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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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er noch wach, als die Boote anhielten und am vorderen Ende des Zuges hektische Betriebsamkeit entstand, aber sonst war die Reise durch den dunklen Tunnel friedlich. Schlaftrunken fragte er sich, wohin ihn die Fahrt wohl letztendlich bringen würde, doch dann sank er hinab in seine Träume.

 
5
    Einen weiteren Tag verbrachten die Trolle und ihr menschlicher Gefangener in der Höhle, jedoch tiefer in die Kaverne zurückgezogen, um sich dort vor den Strahlen der Sonne zu schützen. Die Trolle hatten sich dagegen entschieden, noch in dieser Nacht weiterzuziehen, und stattdessen die Höhle erkundet. Sten kam es so vor, als wollten sie geradezu auf die Krieger des Kleinen Volkes treffen, doch alles blieb ruhig, und sie fanden keine Spuren von Zwergen.
    »Die kleinen Bastarde trauen sich wohl nicht so weit aus ihren Löchern«, knurrte Pard düster. Deutliche Enttäuschung zeigte sich auf seinen Zügen, als klar wurde, dass niemand dem verwundeten Troll gefolgt war.
    Der einhornige Troll, Roch, gab einen derben Fluch von sich.
    Offensichtlich sind die Trolle wirklich erpicht auf einen Kampf, dachte Sten, wenn sie für die entfernte Möglichkeit eines Kampfes ihre ansonsten so eilige Reise unterbrechen, nur um dem Kleinen Volk eine Falle zu stellen.
    Diesmal schliefen die Trolle bloß, während draußen die Sonne über das Firmament wanderte, und lagen nicht wie tot auf dem Boden. Ihr lautes Schnarchen zeigte Sten deutlich den Unterschied zum vergangenen Tag, ein Umstand, den er sich nicht erklären konnte.
    Stets hielt eines der riesigen Wesen Wache und beobachtete die Tunnel, die offensichtlich weit in die Tiefen des Berges hineinführten. Sten selbst fand kaum Schlaf. Zwar hatte er von dem Wasser getrunken, das ihm Druan angeboten hatte, doch von dem Fleisch des toten Trolls nahm er nichts, so sehr sein Magen auch knurrte. Er fühlte sich rastlos; zu viele Gedanken kreisten in seinem Kopf, und nur wenige davon waren erfreulich. Durch die Wacht der Trolle konnte er auch keine weiteren Versuche unternehmen, sich aus dem Käfig zu befreien. Also beschäftigte er sich mit den Erinnerungen und Fragen, die in seinem übermüdeten Verstand kreisten.
    »Wlachkischer Abschaum«, hörte S ten seinen Peiniger sagen, »ein rascher Tod ist viel zu gnadenvoll für dich. Aufs Rad sollte der Herr dich flechten lassen! Mitten in Teremi, auf dem Marktplatz, wo deine Schreie gut zu hören sind. Das würde deinen Spießgesellen eine Lehre sein!«
    Der Sprecher, ein bulliger Mann mit eisgrauem Haar und nur einem Auge, landete bei diesen Worten mit seiner behandschuhten Rechten einen Schlag in S tens Magen. Der Schmerz nahm dem jungen Wlachaken den Atem. Kaum hatte er sich davon erholt, ließ sein Peiniger auch schon die Linke auf seine Rippen krachen. S ten hatte weder die Möglichkeit, sich zu schützen, noch sich zu verteidigen, da seine Handgelenke in eisernen Halterungen an der Wand steckten. In nicht allzu ferner Zukunft, das konnte er spüren, würden ihm die Sinne schwinden.
    »Bald, schon bald, werden wir mit dir und deinesgleichen endgültig aufräumen«, verkündete der Einäugige finster und hob erneut die Faust zum Schlag. »Wenn wir erst das neue Eisen haben, wird …«
    »Halt! Das genügt«, gebot eine befehlsgewohnte Stimme, die, wie S ten wusste, Zorpad gehörte, dem Herrn der Feste, in deren Kellern er festsaß. Bis eben noch hatte Zorpad schweigend beobachtet, wie sein Untergebener S ten zusammenschlug.
    Der ältere Krieger ließ den Arm sinken. »Ja, Herr«, sagte er unterwürfig.
    Gegen seinen eigenen Willen empfand S ten beinahe so etwas wie Dankbarkeit dem Masriden gegenüber, der ihn wohl gerade davor bewahrt hatte, dass ihm sämtliche Knochen im Leib gebrochen wurden. Doch seine Freude währte nur kurz.
    »Steckt ihn in den Käfig. Und dann bringt ihn dahin, wo die Wälder am tiefsten sind, und überlasst ihn den Krähen«, sagte der Masriden-Marczeg mit gleichmütiger Stimme. Dann richtete er das Wort an den Wlachaken:
    » S ten cal Dabrân, du wirst in diesem Käfig verrotten, und niemand wird dich je wieder zu Gesicht bekommen. Und schon bald wird sich auch niemand mehr an dich erinnern, was wohl das Ende eurer jämmerlichen Rebellion bedeuten wird.«
    S ten konnte hören, wie sich die schweren Schritte des Marczegs entfernten …
    Erst auf der Fahrt in die Wälder, die S ten in seinem Käfig auf der Ladefläche eines Karrens verbrachte, fielen ihm die Worte des einäugigen Schlägers wieder ein: Wenn wir erst

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