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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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immer Dein
    Robert x
    Am Schluss ihres ersten gemeinsamen Wochenendes hatte Holly Gaddis erzählt, dass ihre Mutter das Material über den KGB von einem früheren Freund beim MI 6 erhalten hatte. Das musste er sein. Dieser Robert Wilkinson war die Quelle des Archivs. Der Brief trug das Datum vom 5. Mai 2000. Aber was hatte er mit den Sätzen im ersten Absatz gemeint? » Halte die Augen nach Platow offen. Um ihn geht es in erster Linie.«
    Es ging auf halb fünf zu. Gaddis las den Brief ein zweites Mal, versuchte sich einen Reim auf den Charakter der Beziehung zwischen Wilkinson und Katya Levette zu machen. Waren sie verheiratet gewesen? Lieber Gott, womöglich war er Hollys Vater. Darauf konnte ihm nur Holly eine Antwort geben, aber sollte er sie deshalb mitten in der Nacht aufwecken? Seine Fragen würden bis zum Frühstück warten müssen.
    » Was machst du?«
    Mit zusammengekniffenen Augen und schlafzerzaustem Haar, von dem eine Strähne ihr an der Wange klebte, stand sie auf der anderen Seite des Zimmers. Beim Klang ihrer Stimme war er zusammengezuckt. Er legte den Brief auf den Tisch, als hätte Holly ihn beim Lesen ihrer privaten Korrespondenz ertappt. Sie trug seinen Morgenmantel, die Kordel hing zu beiden Seiten herunter.
    » Hab ich dich geweckt?«
    » Nein. Ich hatte Durst. Und du warst nicht da. Ich wollte wissen, wo du bist.« Sie blinzelte in das Licht. » Warum bist du schon auf? Wie spät ist es?«
    Hinter ihr sah Gaddis die Handtasche auf dem Boden liegen und spürte einen Stich der Reue. » Gleich halb fünf«, sagte er. Er war wieder hellwach, die einschläfernde Wirkung von Wein und Paracetamol war schon lange verflogen. » Wer ist Robert Wilkinson?«
    » Was?«
    Ihr Kopf war auf die Seite gekippt. Sie wirkte überrascht.
    » Du kennst ihn also?«
    » Bob? Und ob ich ihn kenne. Er war Mums Freund. Wie kommst du auf seinen Namen?«
    » Ich habe einen Brief gefunden.« Er hielt ihn ihr entgegen, damit sie ihn las. Aber sie schlief noch halb und sagte: » Kann ich ihn nicht morgen lesen?«
    Er schüttelte den Kopf. » Nein, es ist wichtig. Hat deine Mutter das Zeug von ihm bekommen?«
    Er deutete auf die Kartons auf dem Tisch. Schon ein außergewöhnlicher Zufall, dass sich ein Brief dieses Robert Wilkinson die ganze Zeit in einem Schuhkarton im Kofferraum ihres Autos versteckt hatte. Und warum brachte sie ihm den ausgerechnet heute? Holly zog die Stirn in Falten, ihre halbgeschlossenen Augen wehrten sich noch gegen das grelle Licht in der Küche.
    » Scheiße, Sam, es ist mitten in der Nacht. Du hast das Zeug seit Wochen hier rumliegen.«
    » Den hier nicht.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf den Brief. » Der ist erst heute gekommen.«
    » Komm wieder ins Bett«, sagte sie. » Bob war verliebt in Mum. Verrückt nach ihr. Beim Frühstück erzähl ich dir von ihm.«
    » Was meinst du damit, › verrückt‹?«
    Sie tat einen Schritt nach vorn, fasste seinen Arm. » Beim Frühstück.«
    » Nein. Bitte.« Er hatte eine Hand um ihre Hüfte gelegt, hielt sie fest. Plötzlich wehte der Geruch ihrer Weiblichkeit ihn an, und er dachte an Tanyas Betrug. » Ich muss es wissen. Du musst es mir sagen. Wach endlich auf. Soll ich uns Tee machen? Oder Kaffee?«
    » Das ist lächerlich.« Sie gestattete ihm, sie auf einen Stuhl zu ziehen. » Wenn ich es dir erzähle, lässt du mich dann weiterschlafen?«
    » Dann lass ich dich weiterschlafen.«
    » Gut.« Sie stützte die Ellenbogen auf den Küchentisch, die Augen geschlossen, den Kopf gesenkt, als wollte sie sich zum Gebet bereitmachen. » Bob Wilkinson«, murmelte sie leise. Offenbar fiel es ihr schwer, sich an Einzelheiten zu erinnern. » Er war Mums letzter Geliebter vor Dad. Vielleicht sogar ihre große Liebe. Das weiß ich nicht mehr.«
    » Und du hast ihn kennengelernt?«
    » Sicher.«
    » Was ist er für ein Mann?«
    Sie hob den Blick, sah Gaddis verärgert an, als betrachtete sie es als ungeheure Zumutung, morgens um halb fünf Uhr eine Kurzcharakteristik von ihr zu verlangen.
    Er gab nach. » Okay, gut. Sag mir wenigstens, seit wann sie miteinander zu tun hatten.«
    Er war aufgestanden, während er die Frage gestellt hatte, und schaltete ein kleines Digitalradio in der Ecke an. Um zu verhindern, dass jemand ihr Gespräch mithörte. Klassische Musik ergoss sich in den Raum. Holly runzelte die Stirn, aber sie war zu müde, um sein seltsames Benehmen zu hinterfragen. » Ach, das weiß ich nicht, Sam. Seit den frühen Siebzigern, vermute ich.« Sie schob sich

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