Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Sten?«
    »Sie helfen mir auch«, antwortete Sten kurz angebunden, was Sargan die Stirn runzeln ließ.
    »Helfen Euch? Wie?«
    »Indem wir neugierige Leute davon abhalten, ihm dumme Fragen zu stellen«, warf Druan ein.
    »Schon gut, schon gut«, sagte der Rothaarige und hob beschwichtigend die Hände.
    »Seid ihr Feinde der Zwerge?«, fuhr er an Druan gewandt fort.
    »Ja, Todfeinde!«
    »Das ist eine unglaubliche, kostbare Gelegenheit! Ich muss mehr über euch erfahren!«
    »Ihr werdet Euer Ränzlein schnüren und dorthin zurückgehen, wo Ihr herkommt«, sagte Sten grimmig, doch Sargan schüttelte hastig den Kopf.
    »Nein, nein! Alle großen Dichter schreiben, dass es keine Trolle mehr gibt. Niemand hat jemals mehr über sie erfahren. Mein Name könnte unsterblich werden!«
    »Falls man Eure abgenagten Knochen jemals findet, meint Ihr?«, fragte Sten süffisant, doch der Fremde war Feuer und Flamme und nicht von seiner Idee abzubringen.
    »Ich begleite euch Trolle, lasse mir von eurer Kultur und eurem Volk erzählen und schreibe alles auf.«
    Verzweifelt warf Druan einen Blick auf Sten, der mit den Schultern zuckte. Mühsam erhob sich der Troll und kam auf den Rothaarigen zu, baute sich über ihm auf und brüllte: »Wir brauchen keinen Begleiter! Trolle wandern allein! Verschwinde!«
    Hastig kramte Sargan in seiner Tasche herum, bis er ein dünnes Buch und einen Federkiel fand, die er triumphierend zückte. Schnell begann er zu schreiben, wobei er vor sich hin murmelte: »Trolle … wandern … allein. Das ist gut, sehr gut.«
    Wieder warf Druan einen gequälten Blick zu Sten, der schließlich eingriff: »Wir müssen sowieso bald übertagen, Druan. Bis hier alles soweit fertig ist, bleibt nicht mehr viel Zeit. Allzu weit weg kommen wir nicht, und wir können nicht riskieren, dass jemand Sargan findet und sein Wissen über euch aus ihm herausholt.«
    Nachdenklich nickte Druan und ballte die Fäuste: »Wir können aber auch Pards Vorschlag annehmen.«
    »Nein! Keine weiteren Toten! Denk an dein Versprechen«, ermahnte der Wlachake den Troll, der widerwillig nickte und sich dann nach den anderen umsah: »Ich gehe und erkläre es Pard. Es wird ihm nicht gefallen.«
    Sargan, der mit neugieriger Miene den Wortwechsel verfolgt hatte, fragte: »Ich komme also mit?«
    Stumm nickte Sten, was Sargan ein breites Grinsen entlockte.
    Er hat keine Ahnung, worauf er sich da einlassen will, dachte der Wlachake, halb grimmig und halb amüsiert über die Freude des Rothaarigen.

 
23
    Viçinia erwachte in den frühen Morgenstunden, während fahles Licht in ihre Kammer fiel. Es dauerte einige Augenblicke, in denen sie müde blinzelte, doch dann fielen ihr die Ereignisse des gestrigen Tages wieder ein – und der gestrigen Nacht. Rasch schlug sie die Decke zurück und zupfte einige Blätter von ihrem Nachthemd, die sich bei ihrer Kletterpartie darin verfangen hatten. Dann stand sie auf, um sich möglichst lautlos die Füße in der Waschschüssel zu säubern, damit die noch schlafende Mirela keinen Verdacht schöpfte. Das Wasser im Krug schien ihr so kalt zu sein wie ein Gebirgsbach, und es vertrieb die Müdigkeit aus ihren Gliedern. Sobald sie angekleidet war, stellte sie sich darauf ein zu warten.
    Am Tag gab es für Viçinia nicht viel zu tun. In den vergangenen Monden hatte sie sich in die Routine gefügt, doch heute war Viçinia bei allem, was sie tat, nervös und unkonzentriert. Wenn sie tatsächlich etwas erreichen wollte, dann musste es bald geschehen, bevor Zorpad die nächsten Schritte unternahm. Wenigstens hatte der Masride bislang nicht die Wachen verstärkt, die auf Viçinia aufpassten. Dennoch würde ein längerer Ausflug aus der Geiselhaft sehr schwierig werden, vor allem, wenn sie tatsächlich unbemerkt zurück in die Burg gelangen wollte. Aber die Wlachakin war sich sicher, dass die anderen Geiseln für ihre Flucht würden bezahlen müssen; also blieb ihr keine Wahl, als zurückzukehren.
    Am Nachmittag ging sie wieder zu den Zinnen, genoss den Wind und spähte verstohlen die Soldaten und Wachen aus. Schon in den ersten Tagen ihrer Gefangenschaft hatte sie damit begonnen, Fluchtpläne zu schmieden, aber das größte Problem war, dass es unmöglich schien, alle Wlachaken zu befreien, die sich als Unterpfand in Zorpads Gewalt begeben hatten. Einer Person, vielleicht auch einer kleinen Gruppe mochte die Flucht gelingen, aber niemals allen. Und solange der Frieden anhielt, lag wenig Sinn darin, aus der Gefangenschaft zu

Weitere Kostenlose Bücher