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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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geschehen.«
    Sie hatte die Worte noch nicht ausgesprochen, da war ihr der Fehler bewusst. Gaddis wandte ihr sein Gesicht zu.
    » Soviel ich weiß, ist Charlotte ermordet worden, Tanya.«
    » Sicher. So hab ich das nicht gemeint. Tut mir leid …«
    » Und Calvin Somers ist auch tot.«
    Sie streckte die Hand nach seinem Arm aus. » Sam …«
    » Letzte Nacht ist ein Mann gestorben, weil er so dumm war, sich vor fünfzehn Jahren auf Geschäfte mit dem MI 6 einzulassen. Auch Benedict Meisner ist ermordet worden. Und das soll ich jetzt einfach vergessen? Wie sollte ich › ganz normal weiterleben‹?«
    Tanya probierte es mit einem anderen Ansatz. » Ich will Ihnen doch nur sagen, dass Sie es vergessen müssen.« Sie machte sich keinerlei Illusionen, dass es leicht werden würde. » Genauso wie Sie Ihr Buch vergessen müssen. Das ist der Deal, den Sie mit uns machen. Es bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig.«
    Gaddis wusste, dass es sinnlos war, mit ihr zu streiten. Sie war darauf programmiert, die Größe und Güte des MI 6 zu sehen, die Männer, die so mächtig waren, dass sie seine Beteiligung an der Schießerei einfach aus den Akten verschwinden lassen konnten. Schließlich war das ihre Spezialität – das Umschreiben von Geschichte. Tanya hatte ihm versprochen, dass der MI 6 mit den Deutschen » eine Vereinbarung treffen« würde. Und als Gegenleistung musste Gaddis aufhören, hinter Crane herzuschnüffeln.
    » ATTILA ist Vergangenheit«, sagte sie. » Crane wird aus Winchester weggebracht. Peter ist seinen Job los. Sie werden keinen von beiden wiedersehen.«
    Sie krochen die M25 entlang, eingequetscht zwischen LKW s und Lieferwagen mit genervten Fahrern. Gaddis musste an Peter denken, der ihn von Sean Connery durch die Landschaft Hampshires lotsen ließ, und es tat ihm leid, dass er seinen Job verlieren würde. » Und wenn Crane Kontakt mit mir aufnimmt?«, fragte er. Er hatte nicht groß über die Frage nachgedacht; er wollte bei Tanya nur eine Reaktion provozieren. Aber der Gedanke brachte ihn auf eine Idee. Hatte der MI 6 die Hushmails gelesen? Vielleicht ließe sich über chiffrierte Nachrichten weiter mit Crane kommunizieren?
    » Crane wird nicht versuchen, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen«, sagte Tanya, aber es schwang keine Überzeugung in ihrer Stimme mit.
    » Weshalb sind Sie da so sicher?« Gaddis begann an eine Rettung seines Buchprojekts zu glauben. Und mochte es noch so verrückt sein, er war trotz allem, was passiert war, fest entschlossen, zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte. » Glauben Sie im Ernst, so ein Mann wäre nicht in der Lage, den MI 6 zu täuschen?«
    » Edward Crane ist so ziemlich zu allem in der Lage.«
    » Eben.« Er schaute zum Fenster hinaus. Jetzt ging es darum, den Eindruck zu erwecken, dass sein Interesse an ATTILA erloschen war. Er musste Tanya mit derselben Raffinesse belügen, mit der sie ihn belogen hatte. » Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich kenne meine Lage. Wenn er anruft, läuft er bei mir ins Leere. Ich bin fertig mit der Geschichte.«
    » Tatsächlich?«
    » Ja. Glauben Sie, ich will vom FSB erschossen werden?« Tanya bestätigte die Unvermeidlichkeit einer Intervention der Russen mit einem kühlen Kopfnicken. » Ich akzeptiere die Bedingungen unseres Deals.«
    Er schaute sie an. Ihre Augen waren gerötet vor Müdigkeit. Es war seltsam, aber irgendwie fühlte es sich falsch an, sie zu hintergehen. Die Ereignisse in Berlin hatten ein Band zwischen ihnen geschmiedet.
    » Ich habe meinen Job am UCL «, sagte er. » Das Buch wird ungeschrieben bleiben. Wenn alles gutgeht, haben wir uns heute zum letzten Mal gesehen.«

31
    Sie setzten ihn vor seinem Haus in Shepherd’s Bush ab, und Gaddis fand alles so vor, wie er es vor etwas mehr als einem Tag verlassen hatte.
    Trotzdem war es nicht mehr dasselbe Haus. Jetzt war es ein Haus mit angezapften Telefonleitungen, verwanzten Zimmern und einem Computer, der mit gesichtslosen Fachtrotteln in Vauxhall Cross und beim GCHQ kommunizierte. Er zog die Vorhänge im Wohnzimmer auf und blickte hinaus auf die Autos, die in der Straße geparkt waren. Ein Van stand genau gegenüber seiner Haustür. Ein Van mit schwarz getönten Scheiben.
    Das ist meine Zukunft, dachte er. Der Preis dafür, dass ich mich mit Edward Crane zusammengetan habe.
    In einem Akt kleinkarierter Renitenz ging er hinaus, hämmerte gegen die Karosserie des Vans und rief: » Meinen bitte mit zwei Stückchen Zucker«, bevor er weiter zu der Telefonzelle in

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