Die Trolle
Kopfnicken in Stens Richtung, »aber ein Fremder?«
»Es gibt keine andere Möglichkeit«, erklärte Druan, doch Pard lachte hämisch und ließ die Muskeln spielen.
»Doch, die gibt es!«
»Sten vertraut dem anderen, und er kennt seine Leute besser als wir.«
Vertrauen ist vielleicht ein wenig übertrieben, dachte Sten bei sich, und ein Wlachake ist er auch nicht, aber solange zwei falsche Annahmen ein Blutvergießen verhindern, lasse ich das mal unter den Tisch fallen. Sein Blick wanderte zu dem rothaarigen Fremden, der das Gespräch zwischen den Trollen aufmerksam verfolgte. Er ist mehr, als er zu sein scheint. Es war ganz schön kaltblütig von ihm, in den Kampf einzugreifen.
»Sten ist mir egal! Ich vertraue keinem von beiden, und ein Mensch ist mir schon zu viel!«
»Wir tun, was ich sage, Pard!«, wiederholte Druan, doch diesmal klang Stahl in seiner Stimme mit.
»Roch! Was meinst du dazu?«, wandte sich Pard Hilfe suchend an den anderen Troll, der nur mit den Schultern zuckte.
»Druan wird schon Recht haben.«
»So wie in dem Dorf?«, fragte Pard böse zurück.
»Er hat ein paar Menschen erwischt«, entgegnete Roch ungerührt. »Na und? Was war daran falsch?«
Bei der Erwähnung von Orvol spürte Sten einen bitteren Geschmack im Mund. Obwohl Sten sich ziemlich sicher war, dass Druan sich am Ende durchsetzen würde, rief ihm das Streitgespräch wieder vor Augen, wie schnell die Trolle zu blutdürstigen Bestien werden konnten.
»Was ist mit euch?«, fragte Pard Anda und Zdam. »Seid ihr auch Druans hirnverbrannter Meinung?«
Offensichtlich behagte es den beiden Trollen nicht, sich Pard zu widersetzen, aber schließlich nickten sie doch, auch wenn sie dem großen Troll dabei nicht ins Gesicht sahen.
»Bah!«, spie Pard aus. »Ihr werdet alle weich. Die Sonne kocht eure Schädel aus! Schaut ihn euch an! Er ist bestimmt ein halber Zwerg!«
»Ich bin ganz sicher kein Zwerg, auch kein halber«, warf Sargan ein, und Sten schloss die Augen, denn er rechnete mit einem wilden Ausbruch Pards, der jedoch ausblieb. Als der Wlachake die Augen wieder öffnete, sah er, wie Pard die restlichen Trolle böse anfunkelte, schließlich aber entnervt die Arme in die Luft warf und rief: »Schön! Aber gebt nicht mir die Schuld, wenn die beiden Menschlinge morgen Trollfleisch essen!«
»Ich esse auch kein Trollfleisch«, erläuterte Sargan geduldig, was ihm einen weiteren finsteren Blick von Pard einbrachte.
»Wer redet mit dir, Halbzwerg?«
»Ich bin kein …«, begann der Mensch.
Doch Pard donnerte ihm ins Gesicht: »Schnauze!«
Mit verschnupfter Miene wischte sich Sargan ein wenig Trollspeichel von der Wange, schwieg zu Stens Erleichterung aber, während Pard die anderen Trolle noch mit ein paar deftigen Schimpfworten belegte, bevor er fluchend und grummelnd in den Wald stapfte.
»War es das?«, flüsterte Sargan Sten zu, und dieser nickte.
»Ja, und jetzt gehen wir schnell hinterher, weil er ganz sicher nicht warten wird. Im Gegenteil«, sagte Sten, der wusste, dass Pard in seinem Zorn mit doppelter Geschwindigkeit marschieren würde. Hastig packten alle ihre Sachen zusammen und folgten dem massigen Troll in den Wald.
»Er ist sehr, nun ja … aufbrausend«, stellte Sargan fest, was Sten zum Lachen brachte. Aber ein Gedanke an die gewaltigen Arme des Trolls, wie sie sich um seinen Leib legten und alles Leben aus ihm herausquetschten, ließ das Lachen wieder verstummen.
»Er ist vor allem gefährlich. Wie ein wildes Tier. Ihr tätet gut daran, dies immer im Kopf zu behalten. Er würde nicht zögern, Euch zu töten. Keiner von ihnen würde das«, versicherte Sten ernst.
»Wie kommt es, dass Ihr mit ihnen reist?«, erkundigte sich der kleinere Mann neugierig bei Sten.
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Nun, wir haben doch Zeit, oder nicht?«
»Ja, schon«, entgegnete Sten zögerlich. »Nun gut. Also, ich war nördlich von hier im Wald, und zwar gefangen und …«
Sargan warf fragend ein: »Gefangen im Wald?«
»Eine Falle. Ich bin …äh, Jäger. Konnte mich nicht selbst befreien, aber die Trolle haben mir geholfen. Tja, und seitdem sind wir irgendwie zusammengeblieben.«
»Das war aber nicht sehr lang«, hakte Sargan nach.
»Stimmt, aber es war auch nur die kurze Fassung. Wo kommt Ihr her?«, wechselte Sten eilig das Thema.
»Ich stamme aus dem wunderschönen Masya, der Perle des Ostens. Berühmt für seinen Handelsbasar, den größten Markt für Gewürze aus allen Ländern der Welt!«
»Hmm, nie
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