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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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versteckte sich Sargan, diesmal in einem kleinen Seitengang, und wartete ab, bis die Stimmen und Schritte verklangen. Er war sich inzwischen sicher, dass sich diese Gruppe Zwerge tiefer in den Berg hineinbewegte, und so folgte er ihr vorsichtig. Keiner wusste zu sagen, was das Kleine Volk mit ungebetenen Gästen anstellte, denn noch niemals war ein Eindringling aus den Kavernen zurückgekehrt, um von den Geheimnissen zu berichten.
    Irgendwann wurde der Sims zu einer flachen Treppe, die nach oben führte, fort von den rauschenden Wassern des Magy. Am oberen Ende der Treppe fand Sargan eine Öffnung zu einem Gang, und in Ermangelung anderer Möglichkeiten nahm er diesen. Nun irrte er durch die Gänge und Höhlen, stets wachsam und auf der Hut. Seinem Gefühl nach führte der Weg ihn eher ein wenig aufwärts, doch sicher war er sich nicht.
    Noch war er überzeugt davon, dass er den Rückweg durch die dunklen Gänge wieder finden würde, denn sein Gedächtnis war in diesen Dingen exzellent. Und sobald er unsicher zu werden drohte, konnte er kleine, nahezu unsichtbare Markierungen am Fels anbringen.
    Ein weiteres Geräusch ließ ihn erstarren, doch dann erkannte er das Rauschen von einem Wasserlauf, der irgendwo vor ihm zu entspringen schien. Geduckt schlich er weiter, darauf achtend, dass die Lampe schräg gegen den Boden gerichtet war und so wenig wie möglich strahlte. Tatsächlich, das Geräusch wurde lauter und lauter, und schließlich sah er einen fahlen Lichtschein um eine Biegung des Ganges scheinen. Schnell löschte er die Laterne und schlich behutsam weiter. Noch auf dem Sims am Fluss hatte er sich das Gesicht mit einer Paste eingerieben, die er zuvor im Dorf aus Asche und Fett hergestellt hatte. Dies sowie die weich fallende dunkle Kleidung und die verschnürte graue Gugel, mit der er sein rotes Haar bedeckte, machten ihn im düsteren Zwielicht fast unsichtbar.
    Jedes einzelne seiner Besitztümer und Werkzeuge war sorgfältig verstaut und, wo es nötig war, mit Tuch umwickelt, sodass es keinen unnötigen Lärm machte, wenn er sich bewegte. Außer einem langen Dolch trug er keine Waffen, denn sie würden ihm sowieso nichts nutzen, sollten die Wachen der Zwerge ihn entdecken.
    Ein kurzer Blick um die Biegung zeigte ihm eine große Kaverne, an deren Wänden vielleicht ein Dutzend handtellergroßer Feuerschalen angebracht war. Auch hier waren die Wände mit Reliefs verziert, aber man hatte sich zusätzlich die Mühe gemacht, den Boden mit einem aufwändigen Mosaik zu versehen. Einzelheiten konnte er nicht erkennen, aber es schien sich um konzentrische Kreise zu handeln, die von einem Bildnis in der Mitte ausgingen.
    Was seine Aufmerksamkeit vor allem beanspruchte, waren zwei Zwerge, die im Raum standen und sich leise unterhielten.
    Scheinbar hatten sie Sargan nicht bemerkt, denn sie fuhren unbeirrt in ihrem Gespräch fort.
    »… ist Hrolv einfach hinten geblieben, als es gegen die Trolle ging, und deshalb ist ihm nichts passiert. Das hat mir mein Kusin erzählt«, hörte Sargan einen von ihnen sagen.
    »Hrolv ist ein bartloser Schwächling! Zu nichts zu gebrauchen, außer um die Latrinen zu putzen. Aber der Kriegsmeister wird das schon noch merken, und dann kann die kleine Kröte was erleben«, entgegnete der andere ergrimmt.
    »Ich hoffe, meine nächste Einheit besteht aus besseren Kriegern!«
    Fürs Erste konnte sich Sargan aus diesen Worten keinen Reim machen. Er riskierte einen weiteren Blick und sah sich die Zwerge genauer an. Es waren gewiss keine einfachen Wachen, dafür waren ihre Rüstungen zu aufwändig und die Verzierungen auf den Schilden zu kunstvoll. Beide waren gut anderthalb bis zwei Köpfe kleiner als er, der unter seinesgleichen nicht gerade ein Riese war. Der eine hatte dunkles, braunes Haar, das zu einem dicken Zopf geflochten war und ihm bis auf den Rücken fiel; der andere hatte sich das hellere Haar kurz geschoren. Aber beide trugen lange, dicke Bärte, die mit Lederschnüren umwickelt waren. Bärte in verschiedensten Formen waren neben der Größe das bekannteste Merkmal des Kleinen Volkes, und soweit Sargan wusste, waren sie innerhalb ihrer Gesellschaft auch ein Zeichen von Reichtum und Macht. Leider konnte er nicht ergründen, was die umwickelten Bärte im Einzelnen bedeuteten, denn dies war ein weiteres gut gehütetes Geheimnis der Zwerge.
    Der Rest der Erscheinung machte deutlich, dass es sich bei den Zwergen um angesehene Krieger handeln musste. Beide trugen matt glänzende Arm- und

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