Die Trolle
Euch. Die Spitze hat eventuell Haken, dann kann es sein, dass wir den Bolzen durchtreiben müssen.«
»Durchtreiben? Ihr meint, durch mein Bein?«, fragte Sargan entsetzt.
»Ja. Leider kann ich den Schaft nicht herausschneiden, mir fehlt das Werkzeug. Und ein Heiler«, erwiderte Sten sarkastisch.
»Nun gut, wenn es denn sein muss«, sagte der Rothaarige tapfer und griff mit beiden Händen an sein Bein, um es festzuhalten. Als er die Wunde genauer untersuchte, stellte Sten fest, dass der Bolzen lockerer saß, als er zunächst befürchtet hatte, und so riss er ihn einfach mit einer schnellen Bewegung heraus und presste ein Stück Stoff auf die Wunde, die sofort heftig zu bluten begann.
»Ich bin kein Heiler, aber ich hoffe, dass wir die Blutung aufhalten können. Ich habe schon Männer innerhalb kürzester Zeit an solchen Beinwunden sterben sehen. Sie verbluten einfach so«, erklärte Sten mit einem Fingerschnippen, das dem Verwundeten die Farbe aus dem Gesicht trieb.
»Äh, und nun?«, fragte Sargan leise.
»Wir warten und beten«, erklärte Sten, während er sich nach Druan umsah, der sich inzwischen auf den Pfad gesetzt hatte und sich ausruhte, während Anda und Pard die blutigen Überreste des Gefechtes im Wald verschwinden ließen.
»Wer ist dein neuer Freund, Sten?«, fragte Druan erschöpft.
»Sargan aus dem Osten. Und er ist nicht mein Freund«, erwiderte Sten trocken. Als Pard das hörte, ließ er die Leiche des Zwerges, die er gerade trug, fallen und kam bedrohlich näher: »Soll der Mensch auch in den Wald?«
»Warte«, sagte Sten eilig, und Druan nickte Pard zu, der mit einem Fluch wieder an die blutige Aufräumarbeit ging. Daraufhin warf Druan Sten einen bedeutungsvollen Blick zu, und der Wlachake wandte sich wieder an Sargan: »Wart Ihr auf dem Wagen? Ein Gefangener? Ich konnte nicht genau erkennen, was dort geschah.«
»Äh, ja, so etwas in der Art. Ich schreibe ein Buch, einen Reisebericht. Ich wollte etwas über die Zwerge schreiben, doch meine Fragen störten sie, und irgendwann haben sie mich einfach niedergeschlagen und mitgeschleppt. Einer sagte, ich wüsste zu viel über sie«, erzählte der Mann.
Mit dem Finger deutete Sten auf einen der gefallenen zwergischen Armbrustschützen: »Ist das Euer Dolch?«
»Ja, ja. Es ist ein Sport bei uns zu Hause. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal einen Dolch auf ein lebendes Wesen schleudern würde.«
»Ihr seid verdammt gut in Eurem Sport«, sagte Sten zweifelnd, denn die Würfe waren tatsächlich in beiden Fällen tödlich gewesen. Es war kaum zu erwarten, dass jemand, der dies vorher noch nie getan hatte, in einem Kampf unter solch widrigen Umständen so ruhig und sicher warf.
»Schon zwei Turniere gewonnen!«, erwiderte Sargan stolz und sah dann auf den blutigen Fetzen, den er immer noch auf sein Bein presste: »Ich lebe noch, demnach ist kein größeres Gefäß verletzt?«
»Wie?«, fragte Sten.
»Meine Wunde ist nicht tödlich?«
»Oh, nein, wohl nicht, dafür hätte der Bolzen auch weiter in der Mitte sitzen müssen. Hier, lasst mich einen Verband anlegen.«
Geduldig ließ Sargan die Prozedur über sich ergehen, während Sten eine feste Bandage aus Stoff um das Bein wickelte. Mehr als einmal hatte der junge Krieger bei sich oder anderen Wunden versorgen müssen und dabei einige Erfahrung gewonnen. Auch wenn er kein Heiler war, so kannte er doch den menschlichen Körper und vor allem dessen Verletzlichkeit.
Der Bolzen hatte sich tief in das Fleisch gegraben, aber keine schlimmen Verletzungen angerichtet. Vermutlich würde die Wunde sauber ausheilen, wenn man sie später noch einmal richtig versorgte und vor allem reinigte, was er hier nicht tun konnte. Schmerzhaft war sie auf jeden Fall, aber nicht weiter gefährlich.
Sten machte sich da schon mehr Sorgen um Druan, den es wirklich übel erwischt hatte, aber die anderen Trolle schienen nicht beunruhigt zu sein.
»Wie kommt ein Mensch dazu, mit Trollen zu kämpfen? Ich dachte, die wären alle verschwunden?«, fragte Sargan unvermittelt.
»Sie haben mich gerettet«, erwiderte Sten knapp.
»In den Büchern steht, dass es keine Trolle mehr gibt«, fuhr Sargan fort, was Druan in Gelächter ausbrechen ließ.
»Doch, doch, es gibt uns noch, Mensch!«
Mit einem Blick auf den massigen Troll lehnte sich Sargan nach vorne und flüsterte: »Aber sind sie nicht gefährlich?«
»Doch.«
»Fressen sie Menschen?«
»Vermutlich«, antwortete Sten.
»Wieso helft Ihr ihnen dann,
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