Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
erkundeten, und das leise Gemurmel störte Sten, bis er sich seufzend erhob und sich zu seinen Begleitern gesellte.
    »Sten, haben das alles Menschen gemacht?«, fragte Roch den Wlachaken neugierig. »Du meinst das Lagerhaus?«, fragte der Wlachake, und als Roch nickte, sagte er: »Ja, sicher.«
    »Es ist groß«, stellte der einhornige Troll fest.
    »Ach, es gibt viel größere Höhlen«, warf Pard missmutig ein. »Ja, aber die sind einfach da. Das Haus hier ist gebaut. Das ist anders«, widersprach Roch.
    »Nun ja«, lachte Sten. »Die Lagerhalle ist groß, aber einfach. Es gibt viel größere Gebäude in der Stadt, die Festung zum Beispiel.«»Festung?«, merkte Druan auf. »Welche Festung?«
    »Burg Remis. Ehemals der Königssitz meines Volkes und jetzt der Sitz Zorpads«, erklärte der Krieger. »Erzähl uns von der Stadt«, bat Druan. »Sie ist viel größer, als ich sie mir vorgestellt habe.«
    »Was wollt ihr wissen?«
    »Wie viele Menschen leben hier?«
    »Ich weiß nicht, es gibt niemanden, der die Leute zählt. Aber einige tausend sind es sicherlich.«
    »So viele!« Roch knurrte beeindruckt.
    »Vielleicht sollte ich euch die Stadt ein wenig beschreiben, immerhin kennt ihr so etwas ja gar nicht. Es könnte wichtig werden«, schlug Sten vor, und Druan nickte.
    »Also, ihr habt ja gesehen, dass die Reiba die Stadt in zwei Hälften teilt, nicht wahr?«, sagte Sten und sah fragend in die Runde. »Vor ewigen Zeiten waren das zwei Dörfer, Remis und Teres, die zu beiden Seiten der Reiba lagen, hier, wo sie in den Magy mündet. Die Dörfer wuchsen bis an die Reiba heran. Als Radu, der erste König meines Volkes, die Stämme einte, nahm er die beiden Dörfer als Sitz seines Geschlechts in Anspruch, denn er sagte, so wie aus den beiden Dörfern eines werde, so solle aus dem ungeeinten Wlachkis ein Land werden. Er benannte die Dörfer um in Teremi und errichtete seine Festung am Ostufer der Reiba, in Remis«, führte Sten aus.
    »Dein Volk hatte Stämme?«, wollte Druan wissen.
    »Ja, viele. Überall gab es Stammesführer, und sie führten untereinander Krieg. Erst Radu der Heilige konnte das beenden und die Wlachaken einen.«
    »Wie?«
    »Nun, die Legende besagt, dass Radu ein einfacher Krieger war, kein Häuptling und kein Anführer, der von seinem Stamm verstoßen worden war, weil er von Frieden träumte und ein geeintes Königreich herbeisehnte. Man trieb ihn unter Schimpf und Schande aus seinem Dorf, weil er nicht mehr kämpfen wollte. In jenen Zeiten war das Land arm, und er wanderte von Dorf zu Dorf, von Siedlung zu Siedlung und versuchte, den Wlachaken Frieden zu bringen. Doch niemand hörte auf ihn, man verspottete und verlachte ihn«, erklärte Sten.
    Pard unterbrach ihn mit einem schnaubenden Lachen: »Kein Wunder!«
    Ohne auf den großen Troll zu achten, fuhr Sten fort. »Als er schon verzweifeln wollte, da begegnete er einer Weisen Frau, einer Geistseherin, und sie berichtete ihm, dass der Weiße Bär, der mächtige Schutzgeist des Landes, von einem Dunkelgeist gefangen genommen worden sei. Sie erzählte Radu, dass die Wlachaken niemals Frieden finden konnten, solange der Weiße Bär gefangen sei und die Dunkelgeister ohne Widerstand den Zwist und den Krieg unter das Volk tragen konnten. Also nahm Radu sein Schwert und trat in den tiefsten Dunkelforst, wo er sich dem Dunkelgeist entgegenstellte. Der Kampf war lang und hart, und oft erschien er dem Menschen aussichtslos. Nur durch einen Trick vermochte Radu den Geist schließlich so lange abzulenken, bis er den Weißen Bären befreit hatte. Mit der Kraft des Weißen Bären in sich, erschlug er schließlich den Dunkelgeist und nahm dessen Haupt an sich. Noch von den Wunden seines Kampfes gezeichnet, trat er auf der Versammlung der Häuptlinge vor den Rat und schleuderte den blutigen Schädel in ihre Mitte. Auf seiner Stirn sahen alle den Segen des Weißen Bären, und sie neigten die Knie und erkannten ihn als Kralj, als König an. Mit weisen Beschlüssen schlichtete er die Fehden und die Zwistigkeiten und führte mein Volk zusammen. Als Kralj war es ihm möglich, bei Streitigkeiten unter den Häuptlingen zu richten, denn sein Spruch band einen jeden«, beendete er seine Geschichte, die jeder Wlachake schon einmal gehört hatte. Dann sah er die Trolle an, die an seinen Lippen zu hängen schienen.
    »Nun ja, es ist eine Legende«, erklärte Sten leicht verlegen. »Vermutlich war Radu der Heilige ein großer Krieger, der den Rest der Stämme unterwarf.

Weitere Kostenlose Bücher