Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
kümmerte, fragte Sten Druan: »Warum habt ihr ihm nicht geholfen?«
    »Es war nur ein Schlinger, keine Rotte. Zudem noch ein sehr kleiner. Pard wäre beleidigt gewesen, wenn wir ihm geholfen hätten. Er ist ein Krieger«, beantwortete Druan die Frage, bevor er die Überreste der Katze packte und nach hinten zu dem toten Troll warf.
    Wenig später brachen sie auf. Diesmal trug ein anderer Troll den Käfig auf dem Buckel. Auch dieser Troll roch wie ein ganzer Zwinger voll nasser Hunde, aber Sten war sich sicher, dass er selbst inzwischen kaum angenehmer duftete, weshalb es wohl nicht angeraten war, sich zu beschweren.
    Als sie aus der Höhle traten, sah er, dass der Himmel klar war, mit einem großen, gelblichen Mond hoch über den Wipfeln der Bäume. Das Unwetter des letzten Tages hatte sich ausgetobt. Jetzt war die Luft frisch und klar, und die beißende Kälte war verschwunden.
    Die Trolle schritten zügig voran; ihre breiten Füße walzten eine Schneise durch das dichte Unterholz. Nachdem sie die Höhle ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatten, gesellte sich Druan zu Sten und sah ihn fragend von oben herab an. Der Troll überragte den Käfig um gut anderthalb Schritt, und Sten kam sich wie ein Kind vor, das von Erwachsenen beobachtet wird.
    »Erzähl mir mehr von deinem Volk.«
    »Was willst du wissen?«, fragte der junge Krieger vorsichtig zurück.
    »Gibt es viele von euch?«
    »Nun ja, ich weiß nicht, wie viele Menschen es gibt. Nicht einmal, wie viele es in meiner Heimat gibt. Aber man sagt, dass allein in Teremi viele tausend Menschen leben. Und in der Fremde soll es Städte geben, die allein hunderttausend Menschen zählen«, berichtete Sten.
    »Das sind viele«, gab Druan nachdenklich zurück, wobei Sten sich nicht sicher war, ob der Troll die Zahlen überhaupt verstand.
    »Warum bist du in dem Käfig?«
    »Weil ihr mich nicht herauslasst«, erwiderte Sten ungehalten, wobei er in Gedanken hinzufügte: Und weil die verfluchte Tür klemmt.
    »Nein. Warum hat dein Volk dich eingesperrt?«, wiederholte Druan, wobei er den Vorwurf einfach ignorierte.
    »Der Herr über Teremi gebietet über viel Land und die Menschen, die dort leben. Er hat mich einsperren und im Wald aufhängen lassen.«
    »Aber warum?« Der Troll ließ nicht locker. Wieder einmal dachte Sten, dass die ungeschlachte Kreatur keinesfalls so dumm war, wie er anfänglich angenommen hatte.
    »Zorpad Dîmminu ist ein grausamer Tyrann, der das Volk unterdrückt und knechtet. Er tut alles, um seine Macht zu bewahren. Ich bin sein Feind, deshalb will er mich tot sehen«, fuhr Sten fort, wobei er tief in sich die Wut und den Hass auf die Masriden und ihre Anführer aufflackern spürte.
    »Du hast seinen Zorn geweckt. Warum hat er dich nicht einfach getötet?«
    »Weil es so Sitte ist. Der Tod in den Wäldern gilt als ebenso sicher wie ein Dolch in der Brust«, antwortete der Wlachake bitter.
    »Warum bist du sein Feind?«
    Das war eine schwierige Frage. Auf keinen Fall wollte Sten dem Troll zu viel erzählen, durfte aber andererseits auch nicht dessen Wohlwollen aufs Spiel setzen. Er war sich nur allzu sicher, dass Druan das Einzige war, was zwischen Sten und der tödlichen Umarmung der anderen Trolle stand. Also entschied er sich für eine Halbwahrheit: »Meine Eltern starben durch Zorpads Hand. Oder durch die seiner Gefolgsleute, das macht keinen Unterschied. Ich bekämpfe die Usurpatoren, seit ich ein Schwert führen kann.«
    »Die was?«, fragte Druan verwirrt.
    »Die Eindringlinge.«
    Eine Weile schwieg Druan, während er wohl über das eben Gehörte nachdachte. Sten hingegen schaute sich eingehend um, denn er hoffte, irgendwann in eine Gegend zu kommen, in der er sich auskannte. Doch noch befanden sie sich zu tief in den Wäldern. Um ihn herum war nichts zu sehen als uralte Laub- und Nadelbäume und dichtes Unterholz. Manchmal war eine Bewegung zu erkennen, wenn eines der kleineren, nachtaktiven Waldtiere einen Stamm hinaufhuschte, aber das geschah eher selten. Was sicherlich auch an dem nicht gerade leisen Marschieren der Trolle lag, deren Schritte weithin zu hören waren und die sich auch gar keine Mühe machten, sich unauffällig zu bewegen.
    Nach einigen Stunden harten Marsches machten die Trolle Rast und verzehrten etwas von ihrem Proviant; den Käfig mit ihrem menschlichen Begleiter stellten sie in ihrer Mitte ab. Diesmal bot Druan Sten ein wenig gräuliche Paste an, die angeblich aus Pilzen hergestellt wurde. Zuerst war der Mensch

Weitere Kostenlose Bücher