Die Trolle
und ging auf die dunkle Baumlinie zu, während Flores in die Hütte zurückkehrte und ihre Begleiter von den Neuigkeiten in Kenntnis setzte. Während sie ihr erstaunt lauschten, versuchte Flores durch den prasselnden Regen etwas von draußen zu hören, doch der Niederschlag schluckte alle Geräusche.
Trolle, Elfen, Zwerge … ich komme mir vor wie in den alten Märchen und Legenden. Nur dass diese Legenden Menschen töten, dachte sie mit einem unbehaglichen Gedanken an die Trolle, die nicht weit von ihr entfernt ruhten.
44
Mit zusammengekniffenen Augen brütete der Kriegsmeister über den Karten des unteren Stollensystems. Der Kriegsrat, den der König einberufen hatte, ging nun schon über drei Wachperioden, und Hrodgards Schultermuskeln waren von der gebeugten Haltung beim Aufstützen auf den niedrigen Kartentisch schon ganz verkrampft. Vielleicht lag es aber auch an dem ständigen Grübeln über die vorgeschlagenen Strategien.
»Die Gänge sieben bis zwölf sind sicher, da droht keine Gefahr«, stellte Tainelm, Sohn des Timold, unnötigerweise fest. »Das sehe ich auch, Kampfmeister, so wie wir alle. Hast du etwas zu sagen, das nicht offensichtlich ist?« Mit verkniffenem Gesicht schüttelte der jüngere Zwerg den Kopf.
Seine unbedachte Bemerkung hatte Hrodgards Zorn weiter angefacht, der nun schon seit Stunden in ihm glomm. »Wir drehen uns im Kreis!«, donnerte er unbeherrscht. »Die Trolle sind in die Tiefen verschwunden, unsere Späher finden sie nicht mehr. Vielleicht wirken die Zauber der Menschen auf sie, doch sicher können wir nicht sein! Wir müssen ihre Spur wiederfinden und sie endgültig vernichten!«
»Herr«, warf Ansprand, Sohn des Anthar, vorsichtig ein, »wir haben viele Krieger zurück in die oberen Hallen gezogen, um für einen Angriff von der Oberfläche gewappnet zu sein. Damit bleiben nur wenige Truppen übrig, um den Trollen den Garaus zu machen.«
»Ich weiß das, Schlachtenmeister«, erwiderte Hrodgard bissig. »Aber danke, dass du mich daran erinnerst. Wir sind von Feinden umgeben und haben nur begrenzt Krieger zur Verfügung, das ist die Ursache unseres Problems. Jedes dieser schmutzigen, unterentwickelten Völker wirft gierige Blicke auf unseren hart erarbeiteten Reichtum. Es ist unsere Aufgabe, unser Volk zu beschützen, und zwar mit den Mitteln, die uns der König unter dem Berge zur Verfügung stellt.«
»Ja, Herr«, entgegnete Ansprand. »Wir sollten überlegen, welche der Gefahren am größten ist, und unsere Mittel dementsprechend einsetzen. Die Trolle …«
»Sind mordgierige Bestien«, unterbrach ihn der Kriegsmeister, »und sie warten nur auf einen Augenblick der Schwäche. Wir können in unserer Heimat erst sicher sein, wenn sie vernichtet sind.«
»Bleiben die Menschen und Elfen«, stellte Tainelm fest, und Ansprand nickte zustimmend. Misstrauisch beäugte Hrodgard die beiden Anführer. Halten der Schlachtenmeister und der Kampfmeister zusammen?, grübelte der Zwerg. Wollen sie mich vor den anwesenden Würdenträgern bloßstellen? Laut antwortete er: »Von den Menschen wissen wir wenig, von den Spitzohren noch weniger, aber die haben sich noch nie in die Berge getraut, feige, wie sie sind. In den alten Tagen mögen sie gefährlich gewesen sein, doch dank unseres Handels mit den Menschen müssen wir nicht mehr in die Wälder. Ihr Fürst Zorpad scheint zumindest auf unserer Seite zu sein, aber die Menschen bestehen aus vielen Völkern. Der Eindringling mag ein Einzelfall gewesen sein oder aber der Späher eines ganzen Heeres!«
»Ihr habt Recht, Kriegsmeister«, stimmte Ansprand zu. »Doch unsere Verbündeten sagen, dass sie die Vernichtung der Trolle mittels ihrer Magie weiter vorantreiben. Wir haben die Ergebnisse gesehen – all die zermalmten und verbrannten Leiber.«
»Was schlägst du vor, Schlachtenmeister?«, erkundigte sich der Kriegsmeister unwirsch.
»Wir verbarrikadieren die unteren Eingänge und schicken nur Patrouillen in die tiefen Stollen. Ansonsten bewachen wir die Hallen unserer Ahnen. Sollte eine der Patrouillen auf Trolle treffen, dann ziehen wir unsere Heere zusammen und schlagen zu. Ansonsten vertrauen wir den Zaubern der Menschen.«
Nachdenklich nickte Hrodgard. Ihm gelüstet es nach meiner Macht, ging es dem Kriegsmeister durch den Kopf. Er versucht die Gunst der Gesandten des Königs zu erringen und mich in einem schlechten Licht dastehen zu lassen!
»Gefährlich, Schlachtenmeister. Aber vielleicht die einzige Lösung unseres
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