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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Hafenviertel erreichte, das Apa s , wie es seine Bewohner nannten, empfingen sie lautes Lachen und Stimmengewirr. Obwohl in Teremi nach Einbruch der Dunkelheit eine Ausgangssperre herrschte, schien es hier eine Schankstube zu geben oder wohl eher eine Kaschemme. Im Apas, wo die Sitten rau waren, setzten Zorpads Soldaten den Zapfenstreich nur selten durch. Es hieß sogar, dass sie sich nicht einmal nach Einbruch der Dunkelheit hierher trauten.
    Viçinia ließ sich von solchen Gerüchten nicht beirren, zumal es ihr gelegen kam, falls Zorpads Wachen sich wirklich vor dem Wasserviertel fürchten sollten. Sie näherte sich der Quelle des Lärms und gelangte zu einer kleinen, halbhohen Tür, die in einen Kellerraum führte. Mit einem schnellen Blick über die Schulter stieß sie die Tür auf und trat ein.
    Zunächst blendete sie das Licht, doch dann erkannte sie einen niedrigen Raum, der voller Männer und Frauen war, die an grob gezimmerten Tischen saßen und redeten und lachten. Mit gesenktem Blick ging sie zur Theke und wartete, bis der Wirt sie ansprach.
    »Was willst du?«
    »Ich suche das Haus von Giorgas dem Schuster. Es muss in der Nähe des Hafens sein. Kannst du mir helfen?«, fragte sie leise, darum bemüht, dass niemand anderes sie belauschen konnte.
    »Giorgas, Giorgas. Mag sein, dass ich ihn kenne. Aber er wird’s nicht mögen, so spät noch gestört zu werden. Obwohl, von ’nem hübschen Weib wie dir … will er sich das Bett wärmen lassen?«
    »Würdest du mir bitte helfen? Er erwartet mich«, log Viçinia flehentlich.
    »Was bekomme ich dafür?«
    »Ich habe nicht viel, das ich dir geben kann«, erwiderte die Wlachakin, doch der Wirt zwinkerte ihr zu.
    »Sag das nicht. Du kannst mir bestimmt viel geben. Wie wäre es zuerst mal mit ’nem Kuss? Oder kostet das auch schon was?«
    Überrascht hob Viçinia die Brauen, doch bevor sie antworten konnte, ertönte neben ihr eine Stimme.
    »Du alter, geiler Bock! Jetzt hör schon auf und hilf dem Mädchen. Wenn das eine Hure ist, dann bin ich die Kaiserin des Dyrgischen Imperiums!«
    Neben Viçinia an der Theke stand eine Frau, die von Kopf bis Fuß in feste, dicke Lederkleidung gehüllt war, welche teilweise mit Pelz besetzt war. Ihr dunkles Haar war zu Zöpfen geflochten, die ihr ins Gesicht fielen, als sie Viçinia zunickte: »Stör dich nicht an ihm. Es ist nur so, dass er mit seinem Schritt schneller denkt als mit seinem Schädel!«
    »Ha, das wohl!«, lachte der Wirt und packte sich zwischen die Beine, während die Fremde mit den Augen rollte und den Kopf schüttelte. Mit einem letzten angewiderten Blick auf den Wirt, dem zu gefallen schien, was seine Hand spürte, packte die Frau Viçinia an der Schulter und zog sie fort von der Theke.
    »Dämlicher Kerl, er merkt nicht mal, wenn man ihn beleidigt«, raunte die Fremde Viçinia ins Ohr und schob sie an einen Tisch.
    »Kannst du mir helfen?«, fragte Viçinia mit gespielter Befangenheit.
    »Ich kenne den Namen Giorgas nicht, aber es gibt nur einen Schuster am Hafen. Ich erkläre dir, wie du ihn findest. Bist nicht von hier, was?«, fragte die schlanke Frau, und Viçinia schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf, um einen eingeschüchterten Eindruck zu erwecken.
    »Mein Name ist Traia, Kleine. Du musst keine Angst haben. Wie heißt du?«
    »Ires«, antwortete Viçinia schnell, »Giorgas ist mein Ohm.«
    »Also, pass auf: Du musst hier die Straße entlang, bis du zu einem großen weißen Haus kommst. Keine Sorge, das kann man nicht verfehlen. Dann biegst du vor dem Haus in die Gasse ein. Der folgst du, bis sie endet, dann gehst du links in die Straße hinein, und auf der rechten Seite siehst du schon bald das Schild des Schusters. Ich war da noch nie, ich mache meine eigenen Schuhe«, erklärte Traia grinsend und hob ihren Fuß in Viçinias Blickfeld, an dem sie tatsächlich sehr schöne, weiche Lederstiefel trug.
    »Danke, Traia.«
    »Soll ich dich begleiten? Ich kann dich hinbringen«, bot die Frau an, doch Viçinia schüttelte den Kopf.
    »Nein, danke, es geht schon. Es ist ja nicht weit, oder?«
    »Nein, nicht wirklich«, stimmte ihr Traia zu und zuckte mit den Achseln. »Dann geh eben allein.«
    Sich noch einmal bedankend, erhob sich Viçinia und verließ die Taverne. Draußen ging sie erst langsam einige Schritte, bevor sie wieder anfing zu laufen. Die Beschreibung der Frau schien korrekt zu sein, denn es gab ein weißes, großes Gebäude, bei dem Viçinia in besagte Gasse einbog. Kurz blieb sie stehen

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