, ein anderes von Die Frau des Zeitreisenden, außerdem eine Ausgabe des New Musical Express. Alle drei legte er neben sich auf das Sofa und tauchte tiefer ein in die Tasche. Er war erstaunt, wie viel Lärm er dabei machte. Er fand eine zerbrochene Muschelschale, ein ungeöffnetes Päckchen Papiertaschentücher, ein Kabelknäuel mit Ohrhörern, eine Schachtel Anti-Baby-Pillen – Gott sei Dank gewissenhaft eingenommen – und das braune Kerngehäuse eines halbgegessenen Apfels. Er legte alles auf den Boden. Bei den nächsten Fundstücken handelte es sich offenbar um Souvenirs: ein kleiner Amethyst, ein festes, in Seide eingeschlagenes und mit Bindfaden zusammengehaltenes Bündel und eine von Katya Levette geschriebene, an Holly adressierte Postkarte vom Eiffelturm mit einem Poststempel von 1999.
    Eigentlich suchte er nach ihrem Taschenkalender und fand ihn in einem separaten Fach mit Reißverschluss. Er überprüfte die Einträge für August und September auf Hinweise auf irgendetwas Ungewöhnliches, ein Doppelleben. Aber da standen nur Vorsprech- oder Partytermine und stichwortartige Erinnerungen daran, Milch zu kaufen oder Rechnungen zu bezahlen. Seine Buchvorstellung war mit dem Eintrag » Lesung Gaddis: Daunt Books / Holland Park« vermerkt, und die sich daraus ergebenden Dates lasen sich rührend banal: » Abendessen S., 20.30«, » Kino S.

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