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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zurückzukehren. Man darf meine Abwesenheit nicht bemerken.«
    Schweigend nickte der ältere Mann und führte Viçinia zur Tür. Bevor er jedoch den Riegel zurückschob, fragte die junge Frau: »Eines noch. Stimmt es, dass Sten cal Dabrân …?«
    Der Schuster setzte eine grimmige Miene auf. »Er war in der Stadt und wurde gefangen genommen. Ich war dabei, als sie kamen. Wir waren zu siebt, aber alle Soldaten stürzten sich auf ihn. Es war aussichtslos, Herrin. Wir anderen konnten entkommen und hielten uns versteckt, doch Sten kam zu keinem von uns, auch später nicht.« Mit einem bedauernden Kopfschütteln entriegelte der ältere Mann die Tür, dann fügte er hinzu: »Woher die Soldaten unseren Versammlungsort kannten, wissen wir nicht. Seitdem hat niemand etwas von ihm gehört, und vorgestern hat Zorpad verkündet …«
    »Ich weiß«, unterbrach Viçinia ihn mit einer abwehrenden Handbewegung, so als wolle sie die schlechte Nachricht nicht noch einmal hören. »Es stimmt also. Danke, Giorgas.«
    Ein winziger Teil von ihr hatte noch immer gehofft, dass Zorpad sie belogen hatte, doch nun verlosch auch diese Hoffnung. Warum bist du nach Teremi gekommen?, dachte die Wlachakin, als sie in die Nacht hinaustrat. Und wie konnte Zorpad dich so rasch ausfindig machen? Aber was immer der Grund war, an meiner Stelle würdest du jetzt hoffentlich das Gleiche tun: Ionna warnen und versuchen, Zorpads verfluchte Pläne zu Fall zu bringen. Und wenn ihr das gelungen war, dann würde sie um Sten cal Dabrân trauern.
    »Die meisten von uns verbergen sich seitdem, einige unserer Treffpunkte sind anscheinend den Masriden bekannt geworden. Viele Freie Wlachaken sind aus der Stadt geflohen«, erzählte Giorgas düster, der noch im Türrahmen stehen blieb, um seinen ungewöhnlichen Gast zu verabschieden.
    »Aber du nicht, Giorgas?«
    »Nein, Herrin. Ich habe wenig zu verlieren – weder Weib noch Kinder. Und wer verdächtigt schon einen alten Schuhmacher?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
    »Danke, Giorgas, ich werde deinen Mut nicht vergessen. Sichere Wege«, verabschiedete sich die Wlachakin und wandte sich ab, um den Rückweg anzutreten.
    »Sichere Wege, Herrin«, gab ihr der Rebell mit auf den Weg, doch Viçinia war bereits in die Dunkelheit getaucht.
    Mit klopfendem Herzen näherte sich Viçinia der Manntür. Tatsächlich war der Riegel noch immer nicht vorgeschoben, und die kleine Tür öffnete sich mit einem leisen Quietschen, das Viçinia die Haare im Nacken aufstellte. Doch das Glück blieb ihr treu, denn niemand schien das Geräusch gehört zu haben. Schnell huschte sie durch den Eingang zur Feste, zögerte aber einen Augenblick, bevor sie die Manntür wieder schloss.
    Womöglich war dies ihre letzte Gelegenheit, um zu fliehen. Wenn sie jetzt die Pforte zufallen ließ, mochte es sein, dass sie ihr Ende in diesen dicken, feindlichen Mauern fand, getötet von Zorpad oder dessen Schergen.
    Mit einem Mal fühlte sie sich verloren und unendlich allein. Dann atmete sie tief durch und schob den Riegel vor. Die anderen Geiseln vertrauen auf mich. Ich bin die Schwester von Ionna cal Sare s , der Löwin von Désa. Ich muss einen Weg finden, uns alle zu befreien, dachte sie grimmig. Oder ich muss gemeinsam mit meinen Landsleuten sterben.
    Diesmal schritt Viçinia nicht quer über den Hof, sondern schlich an der Mauer entlang. Das Feuer war bis auf ein sanftes Glimmen heruntergebrannt und beleuchtete den Burghof nur schwach. Hin und wieder hörte sie über sich die Schritte der Soldaten, die nun offenkundig schweigend das Ende der Hundewache abwarteten, doch keiner von ihnen bemerkte sie.
    Auf dem gleichen Weg wie zuvor erreichte sie ihre Kammer. Mirela schlief tief und fest. Hastig schlüpfte sie in ihr Bett und zog sich um. Erst als sie das Kleid und die Haube wieder im Bettkasten verborgen hatte, atmete sie ruhiger und konnte schließlich spüren, wie die Spannung aus ihrem Körper wich, die sie den ganzen gefährlichen Ausflug hindurch begleitet hatte. Trotzdem lag sie noch lange wach und schmiedete weitere Pläne, bis ihre Gedanken vor Müdigkeit wirr wurden und sie langsam in einen unruhigen Schlaf sank.

 
24
    Pard war nicht zufrieden, das war offensichtlich, und er machte seinem Ärger mit donnernder Stimme Luft: »Noch einen? Und dann auch noch einen halben Zwerg?«
    »Ja, Pard«, antwortete Druan geduldig.
    »Zwergenscheiße! Es ist ja schon schlimm genug, dass wir dem da vertrauen müssen«, brüllte Pard mit einem

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