Die Trolle
mussten die Zwerge größere Mengen an Materialen und Waren durch das Innere des Berges befördern. Es gab kaum Handel mit dem Land Ardoly, das jenseits der Bergkette der Sorkaten lag, auf allen Seiten eingeschlossen von majestätischen Höhenzügen. Die wenigen Pässe waren gefährlich und schwer begehbar, und die langen und harten Winter schnitten das Land oft vollkommen von der Außenwelt ab. Wenn es eben nicht die Zwerge gäbe, deren Monopol auf den Handel mit Ardoly und seinen Gütern so manchem Handelshaus ein Dorn im Auge war …
Sargans Versteck war auf Dauer nicht sicher, denn jederzeit mochte ein Zwerg den Gang entlangkommen oder von dem unterirdischen Hafen die Treppe erklimmen; also machte sich der Mensch langsam und vorsichtig an den Abstieg.
Es war eine heikle Angelegenheit, auch wenn die Aufmerksamkeit der Hafenarbeiter vom Kleinen Volk ganz auf die Boote und ihre Ladung gerichtet war. Doch die Schatten waren auf der Treppe tief und dunkel, und Sargan war ein Meister darin, sich ungesehen zu bewegen. Am Fuße der Treppe angekommen, verbarg er sich hinter einem Kistenstapel und beobachtete das Treiben genauer.
In all dem geschäftigen Durcheinander ließ sich doch eine Ordnung erkennen. Von den Booten waren anscheinend Waren entladen worden, die jetzt am Kai für den Abtransport auf den Karren bereitgemacht wurden. Währenddessen luden andere Trupps von Arbeitern Kisten und Fässer auf die bereits entladenen Boote. Einige Augenblicke lang wunderte sich Sargan, wie die Frachtkähne wohl entgegen der Strömung des Flusses angetrieben wurden, doch dann entdeckte er eine mächtige Kette, die vom vordersten Boot knapp über der Wasseroberfläche in die Dunkelheit des Tunnels verschwand. Wie auch immer diese Kette bewegt wurde, es war an sich schon eine unglaubliche Leistung, eine Art Treidelpfad in den harten Fels des Berges zu schlagen.
Das hinterste Boot war offensichtlich fertig beladen, denn eine Gruppe von Zwergen machte sich daran, eine große Plane über der Ladung festzuzurren. Als das gewachste Tuch zu ihrer Zufriedenheit befestigt war, wandten sie sich dem nächsten Frachtkahn zu – als plötzlich von der Spitze des Zuges her ein Schrei ertönte. Sofort stürzten mehrere Arbeiter zu dem ersten Boot, um zu sehen, was die Aufregung bedeutete. Offenkundig hatte sich etwas in den schweren Gliedern der Kette verfangen, und mehrere Zwerge bemühten sich, das Hindernis daraus zu befreien. Schließlich konnte Sargan erkennen, wie ein großer, schleimiger Körper aus dem Wasser gehoben wurde, wohl ein Tier, das nun von den bärtigen Arbeitern umringt und untersucht wurde.
Schnell ergriff Sargan die Gelegenheit, die sich ihm da bot. Lautlos huschte er zum Heck des letzten Kahns und sprang über die Reling. Mit ein paar Handgriffen öffnete er die Knoten, welche die wasserfeste Plane hielten, und glitt in den Frachtraum.
Es war sehr eng, aber Sargan gelang es, ein Fass ein Stück zur Seite zu schieben, sodass er auf einigen Stoffballen Platz fand. Notdürftig verknotete er das Seil wieder mit der Reling und machte es sich bequem. Er schloss die Augen und lauschte angestrengt den Geräuschen des Be- und Entladens.
Als das Boot mit einem Ruck ablegte, spähte er unter der Plane hervor. Direkt vor ihm sah er die festen Stiefel eines Zwerges, der mittels einer langen Stange den Kahn vom Kai wegschob. Wieder ging ein Ruck durch das Boot, und dann hörte Sargan vom Bug her ein langsames, aber stetiges Klacken. Vermutlich war dies der Mechanismus, mit dem die Frachtkähne vorwärts bewegt wurden. Immer noch von der Findigkeit der Zwerge beeindruckt, erlebte Sargan, wie die fünf Frachtschiffe Fahrt aufnahmen und sich gegen die Strömung stemmten. Obwohl das Wasser auch hier eine ordentliche Kraft zeigte, beschleunigten die Boote stetig, bis sie schließlich ihre Reisegeschwindigkeit erreicht hatten, die der eines gewöhnlichen Treidelzuges in nichts nachstand.
Hin und wieder hörte er die Schritte der Zwerge an Deck, vernahm ihre Stimmen, die Kommandos von der Spitze des Zuges wiederholten, lachten oder sich unterhielten. Einmal glaubte er sogar, Trommelschlag zu hören, aber der Lärm des unterirdischen Flusses und der Mechanismen übertönten fast alle anderen Geräusche. Das Plätschern des Wassers und das rhythmische, metallische Klacken machten Sargan müde, und da er wenig tun konnte, außer auszuharren, schloss er die Augen. Seine Finger umklammerten seine Waffe jedoch auch im Schlaf.
Zweimal wurde
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