Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
viel, aber in seiner Position war er mit allem zufrieden, was er bekommen konnte. Danach hatte er sich ein schmales und leichtes Boot gekauft und war flussaufwärts gepaddelt, was sich angesichts der Strömung als ein sehr mühseliges Unterfangen erwiesen hatte. Dennoch hatte er schließlich den Austritt des Magy aus dem Berg erreicht und war aufs Geratewohl in den gähnenden Schlund gefahren.
    Die Strömung war hier gewaltig, denn der Fels zwang den Fluss in ein enges Bett, und seine Fluten schossen nur so dahin. Mit einem gewöhnlichen Ruderboot wäre es unmöglich gewesen, in die Höhle einzudringen, aber der schlanke Einsitzer hatte es Sargan ermöglicht, die gefährliche Enge hinter sich zu bringen. Tiefer im Berg verbreiterte sich die Kaverne, und die Wasser flossen etwas ruhiger dahin. Und dann hatte Sargan rudernd die Stelle erreicht, die bewiesen hatte, dass seine verrückte Idee mit dem bootsfahrenden Zwerg nicht ganz so verrückt gewesen war, wie er selbst gedacht hatte.
    Vor ihm hatte ein gewaltiges, metallenes Gitter aus dem Magy geragt. Irgendwer hatte es so in den Fels eingelassen, dass es Schiffe und Boote blockierte, aber den Fluss ungehindert fließen ließ. Die Stangen des Gitters waren aus bestem Zwergenstahl, so dick wie Sargans Oberarm, und die Lücken, die sie ließen, maßen vielleicht einen Schritt im Durchmesser. Die ganze Konstruktion war ein ungeheures Meisterwerk, das Sargan in der Dunkelheit hatte staunen lassen.
    Hoch über ihm, außerhalb des kleinen Lichtkreises seiner Laterne, verschwanden die Gitterstäbe wohl ebenso im Fels, wie auf beiden Seiten und vermutlich auch am Grund. Wie auch immer das Kleine Volk dies vollbracht hatte, das Ergebnis war imposant. Aber für Sargan, den weniger die Handwerkskunst der Zwerge interessierte als vielmehr, was hinter dem Gitter lag, hatte das Tor nur ein Hindernis dargestellt, das er zu überwinden hatte.
    Schnell hatte er sein Boot an den Stäben festgebunden und sich seiner Kleidung entledigt. Das eiskalte Wasser hatte ihn aufkeuchen lassen. Mit ein wenig Anstrengung hatte er sich durch eine Lücke im Gitter gezwängt, der Göttin Agdele, der Herrin der Erde und Mutter der Welt, für seine geringe Größe und drahtige Statur gedankt und war an der Felswand entlang gegen den Strom geschwommen. Ohne Boot hätte sich das Vorankommen noch sehr viel schwieriger gestaltet, und schon bald hatte er aufgeben wollen, als er schließlich einen Sims ertastet hatte, der in den rauen Fels geschlagen worden war. Eine kurze Erkundung hatte ergeben, dass der Sims am Fluss entlang tiefer in den Berg hineinführte. Also war er zu seinem Boot zurückgeschwommen, hatte sich seine Sachen auf den Rücken gebunden und den Strick vom Boot gelöst. Es mochte sein, dass die Erbauer des Gitters hin und wieder hierher kamen, und dann durften sie nichts Verdächtiges finden.
    In der vollkommenen Dunkelheit und an den Stahlstreben hängend wie eine Spinne, hatte er sich im Stillen gefragt, ob er von allen guten Geistern verlassen sei, dass er sich derart auf sein Glück verließ. Aber zum Umkehren war es längst zu spät gewesen, und so hatte er sich in die Fluten gestürzt und war unter Aufbietung all seiner Kräfte wieder zu dem Sims geschwommen, auf den er sich hustend und keuchend hinaufgezogen hatte.
    Jetzt schlich er leise durch die schier endlosen Gänge des Kleinen Volkes, wie ein Dieb im Hause seines Opfers.
    Obwohl die verzierten Wände von erlesener Kunstfertigkeit sprachen und schön anzuschauen waren, fehlte hier doch jedes Anzeichen von den ungeheuren Schätzen, welche die Zwerge angeblich horteten. Wenn man den Geschichten Glauben schenkte, dann verbargen die Zwerge ihre Reichtümer ohnehin in gewaltigen Kavernen, in denen ein Mann bis zum Haupt und tiefer in Gold versinken konnte.
    Andererseits erzählte man sich auch von den Wachen, den Fallen und all den anderen tückischen Gefahren, mit denen das Kleine Volk seine Kostbarkeiten beschützte. Unter dem Berg gab es viele Geheimnisse zu ergründen, und das Wissen um diese Geheimnisse war einerseits wertvoll, andererseits aber auch tödlich.
    Der sagenhafte Reichtum der Zwerge rief allseits Neugier und Neid hervor, und so wurde einem jeden gutes Gold geboten, der die Mysterien des Kleinen Volkes zu lüften vermochte. Die Zwerge aber pflegten jeden gnadenlos zu jagen und zu töten, der zu viel über sie wusste. Der mögliche Gewinn war gewaltig, das Wagnis allerdings auch.
    Wieder ertönten Geräusche, wieder

Weitere Kostenlose Bücher