Die Trolle
noch vor wenigen Augenblicken auf der Feier.
»Ja«, antwortete Flores knapp und senkte den Blick.
»Kommst du wieder mit rein?«, erkundigte er sich und legte den Arm um ihre Schultern.
»Nein, ich denke nicht. Ich bin müde, und mir schmeckt der Wein nicht mehr«, erklärte Flores ihrem Zwillingsbruder.
»Gut. Wirst du dich noch verabschieden?«, fragte Sten unvermittelt und sah sie eindringlich an.
»Was? Natürlich wollte ich mich verabschieden«, log Flores und wand sich aus der Umarmung ihres Bruders. »Ich reite morgen.«
»Verstehe. Wohin?«
»Das weiß ich nicht. Erst einmal raus aus dem Mardew. Dann wohl nach Osten, in den Norden kann ich wohl erst mal nicht. Was wirst du tun?«
»Na, was wohl?«, fragte Sten erstaunt. »Hier bleiben und kämpfen.«
»Ich meinte Viçinia«, erklärte Flores.
Sten zuckte zusammen. »Ich kann nichts tun«, antwortete er zögerlich.
»Unsinn. Rede mit ihr.«
»Nun gut«, sagte er zögerlich. »Ich rede mit ihr. Sehen wir uns morgen?«
»Ich reite früh los«, antwortete Flores diesmal wahrheitsgemäß. »Vielleicht ist es besser, wenn wir uns jetzt schon Lebwohl sagen.«
Stumm blickte Sten ihr in die Augen, und Flores konnte die Trauer in ihnen sehen, die von ihrem Bruder Besitz ergriffen hatte. Dennoch lächelte sie und sagte: »Sichere Wege, Sten.«
»Sichere Wege, Flores«, antwortete Sten mit brüchiger Stimme. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann wandte er sich abrupt ab und ging mit festem Schritt zurück in die Feste.
Allein blieb Flores unter dem gewaltigen Sternenhimmel zurück, in der Kälte zitternd, und dachte: Sichere Wege, S ten. Pass auf dich auf. Dann folgte sie ihrem Bruder, doch schon bald würden ihre Lebenspfade sich trennen und vielleicht nie wieder zueinander finden.
51
Wie konnte das geschehen?«, donnerte Hrodgard, Sohn des Haldigis voll ungebändigtem Zorn. »Das ist unfassbar!«
Die Zwergenkrieger, welche vor ihm knieten, schwiegen und ließen den Wutausbruch mit unbewegter Miene über sich ergehen. Keiner von ihnen war ohne Wunden, und der Schlachtenmeister Ansprand hatte sichtlich Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten. Zu Füßen des Kriegers bildete sich langsam eine dunkle Blutlache, die Hrodgard mit Befriedigung zur Kenntnis nahm. Er hat in vorderster Front gekämpft, um jeden Verdacht auszuräumen, dass er ein Feigling sei. Er hat seine Krieger in der Schlacht geführt, wie es einem Schlachtenmeister gebührt.
»Report, Ansprand«, forderte er seinen Untergebenen auf, der mit zusammengebissenen Zähnen berichtete: »Wir waren auf Patrouille in den tiefen Schächten, Kriegsmeister. Unsere Späher hatten von Trollspuren berichtet, also waren wir aufmerksam und für einen Kampf gewappnet.«
Mit einem Brummen gab Hrodgard zu verstehen, dass ihn dies erfreute. Offensichtlich verlangte das Reden viel von Ansprand, der dennoch fortfuhr.
»Tatsächlich trafen wir auf Trolle, nordwestlich unserer Binge. Ich sandte sofort Läufer zurück, um Verstärkung zu holen, und stellte unsere Feinde, damit sie nicht fliehen konnten.«
»Sehr gut, sehr gut«, erwiderte der Kriegsmeister. »Wie viele der Ausgeburten waren es?«
»Zunächst kein Dutzend, Herr. Wir drängten sie zurück und töteten einen, doch dann tauchten mehr von ihnen auf, und wir mussten nachgeben und uns zurückziehen. Es waren einige Dutzend. Sie verfolgten uns, und wir erlitten Verluste. Als ersichtlich war, dass uns die Verstärkung nicht rechtzeitig erreichen würde, stellte ich einen Trupp Freiwillige zusammen, die den Trollen den Weg versperrten. Der Rest sammelte sich, und wir kehrten hierher zurück.«
»Freiwillige?«, fragte Hrodgard gefährlich leise.
»Ja, Herr. Siebzehn, eine gute Zahl. Sie erkauften uns die Zeit, die wir benötigten, um hier Bericht zu erstatten.«
»Also bist du gemeinsam mit dem Rest geflohen?«
»Geflohen? Nein, Herr, ich …«, begann Ansprand verzweifelt.
Hrodgard schnitt ihm das Wort ab: »Keine Ausflüchte, Schlachtenmeister! Bist du vom Schlachtfeld geflohen?«
»Ja, Herr«, erwiderte Ansprand und ließ den Kopf sinken. Damit hatte er vor seinen Kriegern und vielen Zeugen zugegeben, dass er seine Krieger im Stich gelassen hatte. Seine Träume von meiner Position sind mit den siebzehn Helden gestorben, die er zurückließ, um die eigene Haut zu retten. Welcher wahre Zwerg würde einem Kriegsmeister folgen, der nicht bereit ist, sein Leben für seine Krieger zu geben? Er hätte sterben sollen, aber dafür ist er
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