Die Trolle
musst nicht nur ein sehr reicher Schreiber sein, sondern auch die Geduld eines Esels haben!«
»Ich reise viel«, antwortete Sargan schlicht, was einen allgemeinen Heiterkeitsausbruch auslöste.
Nach dem Essen und den Gesprächen überkam Flores doch die Müdigkeit, und sie machte es sich auf dem Fußboden vor dem kleinen Kamin gemütlich, wo sie langsam unter dem Gemurmel der anderen in verschlungene Träume sank.
Ihr Schlaf war überraschend ruhig und erholsam, und auch wenn sie nach dem Aufwachen eine kurze Zeit von den Traumbildern verwirrt war, so waren diese doch nicht erschreckend, sondern einfach nur wirr und unzusammenhängend. Ein Blick aus der Tür sagte ihr, dass langsam der Abend dämmerte. Noch immer regnete es, und es sah nicht so aus, als wolle es bald nachlassen. Einige der anderen hatten sich ebenfalls noch einmal zum Schlafen hingelegt, aber dafür saß Suhai aufrecht, wenngleich sein Antlitz noch blass war, und aß ein wenig Eintopf.
»Wie geht es dir?«, fragte Flores den jungen Adligen, der aufsah und tapfer lächelte.
»Ganz gut. Mein Arm tut weh, aber Vangeliu sagt, dass der Knochen jetzt gerichtet ist.«
»Knochenbrüche sind schmerzhaft«, stimmte Flores ihm zu, die selbst schon ihren Anteil an Verletzungen überlebt hatte.
»Ich hätte auch tot sein können«, erklärte Suhai mit Bedacht. »Wir alle wären wohl tot ohne diese Ungeheuer.«
»Ja, das wohl«, pflichtete Flores ihm bei. »Wir hatten sehr viel … Warte!«
Mit einer fließenden Bewegung kam sie auf die Beine, denn unter dem eintönigen Rauschen des Regens hatte sie etwas vernommen, ein Geräusch, das ein lang gezogener Donner sein konnte oder aber etwas anderes.
»Pferde!«, schrie die junge Kriegerin und riss die Schlafenden aus ihren Träumen. »Hufgetrappel!«
Sofort kam Sten auf die Beine, rannte zur Tür und riss sie auf. Nach einigen Herzschlägen drehte er sich zu ihnen um und bestätige Flores’ Verdacht: »Sie kommen von Westen. Es sind viele!«
Fluchend sprangen die anderen auf. »Was ist mit den Trollen?«, fragte Leica. »Soll sie nicht jemand warnen?«
»Solange es Tageslicht gibt«, erklärte Sten, »sind sie leblos und bedürfen unseres Schutzes!«
»Wir haben nicht viel Zeit«, drängte Costin. »Wir müssen in den Wald, hier drin sitzen wir in der Falle.«
»Ja, los, raus hier«, befahl Sten. »Ihr müsst weg!«
»Wir?«, fragte Viçinia. »Was ist mit dir?«
»Sie sind schon zu nahe. Selbst wenn wir jetzt in den Wald laufen, verfolgen sie uns! Jemand muss sie aufhalten!«
»Du allein? Bist du verrückt?«
»Keine Zeit für Streitgespräche, verschwindet!«, schnitt ihr Sten das Wort ab. »Wir sehen uns in Désa!« Sie warf ihm einen langen Blick zu, den er erwiderte. »Geh, ich bitte dich« , formten seine Lippen ohne einen Laut, und sie nickte.
Hastig rafften alle ihre wenigen Besitztümer zusammen und schlüpften in die noch feuchte, aber wenigstens vom Feuer angewärmte Kleidung. Als die Wlachaken vor die Hütte traten, da sahen sie auf dem schmalen Feldweg, der zu der Lichtung führte, bereits die ersten Reiter auf sich zukommen. Der Regen hatte das Geräusch der Pferdehufe so sehr gedämpft, dass sie sich unbemerkt hatten nähern können.
»Verdammt«, zischte Sten beim Anblick der gerüsteten Masriden, die ihre Waffen zogen und die Pferde antrieben, als sie die Wlachaken erspähten. Neben den Pferden rannte mit heraushängenden Zungen ein gutes Dutzend masridischer Bluthunde her. Unter dem kurzen, dunklen Fell der Vrasya zeichneten sich die Muskeln ab, während sie schneller liefen und von ihren Herren in Richtung der Gesuchten gehetzt wurden. Auf einen Blick erkannte Flores mindestens zehn Reiter, doch da diese auf dem engen Weg hintereinander galoppieren mussten, war sie nicht sicher, ob nicht noch mehr folgten.
»Es sind zu viele!«, warnte sie Sten, der mit gezogener Klinge unschlüssig dastand.
»Wir kommen hier nicht weg«, befand er. »Zurück in die Hütte!« Hastig drängte Viçinia, die hinter ihm und Flores aus der Tür getreten war, die Nachfolgenden wieder in die Kate zurück. Auf offenem Feld würden die Masriden sie einfach niederreiten, und im Wald würde es der Gruppe ebenfalls schwer fallen zu entkommen. Vor allem, wenn die Reiter ihre Hunde auf sie hetzten. In der Hütte hatten sie wenigstens eine kleine Aussicht. Dank des Regens würde es den Masriden kaum gelingen, sie auszuräuchern, und die kleine Tür ließ sich besser verteidigen als stürmen.
Dennoch
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