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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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augenfällig, dass die Vorkommnisse, wie Druan sie beschrieb, nicht von einem einzelnen Magier erzielt werden konnten. Also redete der Troll gewiss nicht bloß von einem Söldling, der den Zwergen bei ihrem Krieg gegen die Trolle half, sondern von vielen menschlichen Verbündeten. Die Masriden …
    Was kann das für ein Pakt sein?, fragte er sich. In Stens Kopf wirbelten die Gedanken umher, und es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Hunger, Durst und klamme Kälte taten ihr Übriges, doch je mehr er über das soeben Gehörte nachdachte, umso klarer wurde ihm, dass er so schnell wie möglich in die Zivilisation zurückkehren musste, um herauszufinden, was da vor sich ging. Innerlich verfluchte er die Trolle ein weiteres Mal dafür, dass sie ihn festhielten, auch wenn er ihnen die Neuigkeiten überhaupt erst verdankte.
    In Gedanken versunken bemerkte er nicht Druans abschätzenden Blick und wurde durch dessen Frage vollkommen überrascht: »Du wusstest nichts davon, aber es bedeutet dir etwas, nicht wahr?«
    »Nun ja. Das sind wirklich Neuigkeiten. Irgendwer hilft den Zwergen, nur kann ich nicht sagen, wer.«
    Druan kniff die Augen zusammen, und Sten wurde sich mit einem Mal der Tatsache bewusst, dass dieser Troll weitaus schlauer war, als er anfänglich angenommen hatte. Er konnte ihm nicht vertrauen, also war es ratsam, Vorsicht walten zu lassen und nicht zu viel preiszugeben.
    »Du wirst mir später mehr über dein Volk erzählen, Sten«, sagte der Troll, als hätte er Stens Gedanken gelesen, bevor er sich abwandte und wieder zu dem am Boden liegenden Troll trat, der sich nun nicht mehr rührte.
    »Ich habe Hunger und Durst, ich brauche etwas Wasser. Und Kleidung«, teilte Sten mit.
    »Fleisch haben wir bald mehr als genug, und Anda holt gerade Wasser. Kleidung gibt es keine, bis wir wieder aufbrechen und mehr Menschen treffen«, antwortete Druan, ohne ihn anzusehen. Dann rief er den großen Troll zu sich. »Hier ist es unsicher, Pard. Nimm die anderen und geh tiefer in die Höhlen hinein. Schau nach, ob ihr Verfolger finden könnt.«
    »Wir werden die kleine Brut zermalmen«, stieß Pard zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Vielleicht wurde er ja verfolgt«, antwortete Druan mit einem Blick auf den toten Troll. »Wenn das so ist, müssen wir die Zwerge zuerst entdecken.«
    »Das werden wir. Ich habe schon zu lange kein Zwergengenick mehr gebrochen! Ich werde ihnen die Schädel einschlagen, die Arme aus dem Leib reißen, sie zu Mus zerquetschen!«
    »Wir bleiben hier, falls sie kommen. Sie verfolgen einen Verwundeten, sie werden nicht allzu viele Krieger schicken. Wir werden seinen Tod rächen!«, entschied Druan.
    Pard nickte wütend. Abrupt drehte er sich um und ging tiefer in die Höhle hinein, nicht jedoch ohne vorher mit der Faust gegen die Felswand zu schlagen, wobei fingerdicke Gesteinssplitter in alle Richtungen flogen. Die anderen drei Trolle folgten ihm, während Druan sich wieder neben den Gefallenen kniete und ein beinernes Messer aus einem seiner Gürtelbeutel zog. Zu Stens Entsetzen rammte er das Messer in die graue Haut des Trolls und begann, diesen aufzuschneiden.
    »Was tust du da?«, rief Sten erschüttert.
    Druan drehte sich zu ihm um und antwortete: »Er ist tot.«
    »Solltest du ihn dann nicht begraben?«
    »Nein. Warum?«
    »Um seinen Geist zurück in die Erde zu führen. Und damit keine Aasfresser sich an ihm gütlich tun können. Aus Respekt.«
    »Wir nehmen die besten Teile mit.«
    »Ihr wollt ihn doch nicht etwa fressen?«, fragte Sten voller Abscheu.
    »Natürlich«, entgegnete Druan ungerührt.
    »Ihr Geister! Das ist ja widerlich!«
    »Er würde es mit mir oder dir genauso machen. Wir haben keine Zeit zu jagen. Wir lassen doch nicht gutes Fleisch zurück«, erklärte der Troll, während sich das Messer in das Fleisch des Toten grub. Immer noch fassungslos, drehte sich Sten um, damit er das grausige Schauspiel nicht mitverfolgen musste. Er hatte Menschen getötet, hatte Folter erlebt, Hinrichtungen und andere Grausamkeiten gesehen, doch wie der Troll so selbstverständlich über der Leiche seines Freundes kniete und diesen ausnahm wie einen Hasen, das ließ Sten speiübel werden. Wo bin ich hier nur hineingeraten?, fragte er sich, während er versuchte, die makabren Geräusche auszublenden, die hinter seinem Rücken von Druans blutiger Arbeit kündeten.

 
4
    Tief in den Gebeinen der Erde erstarrte Sargan, als er den lauten Schritt von schweren Stiefeln durch die Gänge

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