Die Trolle
Niemand weiß das so genau.«
»Wie lange ist das her?«, fragte Druan Sten, der von dem Interesse der Trolle an der Geschichte seines Landes erstaunt war.
»Im Imperium rechnen sie die Zeit seit dem Dunklen Jahr und dem Erlöschen des Mondes, und die Masriden machen es genauso. Aber wir Wlachaken rechnen die Jahre seit Radus Thronbesteigung. Wir schreiben das Jahr 683«, erklärte Sten.
»Ist das viel Zeit?«, erkundigte sich Roch.
»Sehr viel. Viele Generationen von Menschen haben in diesen Jahren gelebt und sind wieder gestorben.«
»Wie lange sind eure Feinde schon da? Du hast erzählt, dass die Masriden über die Berge kamen, nicht wahr?«, fragte Druan.
»Ja, das stimmt. Das Jahr, in dem Arkas sich in Teremi zum König krönen ließ, war 454. Zweihundert Jahre der Unterdrückung und der Rechtlosigkeit für mein Volk.«
»Wenn euer König schon nicht kämpft, dann verliert ihr eben eure Kriege«, stellte Pard geringschätzig fest.
»Was? Tirea hat gekämpft, er wurde erschlagen!«, entgegnete Sten aufgebracht.
»Nicht der. Der andere. Rodu«, erwiderte Pard böse lächelnd.
»Radu hieß er. Und er hat gekämpft, er war ein großer Krieger. Sein Schwert war eine mächtige Waffe, beseelt durch den Weißen Bären. Seine Linie führte dieses Schwert in vielen Kriegen gegen unsere Feinde.«
»Eure Anführer sind schwach, sie kämpfen nicht!«, stieß Pard wütend aus.
»Pard, würdest du gegen Trolle kämpfen?«, fragte Druan den großen Troll unvermittelt, der sich verwirrt umschaute.
»Trolle kämpfen nicht gegen Trolle«, stellte er schließlich mit gefurchter Stirn fest.
»Aber Menschen kämpfen gegen Menschen. Ihr König wollte das ändern. Du würdest auch keine Trolle töten, Pard«, sagte Druan ruhig.
Missmutig blinzelte Pard die anderen Trolle an, erwiderte jedoch nichts und schüttelte nur den Kopf.
»Erzähl uns mehr von der Stadt, Sten«, bat Druan den Wlachaken, der dem Schlagabtausch gespannt gelauscht hatte.
»Wie schon gesagt, es gibt zwei große Stadtteile: Remis und Teres. Wir sind in Remis, dem Teil der Stadt, der östlich der Reiba liegt. Genauer gesagt sind wir im Apas, dem neuen Hafen. Irgendwann wurde die Stadt befestigt, und es wurde eine Wehrmauer um beide Stadtteile gezogen. Die Reiba fließt im Norden durch die Mauer. Am Ufer des Magy aber haben die Masriden einen neuen Hafen gebaut, mit den mächtigen Mauern, an denen wir vorbeigeschwommen sind. Remis ist dadurch geschützt. Der Hafen von Tereswurde aufgegeben und eine Mauer am Fluss entlang errichtet. Die ganze Stadt ist eine wehrhafte Festung.«
»Die Mauer geht über den Fluss?«
»Über die Reiba, ja. Die Zwerge haben sie errichtet und auch das mächtige Gitter, durch das der Fluss strömt«, führte Sten aus.
»Aber wie kommt man über den Fluss?«, fragte Druan.
»Es gibt Brücken, sieben an der Zahl.«
»Und über den Magy?«
»Nun ja, es gibt viele Fischer und sonstige Boote. Und einige Fähren natürlich, wenn man Tiere oder Wagen transportieren will. Die größte Fähre legt weiter im Westen an, wo die Straßen am Magy ankommen. Dort sind die Wasser ruhiger als hier bei der Stadt.«
»Vorhin sah das alles kleiner aus«, stellte Roch verblüfft fest, was Sten zum Lachen reizte.
»Sicher, es war auch dunkel, und ihr habt kaum einen Teil der Stadt gesehen. Im Licht würde sie euch noch wundersamer erscheinen!«
»Wir werden sie niemals im Licht sehen«, warf Druan trocken ein, und Stens Lachen verstummte.
»Was ist das alles hier?«, fragte der Troll und wies auf die vielfältigen Waren, die in der Halle gelagert wurden.
»Das sind Handelsgüter. Das Lagerhaus gehört einem Händler, der hier seine Waren lagert, bis er sie weiter verschifft oder hier verkauft.«
»Für Geld?«, fragte Roch, und Sten nickte.
»Kommt der Händler nicht hierher, wenn ihm all das Zeug gehört?«
»Nein. Linorel sagt, dass er nicht in der Stadt ist. Wir sind hier morgen sicher, vielleicht auch länger, aber trotzdem sollten wir so schnell wie möglich alles erledigen, was wir tun wollen, und wieder verschwinden.«
»Die Stadt ist nicht gut für Trolle«, stellte Druan fest, und Sten stimmte ihm zu.
»Ja, zu viele Augen und Ohren. Zu viele Bewaffnete.«
»Wir wussten nicht, dass es so ist. Wie sollen wir hier etwas tun?«, fragte Druan besorgt.
Aber Sten beruhigte ihn: »Ich habe darüber nachgedacht. Ihr müsst erst einmal hier bleiben. Ich kann in der Zwischenzeit in die Stadt gehen und schauen, was ich in Erfahrung
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