Die Trolle
sich in dem Raum um, den er soeben betreten hatte. Dies war ohne Zweifel eine Eingangshalle, deren gesamte Länge von etwa zwanzig Schritt mit Feuerschalen ausgeleuchtet war. In einer Nische auf der rechten Seite saßen zwei Zwerge an einem Tisch und redeten, doch sie hatten Sargans Eindringen noch nicht bemerkt.
Lautlos und ohne scheinbare Hast schob er sich einige Schritte weit bis zu einem breiten Pfeiler, hinter der er Schutz suchte. Schnelle Bewegungen hätten nur die Aufmerksamkeit der beiden Wachen auf sich gezogen, also ließ sich Sargan Zeit beim Betrachten der neuen Umgebung und bei der Planung seines weiteren Vorgehens.
Er befand sich hier in der sprichwörtlichen Höhle des Löwen. Hatte er in den felsigen Gängen noch die Möglichkeit gehabt, bei einer Entdeckung zum Magy zu fliehen, dessen Strömung ihn schnell zurück in die äußere Welt getragen hätte, lag nun ein geschlossenes Portal zwischen ihm und der Freiheit. Ab jetzt würde jeder Fehler unweigerlich den Tod bedeuten.
Kurz zögerte Sargan, doch dann besann er sich seiner Fähigkeiten und seiner Erfahrung, die ihn mehr als einmal in ähnlichen Situationen geholfen hatten. Der Gedanke brachte ihn dazu, ein schnelles Gebet an Agdele zu richten. Besonders gläubig war er eigentlich nicht, aber während er sich tiefer und tiefer in den Berg vorarbeitete, beschlich ihn das Gefühl, die Nähe der Göttin spüren zu können. Überdies war ihm jede Hilfe willkommen.
Von seinem Versteck hinter dem Pfeiler aus sah Sargan sich um. Gegenüber dem Portal tat sich ein Gang auf, der aus der Halle führte. An der Decke schien es Luken zu geben, vielleicht zur Belüftung oder zur Verteidigung der Vorhalle, das konnte er nur erraten. An den Wänden reihten sich Alkoven, in denen übergroße Bildnisse von Zwergen gemeißelt worden waren. Nur die zwei Nischen nahe dem Portal waren leer; augenscheinlich waren sie für Wachposten gedacht. Zum Glück für Sargan war lediglich eine der beiden besetzt. Sein Blick fiel erneut auf die Wände. In sechs oder sieben Schritt Höhe erkannte er eine Reihe schmaler Öffnungen, vermutlich Schießscharten. Anscheinend diente die Halle dem Zweck, mögliche Eindringlinge aufzuhalten und aus der Sicherheit anderer Räume zu bekämpfen. Dies war natürlich nur eine zweite Verteidigungslinie, oder vielleicht auch nur die dritte oder vierte, denn durch seine kleine Bootstour hatte Sargan die Hauptpforte in der Flanke des Berges umfahren und damit die eigentlichen Verteidigungsanlagen der Zwerge links liegen gelassen.
Aber all seine Überlegungen nutzten ihm nichts, er musste weiter, denn irgendwann würden gewiss weitere Zwerge eintreffen, und dann stünde er hier trotz seines Pfeilers wie auf dem Präsentierteller. Entschlossen glitt er von Pfeiler zu Pfeiler und behielt dabei stets die Wachen im Blick. Zu seinem Glück, denn plötzlich trat die Wache aus der Nische nach vorn, blieb suchend stehen und schickte sich dann an, einen Rundgang zu machen.
Sargan konnte den Blick des Kriegers beinahe körperlich fühlen, doch anscheinend war er von dem Pfeiler verdeckt. Als der Bewaffnete sich abwandte, brachten drei schnelle Schritte Sargan in die vorübergehende Sicherheit des Ganges.
Verwirrt darüber, dass es hier kein Tor gab, das Feinde aufhalten konnte, sah Sargan nach oben und blickte direkt in armlange Metallspitzen, die aus der Decke ragten. Anscheinend konnten die Zwerge einen ganzen Block aus Stein hinabsenken oder wohl eher fallen lassen. Eine äußerst wirksame Methode, den Weg zu blockieren und Angreifer in der tödlichen Falle der Vorhalle zu fangen … Mit einem anerkennenden Nicken schlich Sargan weiter.
Dieser Tunnel war breit genug, um zwei Wagen nebeneinander passieren zu lassen, und wie die Eingangshalle mit Feuerschalen beleuchtet, die in regelmäßigen Abständen nahe den Wänden standen. Das Licht war einerseits angenehm für Sargan, andererseits war ihm klar, dass die Zwerge sich nur dann die Mühe machen würden, die Schalen ständig nachzufüllen, wenn der Tunnel häufig begangen wurde.
Ein sanfter Luftzug zog durch den Korridor, und das Rauschen von Wasser war bald wieder deutlich zu vernehmen. In schnellem Tempo durchquerte der Eindringling den Gang, immer auf unbekannte Geräusche achtend, doch das Glück blieb ihm hold.
Vielleicht war es inzwischen Nacht, und ein Großteil der Zwerge schlief? Sicher war Sargan sich nicht; in der ewigen Dunkelheit unter dem Berg hatte er jegliches Zeitgefühl
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